Schönfelder fährt neue Wege

Küche, Lounge, Fitnessraum - der Kärntner ist in Zukunft für alle Eventualitäten gerüstet.
©Bild: ORF.at/Dominique Hammer
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Ein imposanter Sattelschlepper direkt vor der Hahnenkammbahn hat die Blicke bei den Weltcup-Rennen in Kitzbühel auf sich gezogen. Von den bunten Seitenwänden lachte ein überlebensgroßer Rainer Schönfelder - "Schönfelder Recreation Home" stand darüber zu lesen.

Und der Inhalt hielt, was die Verpackung versprach - das machte eine Führung durch das Innenleben des laut Schönfelder "einfach unglaublich teuren" Trucks (Kostenpunkt laut Sponsor mehr als 300.000 Euro) schnell klar.

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Vom Seiteneingang des zweigeteilten Lkw gelangt Schönfelder an einer gut gefüllten Bar vorbei direkt in die top ausgestattete Küche, von der es weiter in die Lounge - den Entspannungsraum - mit Stereoanlage, Flatscreen und sonstigem Luxusinterieur geht. Über den Hintereingang betritt man das Fitnesszimmer mit zahlreichen Lichttherapiegeräten, Massagebank, demnächst auch einem Ergometer. Der markante Geruch von Massageöl ist permanenter Begleiter.

Lkw in der Warteschleife
Seinen ersten Einsatz - die Weltcup-Premiere - hätte der Lkw im Ganslernhangslalom von Kitzbühel feiern und anschließend nach Schladming weiterfahren sollen. Doch es kam anders. Schönfelder zog verletzungsbedingt einen Schlussstrich und beendete wie im Vorjahr die WM- auch die Olympiasaison vorzeitig.

"Dabei wäre es mit dem Lkw so schön gewesen", seufzte der Kärntner - nicht wissend, dass er sich zehn Tage später einer weiteren Operation würde unterziehen müssen. "Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben - nächste Saison geht es weiter."

Das rekonvaleszente Bein spielte seinen Lkw-Plänen übel mit. "Es war mir nicht möglich, ansprechend Ski zu fahren", so Schönfelder. Die Meniskus-OP vor einem Monat sei schwerwiegender gewesen als von ihm kommuniziert, das komplette Knie in Mitleidenschaft gezogen - neben Knochenprellungen auf der Innen- und Außenseite auch Sehnenzerrungen und Muskelfaserrisse.

"Mittel in Bewegung gesetzt"
Diese Verletzungen verfehlten ihre Wirkung nicht. "Noch immer kann ich nicht aufrecht gehen, mit den Skischuhen gar nicht, schon gar nicht bergab", sagte Schönfelder, der selbst die paar Stiegen hinauf in sein "Recreation Home" nicht schmerzfrei bewältigen konnte, sondern dabei humpelte.

"Ich habe alles gegeben, versucht, das Steuer herumzureißen, aber es war unmöglich - Olympiasaison hin oder her." Schönfelder zog die Notbremse, um Schlimmeres zu verhindern - was dann dennoch geschah: In seinem lädierten Knie riss zusätzlich das Kreuzband und musste durch ein künstliches ersetzt werden. Erst in sechs Monaten wird Schönfelder nun auf die Skipisten zurückkehren können. Der Lkw bleibt so lange in der Garage.

Dabei habe er davor alle Mittel in Bewegung gesetzt und die Therapiestation in den Truck verlagert, um seine Verletzungen rund um die Uhr behandeln zu können. "Es ist schwierig, solche Rückschläge immer wieder zu verkraften. Aber wenn ich tief in mich hineinschaue, muss ich sagen: Ich bin mit solcher Leidenschaft bei der Sache, dass die Saison zwar beendet ist, die Vorbereitung auf die neue aber bereits begonnen hat."

Im Truck zu neuen Erfolgen
©Bild: ORF.at/Dominique Hammer
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An das Ende seiner Karriere habe er nämlich trotz niederschmetternder Diagnosen nie gedacht. Schönfelder ist motiviert wie immer und voll Tatendrang. "Nur wegen dieser Verletzung ist nicht alles scheiße. Ich werde weitermachen und blicke positiv in die Zukunft. Mein Fuß ist der Chef, der wird den Ton angeben und ich genau darauf hören, was er sagt", so der 32-jährige Sieger von fünf Weltcup-Rennen und des Slalomweltcups vor sechs Jahren.

Mit dem Truck will er erfolgreich in die Zukunft steuern: Denn Schulmedizin sei nur ein Teil seiner Therapie, "darüber hinaus gibt es andere, und ich bin froh und dankbar dafür, dass ich Partner (Bodytherm) gefunden habe, die mich dabei unterstützen", verwies Schönfelder stolz auf das leistungsstarke Prunkstück. "Nur deshalb komme ich immer so schnell voran mit der Genesung, darin sind alle Gerätschaften, die ich für meine Therapien brauche."

"Demnächst geht es weiter"
©Bild: ORF.at/Dominique Hammer
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Therapie und Regeneration im Lastwagen nach Vorbild Bode Millers also, der über Jahre im Camper durch den Weltcup-Zirkus tingelte und darin auch wohnte, worauf Schönfelder freilich verzichtet.

"Für mich dient er in erster Linie zur Therapie und als Aufenthalts- und Rückzugsmöglichkeit. Der Lkw enthält einen Auszug all dessen, was ich brauche. Es fehlt mir an nichts." Vor dem Rennen hinein, Sachen platzieren und dann direkt mit der Gondel zum Start: "Das wäre toll gewesen, demnächst geht es weiter" - mit 520 PS.

Michael Fruhmann, ORF.at

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