Andreas Kofler war es diesmal, der den Favoriten Gregor Schlierenzauer und Simon Ammann die Suppe versalzte, ein Jahr zuvor war es Wolfgang Loitzl gewesen.
Sensationell war neben der Leistung der ÖSV-Adler auch Janne Ahonen, dem nach seinem Comeback am Ende nur 13,3 Punkte zum sechsten Tournee-Titel fehlten.
Start-Ziel-Sieg für Kofler
Mit einem Triumph in Oberstdorf hatte es Ende 2009 für Kofler begonnen, der einen Start-Ziel-Sieg feierte. Dazwischen lag der Angriff von Gregor Schlierenzauer, Gewinner des Neujahrsspringens in Garmisch-Partenkirchen und erstmals auch auf dem Bergisel.
Am Dreikönigstag in Bischofshofen wurde dann gar zweimal die österreichische Hymne gespielt: Zunächst für den dritten Tagessieger aus Österreich, Thomas Morgenstern, der damit den insgesamt 50. Tournee-Tagessieg für Österreich sowie seinen zweiten nach Oberstdorf 2007 ersprang, dann für Gesamtsieger Kofler.
Zwar wurde es am Ende nichts aus dem möglichen Triplesieg in der Gesamtwertung, denn Ahonen und Schlierenzauer tauschten die Plätze. Der Tiroler landete nur auf dem vierten Endrang, war zwar sehr enttäuscht, konnte sich aber dennoch für Kofler mitfreuen.
"Wie in einem Film"
Die Freude war Kofler auch am Abend noch lange anzusehen. Ein Glücksgefühl, das er ähnlich wie bei den Olympischen Spielen 2006 beschrieb.
Was in ihm vorging, als er ganz oben auf dem Stockerl stand und die Hymne gespielt wurde? "Es läuft ab wie in einem Film. Du weißt, was du in den letzten zwei Jahren gemacht hast, welche Fehler du gemacht hast, auf welche neuen Sachen du draufgekommen bist, welche Emotionen im Spiel waren. So was geht einem durch den Kopf. Vom Gefühl her sehr bewegend, aber man genießt das auch", erzählte Kofler.
Im Vorjahr nur TV-Zuschauer
Ein Jahr zuvor war er am Bischofshofener Bewerbstag Skilaufen gewesen, weil er in der Qualifikation gescheitert war. Den Sieg Loitzls hatte Kofler im Fernsehen verfolgt.
"Ich bin dann zur Ruhe gekommen und zum Entschluss, dass ich mich selbst retten werde", meinte der 25-jährige Stubaitaler, der nun neben einem Mini Cooper und einem Volvo auch das erste selbst ersprungene Auto, einen Subaru, sein Eigen nennt. "Autos kann man nie genug haben", scherzte er.
Das Siegerauto wird wohl oft von seiner Schwester gefahren werden. "Sie freut sich, wenn ich ihr ein bisserl Mobilität leihe."
Ahonen lässt es rocken
Für Ahonen verlief die Tournee auch besser, als viele erwartet hatten. "Es schaut bisher recht gut aus. Natürlich sind die Spiele eines meiner Ziele in dieser Saison." Ob er nach dieser Saison weitermachen werde, weiß der Finne noch nicht. "Aber ich genieße es, also 'let's rock'", meinte er trocken wie immer.
Erfreut war auch Titelverteidiger Loitzl: "Ich bin sehr zufrieden mit dem dritten Platz in der Endabrechnung. Natürlich war es irgendwo das Ziel von mir, vorne mitkämpfen zu können. Ich habe vom ersten bis zum letzten Wettkampf bestätigen können, dass es möglich gewesen wäre, den Titel zu verteidigen."
Morgenstern bejubelt Heimsieg
Ähnlich zumute war Morgenstern nach seinem ersten Tournee-Sieg vor eigenem Publikum - nach einem Doppelsieg in Villach 2007 endlich wieder ein Triumph vor eigenem Publikum für den Kärntner. "Es ist ein wunderschönes Gefühl, vor so vielen österreichischen Zuschauern ganz oben zu stehen."
Sein Trip in die Ramsau nach dem Bergisel habe ihm viel gebracht, vor allem "mehr Klarheit und Sicherheit" im System. Eines seiner Saisonziele habe er mit dem Weltcup-Sieg, dem ersten seit Februar 2008 in Liberec, erreicht.
Erinnerungen an Olympia 2006
Im Vorjahr holte der Tournee-Sieger Loitzl dann bei der WM Normalschanzen-Gold, wurde Kofler erinnert.
"Das klingt ja gut. Ich freue mich extrem auf Olympia. Ich bin schon einmal in der Situation gewesen, das kann mich nur bestärken", verspricht der Teamolympiasieger und auf der Großschanze um nur einen Zehntelpunkt "versilberte" Tiroler, der aber immer wieder betont, dass ihn diese knappe Niederlage nicht belastet hat. Denn Silber glänzte für ihn damals wie Gold - und am Dreikönigstag schien vor Morgenstern und Kofler die eins auf.
"Da schließt sich ein Kreis, das Schöne ist, wie vor vier Jahren, es sind beide glücklich. Nur mit dem einen Unterschied, dass überall ein Einser davor steht. Solche Geschichten schreibt nur der Sport", freute sich auch Cheftrainer Alexander Pointner für beide Athleten.
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