In guten wie in schlechten Zeiten

Brees: "New Orleans war meine Berufung."
"Drew Orleans"-Aufkleber auf Autos, "Breesus" als neuer Spitzname: Die Hysterie um Andrew Christopher Brees, kurz Drew, nimmt schon bizarre Formen an.

Der Spielmacher der New Orleans Saints ist für die Fans seines Clubs - auch wegen seines karitativen Engagements für die von Hurrikan "Katrina" zerstörte Stadt - beinahe wirklich zum "Heiligen" geworden.

Der 31-jährige gebürtige Texaner hat den ewigen Außenseiter New Orleans zum ersten Mal in der 43-jährigen Vereinsgeschichte in die Super Bowl geführt. Dort treffen die Saints am Sonntag in Miami auf die Indianapolis Colts.

Schulter kaputt, Karriere auch?
Für Brees wird das Spiel nicht nur aus sportlicher Sicht etwas Besonderes: Er kehrt an jenen Ort zurück, an dem seine Karriere die entscheidende Wende nahm.

Im letzten Spiel des Jahres 2005 verletzte sich der damalige San-Diego-Quarterback schwer an der Schulter und unterzog sich einer komplizierten Operation. Die Chargers verloren das Vertrauen und boten Brees künftig einen stark leistungsbezogenen Vertrag und nur ein geringes Fixum an, was dieser ablehnte.

Zehn Millionen sind ein gutes Argument
Nach seinem Abschied aus San Diego musste er sich zwischen den Miami Dolphins und New Orleans entscheiden.

Auch Miami war skeptisch, traute der operierten Schulter und Brees keine Höchstleistungen mehr zu. Das finanzielle Angebot entsprach nicht Brees' Vorstellungen von einer adäquaten Bezahlung.

Die Saints boten hingegen garantierte zehn Millionen Dollar im ersten Vertragsjahr. Ein gutes Argument für den Wechsel zu einem Team, das sportlich am Boden lag und nach Hurrikan "Katrina" emotional verwüstet war.

"Bin dort, wo ich hingehöre"
"Am Ende glaube ich, dass New Orleans meine Berufung war. Ich bin dort, wo ich hingehöre. Nicht nur, um dem Team zu helfen, sondern auch, um die Stadt und ihre Bewohner wieder aufzubauen", sagte Brees.

Der Quarterback rechtfertigte das in ihn gesetzte Vertrauen über die Maßen. Gemeinsam mit Neo-Cheftrainer Sean Payton und der Verpflichtung von College-Superstar Reggie Bush ging ein Ruck durch die Mannschaft.

Brees wirft Saints an die Spitze
Angetrieben von der Vorstellung, mit guten Ergebnissen auch der zerstörten Stadt wieder Hoffnung zu geben, machten die Saints aus einer 3:13-Bilanz 2005 ein Jahr später bereits ein 10:6 und schafften den Einzug in das NFL-Halbfinale.

In vier Saisonen warf Brees jeweils über 4.000 Yards. 2008 verfehlte er den NFL-Rekord von Dan Marino von 5.084 Yards nur um 15 Yards. 2009 stellte er mit 70,6 Prozent komplettierten Pässen eine neue Bestmarke auf.

Großes Vertrauen
Brees, der für einen NFL-Quarterback mit 1,83 Metern relativ klein ist, gilt als akribischer Arbeiter und hat überdies bei den Saints eine Vielzahl an verschiedenen talentierten Passempfängern. Die Spieler vertrauen ihrem Spielmacher beinahe bedingungslos.

"Drew ist unser Anführer. Wenn er mich auffordern würde, von einer Brücke zu springen, um ein Spiel zu gewinnen, würde ich sicher nicht zögern", wurde etwa Saints-Guard Carl Nicks zitiert.

Alles für New Orleans
Das hohe Ansehen Brees' geht in New Orleans jedoch über das Sportliche hinaus. Bisher sammelten er und seine Frau Brittany mit ihrer karitativen Organisation Brees Dream Foundation über vier Millionen Dollar für den Wiederaufbau der Stadt.

"Es ist noch immer viel zu tun, viele Leute leben nach wie vor in schlechten Umständen", sagte Brees, der weiß, was sich die Einwohner ebenso wünschen wie neue Häuser.

"Wir sind noch nicht am Ende. Mit einem Sieg am Sonntag können wir der Stadt noch mehr zurückgeben."

Martin Wagner, ORF.at

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