Der Mann der (Slalom-)Stunde

"Ich habe gewusst, dass ich gewinnen kann."
Sieg in Levi, Sieg in Alta Badia: Reinfried Herbst ist ein perfekter Start in den Olympiawinter gelungen, nach zwei Saisonslaloms hält der Salzburger beim Maximum von 200 Punkten.

"Von so einem guten Saisonstart habe ich geträumt. Ich wollte vom ersten Rennen weg den Rhythmus finden und die Trainingsleistungen ins Rennen umsetzen", freute sich der 31-Jährige, der in den vergangenen Saisonen eher als Spätstarter ab Jänner in Erscheinung getreten war.

"Glück ist natürlich auch dabei"
Den Grund für seine Frühform kennt Herbst nicht. "Ich kann es nicht erklären. Aber wenn man so wie heute mit acht Hundertstel Vorsprung gewinnt, dann ist natürlich Glück auch dabei", erklärte der Olympiazweite von 2006, der in Alta Badia knapp vor Silvan Zurbriggen und Manfred Pranger gewann.

Sein Levi-Sieg sei "wie aus dem Nichts und völlig unverhofft" passiert, in Alta Badia zählte er sich hingegen schon vor dem Rennen zu den Favoriten. "Ich habe gewusst, dass ich gewinnen kann."

Die Österreicher freuen sich
Dass der ÖSV seit 1997 auf der Gran Risa sieglos war, war für Herbst vor dem Rennen kein Thema. "Im Endeffekt geht es für mich nur um die 100 Punkte, die ich einsacken möchte. Und ob ich die hier oder anderswo gewinne, ist mir eigentlich egal."

Im Nachhinein fühle es sich natürlich gut an, den Bann gebrochen zu haben. "Weil man weiß, dass sich die Österreicher freuen, dass die Serie zu Ende ist."

Taktisch klug angelegt
Viel wichtiger war für Herbst aber am Montag, dass er sein Rennkonzept durchgezogen hatte. "Ich habe es taktisch sehr klug angelegt. Ich wusste, dass ich im oberen Teil meine Stärken habe, deshalb bin ich dort meine schnellen Schwünge gefahren. Danach bin ich mit der richtigen Mischung aus Sicherheit und Risiko gefahren. Damit will ich aber nicht sagen, dass ich noch viele Reserven gehabt hätte", so Herbst, der sich bereits bei seinen jüngsten Europacup-Einsätzen sehr gut gefühlt hatte.

Wirklich schnell hatte sich am Montag auf der Gran Risa nicht zuletzt wegen der schwierigen Kurssetzungen wohl niemand gefühlt. Das war auch bei Herbst so. "Das Tempo war niedrig, alles dauerte so lang, es war nicht flüssig. Ich wette, dass sich ohne die Zeittafel heute kein Läufer im Ziel richtig einschätzen hätte können."

Immer wieder schwer verletzt
Beim Riesentorlauf-Sieg von Christian Mayer vor exakt zwölf Jahren in Alta Badia war Herbst bereits im ÖSV, allerdings hatte er damals gerade den ersten seiner drei Kreuzbandrisse zu verdauen gehabt. Bis heute musste der Salzburger sechsmal wegen Knieverletzungen unters Messer. Deshalb sprach Herbst auch den derzeit verletzten Slalom-Assen Ivica Kostelic und Jean-Baptiste Grange Mut zu.

"Auch mich hat es gepusht, wenn ich gesehen habe, dass andere Verletzte es wieder zurückgeschafft haben. Teilweise kommt man nach Verletzungen stärker zurück, als man vorher war", meinte Herbst, der durch seinen siebenten Weltcup-Erfolg auch im Teammatch zwischen den Herren aus Österreich und der Schweiz auf 5:5 ausglich.

Kurze Verschnaufpause
Weihnachten wird Herbst traditionell ("Mit Weihrauchgehen und Würstelsuppe") in seiner Heimat Unken mit Freundin Manuela und dem zweijährigen Sohn Felix feiern.

Der nächste Slalom steht am 6. Jänner in Zagreb an, danach geht es mit Adelboden (10.1.), Wengen (17.1.), Kitzbühel (24.1.), Schladming (26.1.) und Kranjska Gora (31.1.) Schlag auf Schlag.

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