Rekordstrafen in der KHL

Insgesamt sprachen die Referees 637 Strafminuten aus.
Abbruch nach drei Minuten und 39 Sekunden, dazu der neue Rekord von insgesamt 637 Strafminuten: Die Begegnung zwischen Witjas Tschechow und Awangard Omsk wird nicht nur den Schiedsrichtern in der russischen Eishockey-Liga lange in Erinnerung bleiben.

Wegen einer Massenschlägerei von am Ende fast 30 Spielern auf dem Eis konnte am Samstag ein Spiel in der Kontinental Hockey League (KHL) nach nur vier Spielminuten nicht mehr weitergeführt werden - zu sehen auch in einem Video auf YouTube. Aufgrund der ausgesprochenen Strafen standen den Teams keine Spieler mehr zur Verfügung.

Der Verband in Moskau sprach am Sonntag Geldbußen von insgesamt 130.000 Euro gegen Clubs, Trainer und Spieler aus und wertete das Spiel für beide Teams als Niederlage, wie die Agentur Interfax meldete. Bis zum Abbruch waren am Vortag in Tschechow rund 80 Kilometer südlich von Moskau keine Tore gefallen.

"Wäre in der NHL unmöglich"
Omsks tschechischer Star Jaromir Jagr, der ebenfalls lange Zeitstrafen erhalten hatte, nannte die Schlägerei unfassbar. "So etwas wäre in der NHL unmöglich."

Die Prügelei sei von einem Witjas-Akteur ausgelöst worden, der seinen Gegenspieler absichtlich mit dem Puck getroffen habe, sagte Jagr. "Raufereien gehören zum Eishockey, das ist aber eine Schande für die ganze Liga."

Provokationen beim Aufwärmen
Russischen Medien zufolge hatte es in Tschechow bereits beim Aufwärmen Provokationen zwischen den beiden Mannschaften gegeben. Nach nur etwa drei Spielminuten sei dann auf dem Eis eine erste größere Prügelei ausgebrochen, nach der die Schiedsrichter elf Akteure vorzeitig in die Kabine schickten.

Nach Wiederaufnahme der Partie dauerte es lediglich sieben Sekunden bis zur nächsten Schlägerei. Nach weiteren Faustkämpfen, zu denen auch alle gesperrten Spieler wieder aufs Eis sprangen, wurde die Begegnung nach nur insgesamt drei Minuten und 39 Sekunden Spielzeit abgebrochen.

Liga droht Ausschluss an
Nach der Massenschlägerei hat die KHL Witjas Tschechow im Wiederholungsfall mit dem Ausschluss gedroht. Zahlreiche Konkurrenten forderten, das Team, das abgeschlagen auf dem letzten Platz liegt, auf jeden Fall zum Saisonende zu suspendieren. Das berichteten russische Medien am Montag.

"Eine Mannschaft mit Idioten"
Witjas ist in der Liga für seine äußerst aggressive Spielweise berüchtigt. "Es ist eine Mannschaft mit Idioten", sagte der schwedische KHL-Legionär Andreas Johansson.

Rückschlag für KHL
Der Skandal ist ein Rückschlag für die mit Milliarden gesponserte KHL. Die ambitionierte Eliteklasse mit 24 Mannschaften aus Russland, Kasachstan, Lettland und Weißrussland will auf Dauer der nordamerikanischen NHL Konkurrenz als bedeutendste Liga der Welt machen.

Dabei wirbt die KHL auch um europäische Teilnehmer. Angeblich hatten bereits Clubs aus Tschechien, Deutschland und auch aus Österreich ihr Interesse an einer Teilnahme bekundet.

Noch ein weiter Weg
Nach Einschätzung von Jagr hat die KHL noch einen weiten Weg vor sich, bis sie das Niveau der nordamerikanischen Profiliga NHL erreicht.

"Die NHL wurde 1917 gegründet und die KHL erst 2007. Trotzdem hat Russland nicht 90 Jahre Zeit, um aufzuholen", sagte der 37-Jährige.

Geld spielt keine Rolle
Am Geld sollte es in Russland sicher nicht scheitern, die hochgesteckten Ziele zu erreichen. Millionensponsoren wie Gasprom und der Rüstungslieferant Rosoboronexport sollen die KHL dabei unterstützen, die Topstars aus der NHL abzuwerben und in den Osten zu holen.

Als einer der ersten erlag Jagr den Lockrufen aus Sibirien. Der Starstürmer unterschrieb 2008 bei Omsk einen Zweijahresvertrag und soll rund zwölf Millionen Dollar (7,65 Mio. Euro) pro Saison verdienen. Das wäre doppelt so viel, wie ihm die New York Rangers geboten hatten.

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