Umschwung auf der Streif?

Österreich wartet seit 7. März 2009 auf einen Sieg in der Königsdisziplin.
Vor einem Jahr haben Österreichs Abfahrer mit einer deftigen Schlappe die Reise von Wengen nach Kitzbühel angetreten (beste Platzierung Rang 18), die Umstände heuer sind unwesentlich besser.

Die Ränge neun durch Klaus Kröll und zehn durch Georg Streitberger am Samstag in Wengen heben nicht gerade die Euphorie unter den Speed-Piloten. Bei den 70. Hahnenkammrennen bietet sich die letzte Chance, vor den Olympischen Spielen doch noch einen Erfolg in der Abfahrt einzufahren und den Umschwung einzuleiten.

Druck nicht größer als im Vorjahr
Als Kröll am Samstag im Ziel des Lauberhorns abgeschwungen und auf die Anzeigentafel geschaut hatte, hoffte er, dass seine nachfolgenden Kollegen es besser machen würden. Der Wunsch wurde nicht erfüllt.

Angesprochen auf den Druck, der auf ihm, Michael Walchhofer und Co. ob des noch ausstehenden Sieges nach nun fünf Abfahrten und nur zwei Podestplätzen lastet, sagte der Steirer: "Viel größer als im Vorjahr kann der Druck auch nicht werden. Vielleicht ist die Motivation jetzt umso größer - auch mit dem heimischen Publikum im Rücken."

Mit gutem Gefühl nach Kitzbühel
2009 ließ sich Kröll von seinem Wengen-Auftritt nicht verunsichern, trotz Handwurzelknochenbruchs gewann er in Kitzbühel den Super-G und landete in der Abfahrt auf dem dritten Rang.

"Ich fahre mit einem guten Gefühl nach Kitzbühel, mit einem viel besseren als im vergangenen Jahr, die Leistung von Wengen ist ausbaufähig", ist er überzeugt.

Für Walchhofer (16.) stand vorerst im Vordergrund, den Magen-Darm-Infekt auszukurieren und für das Heimevent wieder fit zu sein. Platz zwei auf der Streif hinter dem Schweizer Didier Defago war es im vergangenen Jahr geworden, seine bisher letzte Abfahrt hatte der Salzburger am 20. Dezember 2008 in Gröden gewonnen.

"Dann erzwinge ich es"
Allerdings zeigte sich der 34-Jährige auch selbstkritisch: "Es reicht. Die Ausreden müssen ein Ende haben, damit muss Schluss sein."

In Wengen habe einfach nichts zusammengepasst. "Ich hoffe, dass ich das gleich abhaken kann. Jetzt muss es dann einfach passen, und in Kitzbühel sollte es so weit sein. Und wenn das nicht von selber geht, dann erzwinge ich es", sagte Walchhofer, der auch fest daran glaubt, dass er auch in puncto Verhältnisse einmal auf der sicheren Seite landen muss.

Österreich wartet seit 7. März 2009 und dem Erfolg von Kröll in Kvitfjell auf einen Sieg in der Königsdisziplin. "Übers Jahr gesehen sind wir nicht mehr die Topnation in der Abfahrt", gestand Kröll ein, der sich vergangene Saison im Rennen um die kleine Kristallkugel als Zweiter um 46 Punkte seinem Landsmann Walchhofer geschlagen geben musste.

Vierter in Abfahrtswertung
In der aktuellen Wertung ist Walchhofer als Vierter bester Österreicher (215 Punkte), in Führung liegen die Schweizer Didier Cuche (296), Carlo Janka (284) und der Kanadier Manuel Osborne-Paradis (224). Mario Scheiber als Neunter (107) und Kröll als 13. (100) sind die einzigen weiteren ÖSV-Läufer in den Top 25.

Der 23-jährige Janka sorgte mit seinem vierten Saisonsieg nicht nur dafür, dass nach Defago wieder ein Schweizer den Klassiker in Wengen gewann, der Bündner ist auch der jüngste Abfahrtssieger auf dem Lauberhorn seit 30 Jahren (Peter Müller, 22). Sein Landsmann Cuche verteidigte als Fünfter die Führung in der Disziplinwertung und zollte dem jüngeren Kollegen Respekt.

"Carlo ist im Moment überlegen. Die Lockerheit, die er an den Tag legt, wünscht sich wohl jeder Fahrer. Ihm gelingt fast alles, ohne dass er viel überlegen muss. Es ist gut, einen wie ihn in der Mannschaft zu haben."

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