Vor den Kameras wirkt der bald 41-Jährige cool und fast schon unnahbar. "Ich bin kein Mensch, der gerne Emotionen zeigt, außer bei denen, die mich gut kennen", sagt der Deutsche über sich selbst. "Ansonsten kontrolliere ich mich, so gut es geht, was den Leuten vielleicht nicht das richtige Bild davon gibt, wer ich bin."
Beim zweiten Mal klappt es mit Mercedes
Nein, wiederkommen wollte er nicht, eigentlich nicht. Seit seinem Rücktritt Ende 2006 betonte Schumacher das immer wieder. Wie sehr ihr einstiger Herrscher der Formel 1 aber auch gefehlt hat, zeigte der Hype, den sein angekündigtes Sensationscomeback im Ferrari im Sommer bereits ausgelöst hatte.
Nicht minder groß war die Enttäuschung, nicht nur bei Schumacher selbst, als er wegen einer Schädelverletzung infolge eines Motorradunfalls am 11. Februar passen musste.
Italien weinte, und die Motorsportfans waren traurig. Italien wird nun trotzig sein, die Fans aber, so sie Schumacher mögen, auf Wolke sieben schweben. Schumacher kehrt auf die Piste zurück, am Steuer eines Mercedes. Einst war ein Wechsel zu McLaren-Mercedes noch gescheitert, Grund war dem Vernehmen nach der damalige Teamchef Ron Dennis.
Beeindruckende Erfolgsbilanz
Schumacher ist ein Ausnahmesportler. 250 Rennen, 91 Siege, sieben WM-Titel, Rekorde en masse. Erfolgsbesessen für die einen, einfach nur zielstrebig für die anderen.
Mit seinen Widersachern, allen voran Damon Hill und Jacques Villeneuve, leistete sich Schumacher Gefechte auf Messers Schneide. Er war und ist keiner, der auf der Strecke gern zurücksteckt.
Silverstone-Unfall vor über zehn Jahren
Schumachers Karriere blieb auch nicht unfallfrei. Der schwerste Zwischenfall passierte am 11. Juli 1999 in Silverstone.
"Ich liege da und merke, wie ich mich wieder so ein bisschen fange und beruhige und fühle meinen Herzschlag. Und fühle plötzlich, wie mein Herzschlag immer weniger wird und plötzlich komplett aufhört. Lichter gehen aus", erinnerte er sich an den furchtbaren Crash.
"Und dann denke ich: Aha, so fühlt es sich wahrscheinlich an, wenn du dann auf dem Weg nach oben bist." Bei dem Unfall hatte er sich das Schien- und Wadenbein gebrochen - nur 98 Tage später gab er jedoch bereits ein Comeback.
Der Perfektionist setzt Maßstäbe
Der Familienvater, der mit seinen beiden Kindern und Gattin Corinna am Genfer See lebt, hat Maßstäbe gesetzt. Er ist Perfektionist. Wer ihn zuletzt im T-Shirt oder Hemd sah, wusste, dass er topfit ist. Bereit, es den Jungen nochmals zu zeigen.
Was Schumacher angefangen hat, muss er zu Ende bringen. Das gescheiterte Comeback hatte ihn möglicherweise tiefer getroffen als bekannt. "Ich befinde mich in der vielleicht schwierigsten Phase meiner Karriere", hatte Schumacher bei seiner Absage an Ferrari im August gesagt.
Weltmeister der Herzen war Schumacher jedoch nie. Sieben WM-Titel und beinahe alle wichtigen Rekorde - sein Erfolg schaffte auch Neid und Distanz. Hinzu kam das reservierte Auftreten des Multimillionärs in der Öffentlichkeit. Dadurch wurde der Ruf des "Rennroboters" laut.
"Ich bin ein normaler Vater"
Schumacher zeigte sich auch misstrauisch im Umgang mit Journalisten und vermutete - bedingt durch zahlreiche negative Erfahrungen - hinter Fragen oft auch eine Falle.
Dabei ist der auch karitativ engagierte Schumacher ein Harmoniemensch - beruflich wie privat. Familie und Freunde gehen ihm über alles. "Ich bin ein normaler Vater, spiele mit meinen Kindern und mache, worauf sie Lust haben", beschreibt er seine Rolle. Homestorys und Bilder mit seiner Familie sind allerdings tabu.
Erst mit seinem Rücktritt schien Schumacher auch in die Herzen der Menschen zu gelangen, obwohl er auch in den vergangenen drei Jahren nur selten Interviews gab. Für Schlagzeilen sorgte er mit dem Bau eines schlossähnlichen Hauses und seinen nicht immer geglückten Auftritten bei Motorradrennen. Galas und sonstige VIP-Ansammlungen waren hingegen nie seine Sache.
Grundstein auf der Kartbahn
Den Erfolg und Reichtum hat sich der "Jahrhundertfahrer" hart erarbeitet. In Kerpen betrieben sein Vater Rolf und seine 2003 gestorbene Mutter Elisabeth eine Kartbahn, auf der er als vierjähriger Knirps den Grundstein für seine Karriere legte.
Der gelernte Kfz-Mechaniker hat bei allem überragenden Talent nie aufgehört, an sich zu arbeiten. "Ich kenne keinen Fahrer, der körperlich und geistig so fit ist", sagte Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo über seinen erfolgreichsten Angestellten.
Steckbrief von Michael Schumacher, der 2010 mit Mercedes in die Formel-1-WM zurückkehrt:
Michael Schumacher im Kurzporträt
- Geboren: 3. Jänner 1969
- Geburtsort: Hürth-Hermühlheim
- Wohnort: Vufflens-le-Chateau (Schweiz)
- Familienstand: verheiratet mit Corinna seit 1995
- Kinder: Gina Maria, Mick
Formel-1-Karriere:
- Rennen insgesamt: 250
- Debüt: 25. August 1991 in Spa-Francorchamps (Jordan-Ford/ausgeschieden)
- Erster Sieg: 30. August 1992 in Spa-Francorchamps (Benetton-Ford)
- Bisher letzter Grand Prix: 22. Oktober 2006 in Sao Paulo (Ferrari)
Wichtigste Erfolge:
- WM-Titel: 7 - 1994 (Benetton-Ford), 1995 (Benetton-Renault), 2000, 2001, 2002, 2003, 2004 (jeweils Ferrari)
- Grand-Prix-Siege: 91
- Podiumsplätze: 154
- Punkte insgesamt: 1.369
- Polepositions: 68
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