"Fehler haben immer Auswirkungen"

Sturzopfer Albrecht stattet der Streif einen Kurzbesuch ab.
"Die Streif", schwärmt Rennleiter Peter Obernauer, sei in einem "fantastischen" Zustand. Auch die Wetterprognosen sind günstig und sagen für die Abfahrt am Samstag beste Bedingungen voraus.

Die 70. Hahnenkammrennen in Kitzbühel versprechen, sportlich und gesellschaftlichen wieder ein Highlight zu werden - Stars wie Justin Timberlake und Nicole Scherzinger haben sich angekündigt -, werden aber auch von großen Emotionen begleitet.

"Schwarzer Blitz aus Kitz"
Zum einen, weil es die ersten Rennen nach dem Tod von Legende Toni Sailer sind, zum anderen, weil der im Vorjahr so schwer gestürzte Schweizer Daniel Albrecht zu einem Pressetermin in die Stadt kommt.

Neben dem Start der Abfahrt steht nunmehr eine große Eisskulptur, die Sailer beim Skifahren zeigt und zum Gedenken an den "schwarzen Blitz aus Kitz" erbaut wurde.

"Tod ein Riesenverlust"
Der dreifache Olympiasieger war am 24. August nach langer Krankheit im Alter von 73 Jahren verstorben. Ab 1983 war er Streckenchef, von 1985 bis 2006 auch Rennleiter auf dem Hahnenkamm.

"Für uns war sein Tod ein Riesenverlust. Wir, der Kitzbüheler Ski Club, haben ihn gewürdigt, werden ihn weiterhin würdigen und erinnern mit der Skulptur an ihn", sagte Obernauer.

Streif in einem "Traumzustand"
Auf der Streif liegt eine 50 Zentimeter dicke Kunstschneeschicht, die mit dem Balken durchwässert wurde. Die niedrigen Temperaturen machten eine Präparierung bereits vor Weihnachten möglich, der Neuschnee konnte dem eisigen Belag nichts anhaben.

"Den Traumzustand kann ich nach wie vor bestätigen. Oben gab es fast 15 Zentimeter Neuschnee, den wir bereits wieder draußen haben", erklärte Obernauer. Laut dem Rennleiter wurden auf der Streif "in keiner Weise zusätzliche Schwierigkeiten eingebaut". Es sei nichts anders als im Jahr zuvor.

Angst vor weiteren Sturzopfern
"Die Streif ist von Haus aus sehr spektakulär. Sie ist schwer genug, die schwerste Abfahrtsstrecke überhaupt. Wir hoffen, dass alles gutgeht und sich so knapp vor den Olympischen Spielen niemand wehtut", sagte Obernauer.

Besonderes Augenmerk liegt bei der Präparierung auf dem Zielsprung, auf dem 2008 der US-Amerikaner Scott Macartney und 2009 der Schweizer Daniel Albrecht schwer zu Sturz gekommen waren.

"Fahrfehler haben leider immer ihre Auswirkungen. Wir versuchen, es so zu gestalten, dass es kleine Fehler verkraftet. Aber große haben immer ihre Auswirkungen", sagte der FIS-Renndirektor für Abfahrt und Super-G, Helmut Schmalzl, in einem ORF-Interview am Sonntag.

Schockierende Bilder
Macartney hatte bei einer Geschwindigkeit von 141,2 km/h den Zielsprung nicht richtig erwischt, war in Seitenlage geraten und mit Rücken, Becken und Kopf auf die harte Piste geprallt. In der Rutschphase hatte er zudem den Helm verloren.

Macartney erlitt ein isoliertes Schädel-Hirn-Trauma, Prellungen und Abschürfungen. Auch bei der 2009er-Auflage der spektakulärsten Abfahrt der Welt jagten schockierende Bilder den Sportfans kalte Schauer über den Rücken.

Der beschwerliche Weg zurück
Albrecht war nach der Kompression beim umgebauten Zielsprung in Rücklage geraten, prallte nach 70 Metern mit dem Rücken und solcher Wucht auf die pickelharte Piste, dass er dort deutliche Spuren hinterließ. Die Skier zerbarsten, der Sportler blieb regungslos im Schnee liegen.

Kurz vorher war für ihn eine Geschwindigkeit von 138,2 km/h gemessen worden. Diagnose: Schädel-Hirn-Trauma und eine Lungenkontusion. Fast drei Wochen lag der Weltklasseläufer im künstlichem Tiefschlaf und kämpfte sich danach Schritt für Schritt ins Leben und in den Skisport zurück.

Fehlende Erinnerung
Wann der 26-jährige Kombinationsweltmeister von Aare 2007 wieder Rennen bestreiten wird, dazu wird er auf einer Pressekonferenz in Kitzbühel Stellung nehmen, danach aber wieder abreisen und sich die Rennen nicht vor Ort ansehen.

Bisherige Comeback-Pläne wurden immer wieder verschoben. Aus der Schweiz war zu hören, dass Albrecht die Teilnahme an den beiden Riesentorläufen in Kranjska Gora nächste Woche überlege, während sich das Trainerteam eher für eine Rückkehr erst im Oktober 2010 aussprach.

Albrecht fehlen nach wie vor viele Erinnerungen - auch an den Horrorsturz, den er bereits viele Male auf Video gesehen hat. Vielleicht wird ihm das Besichtigen des Schauplatzes Aufschlüsse bringen.

Freude über Albrecht-Kurzbesuch
Die Kizbüheler jedenfalls freuen sich über den Kurzbesuch Albrechts. "Wir freuen uns alle sehr, wir haben wirklich mitgelitten bei seinem Unfall und dem Schicksal. Ich hoffe von Herzen, dass er bald wieder fahren wird und an die Spitze zurückkehrt", so Obernauer.

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