Medaillen pflastern den Weg
Kein anderer heimischer Stemmer hat so viele Erfolge vorzuweisen wie der 71-jährige Niederösterreicher. Wie viele Medaillen es waren? "Das weiß ich nicht, am wichtigsten waren wohl die WM-Medaillen - die erste bei der Senioren-WM 1985 in Colorado, in Summe reihten sich 25 Stück aneinander", meint Steiner senior stolz.
Nicht zu vergessen seine Siege bei den Masters-Games, wo er Weltrekorde pulverisierte und Edelmetall seinen Weg pflasterte - von Aarhus bis Portland, von Miami bis Brisbane und eben Sydney, dem vielleicht abschließenden Höhepunkt seiner 53-jährigen Laufbahn.
"Iss noch zwei Jahre gescheit"
Mit dem Gewichtheben begonnen hatte Friedrich Steiner im Alter von 18 Jahren, am 1. Mai 1957, woran er sich noch genau erinnert. Denn schon zwei Jahre zuvor wollte er nach den Hanteln greifen. "Aber sie haben mich leider nach Hause geschickt und gesagt, weil ich nicht groß und stark genug war: Iss noch zwei Jahre gescheit und komm dann wieder."
Wegbereiter waren einst seine Schulkollegen in Bruck an der Leitha, darunter der später berühmte Gewichtheber Walter Legl. Sein Vater betrieb "ein Wirthaus, in dem der örtliche Gewichtheberclub beheimatet war. Das war unser Zugang zu diesem Sport", erinnert sich Steiner.
"Damals waren wir zwar noch nicht beim Verein, haben aber in den Schulpausen mit den Hanteln gestemmt. Eigentlich nicht gestemmt, sondern herumgewerkt und probiert. Und eines Abends gingen wir statt ins Kino in den Club. Das war der Beginn. Bis zum heutigen Tage habe ich kontinuierlich trainiert."
"Forciert habe ich Matthias nicht"
Dass er seinen Sohn, Olympiasieger Matthias, in seinem sportlichem Werdegang dadurch beeinflusst hat, glaubt er nicht. "Forciert habe ich ihn gar nicht, im Gegenteil. Er spielte Fußball, sogar sehr gut, bei den Obersulzer C-Knaben, mit denen er Meister in Niederösterreich Nordost geworden ist", berichtigt Steiner senior.
Stolz blickt er auf das damalige Ligafinale gegen Zistersdorf zurück: "Kurz vor dem Ende verwertete Matthias sogar den entscheidenden Elfmeter zum Meistertitel." Ein paar Jahre später, der Fußballverein bestand immer noch, jedoch nicht das damalige C-Knaben-Team, dem die Spieler ausgegangen waren, sei die Fußballerkarriere des späteren Supergewichtlers vorbei gewesen.
Vom Fußball zum Gewichtheben
"Papa, ich will Gewichtheben", lautete nun sein Wunsch, über den Vater Friedrich wenig erfreut war, "weil er zum Stemmen nicht die richtige Statur hatte. Lange Beine, schmal gebaut." Friedrich zögerte, woraufhin die Mutter für ihren Sohn das Wort ergriff: "Muss der Bub auf seinen Knien zu dir kriechen, damit du ihm endlich eine Hantel zum Probieren baust?", erinnert er sich an die mahnenden Worte. "Das war's dann."
Mit dem Besenstiel habe Matthias die Technik geübt, erst ganz schlecht, dann ein bisschen besser. Hilfreich sei eine Idee des Verbandes gewesen, der, weil es mit dem Gewichtheben bergabging ("Vereine und Sportler wurden immer weniger"), den Nachwuchs forcieren wollte: Von da an konnte jeder Verein einen mindestens 13 Jahre alten Jugendlichen in seine Mannschaft einbauen.
"Der Stärkste war natürlich ich"
Und siehe da, Matthias, er startete damals wie sein Vater für Mödling, zählte 13-jährig zu den sechs Besten seines Vereins. Binnen zwei Jahren trainierte er sich sogar an die Spitze. "Es ging sehr schnell mit ihm. Der Stärkste im Team war natürlich ich, aber selbst mich begann er nun langsam zu gefährden", erzählt Steiner, der den sportlichen Aufstieg seines Sohnes, der mit Freundin Inge im März Nachwuchs erwartet, auch in späteren Jahren mit Argusaugen verfolgte.
Dem Ende seiner eigenen Karriere blickt der 71-Jährige hingegen mit Wehmut entgegen, wiewohl er wie ein Jungspund trainiert: "Das Ende ist nicht mehr weit. Irgendwann ist es an der Zeit aufzuhören." Denn kleine Wehwehchen machen sich langsam bemerkbar - in der Schulter, auch in der Bizepssehne, die eingerissen war. "Der Körper wird im Alter eben spröde."
Arbeiten bis zum Lebensende
Seinem Motto "Immer arbeiten, immer trainieren, immer in Bewegung bis zum Lebensende" will er freilich auch in der sportlichen Pension treu bleiben. Dafür bürgen 25 Motorräder, Autos und Traktoren. Auch drei Liegenschaften, die instand gehalten werden müssen. Steiner: "Eine davon hätte Matthias gehört, aber der lebt ja leider nicht mehr in Österreich."
Michael Fruhmann, ORF.at
Link: