Trainereffekt beim Gegner?

Duell der Meister aus Belgien und Österreich.
Österreichs Meister will 2010 in der Europa League dort fortsetzen, wo er 2009 aufgehört hat.

Red Bull Salzburg geht am Donnerstag mit dem Selbstvertrauen von sechs internationalen Siegen in Folge in das Hinspiel des Sechzehntelfinales bei Standard Lüttich.

Doch obwohl der belgische Meister bisher eine völlig verpatzte Saison spielte und bei bereits 16 Punkten Rückstand auf Tabellenführer Anderlecht nicht einmal mehr den Funken einer Chance auf die erfolgreiche Titelverteidigung hat, ist man im Lager der Salzburger vorsichtig.

D'Onofrio löste Bölöni als Coach ab
Der Grund dafür ist simpel und liegt in einem der ältesten "Fußballgesetze": dem Trainereffekt.

Bei Standard kam es vor einer Woche zum Rücktritt von Erfolgscoach Laszlo Bölöni. Der rumänische Ex-Teamspieler hatte "Les Rouches" im Vorjahr noch zum Titel geführt, zog aber angesichts der katastrophalen Ergebnisse in der laufenden Saison die Konsequenzen.

©Bild: Bongarts
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An seiner Stelle übernahm Sportdirektor Dominique d'Onofrio als Interimstrainer - und zumindest im ersten Spiel stellte sich auch Besserung ein.

Generalprobe erfolgreich, aber ...
In der Generalprobe für das Duell mit Salzburg feierte der 56-jährige gebürtige Italiener mit Standard am Sonntag einen 1:0-Heimsieg gegen Westerlo.

Allerdings erzielte Sebastien Pocognoli erst in der 88. Minute den entscheidenden Treffer, noch dazu hatten die Gäste nach einer Roten Karte für Nico van Kerckhoven in der dritten Minute fast die gesamte Partie in Unterzahl bestreiten müssen.

Stars auf die Bank gesetzt
©Bild: Reuters/Francois Lenoir
©Bild: Reuters/Francois Lenoir
Der neue Betreuer schreckte in seiner ersten Partie auch nicht vor unpopulären Maßnahmen zurück. D'Onofrio setzte mit Milan Jovanovic und Dieumerci Mbokani die Stars im Standard-Sturm nur auf die Ersatzbank, erst im Finish wurden beide eingewechselt.

Jovanovic hatte ebenfalls in der vergangenen Woche für Schlagzeilen gesorgt, als bekanntgeworden war, dass der serbische Nationalspieler nach der Saison zum englischen Rekordmeister Liverpool wechselt.

Der 28-jährige Offensivsspieler erhält bei den "Reds" einen Dreijahresvertrag und ist ein schmerzlicher Verlust für Standard, wo er seit 2006 eine der großen Führungskräfte war.

Stevens hat Respekt vor Standard
Salzburg-Trainer Huub Stevens ist über die aktuelle Entwicklung in Lüttich bestens informiert und warnte seine Schützlinge bereits nach der Auslosung vor dem Gegner.

"Das ist eine sehr gute Mannschaft, vor allem in der Offensive. Sie haben ein tolles Publikum, da kann es ganz heiß zugehen", sagte der Niederländer.

©Bild: APA/EPA/Benoit Doppagne
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Sein Assistent Ton Lokhoff berichtete als "Spion" seinem Chef zudem davon, dass im Spiel der Belgier alles über Steven Defour läuft. Der 21-jährige Kapitän hat übrigens einen bekannten österreichischen Getränkekonzern als Privatsponsor.

Reise durch Europa soll weitergehen
Doch selbst Stevens weiß, dass bei allem Respekt vor dem Kontrahenten keine unüberwindbare Hürde auf die Salzburger wartet.

Auch wenn der erkrankte Alexander Zickler die Reise nicht mitmachen konnte und der Einsatz von Franz Schiemer wegen einer Sprunggelenksverletzung fraglich ist: Die bisherigen Auftritte in der Europa League standen nahezu symbolisch im Motto des Namensgebers - Red Bull verleiht Flügel.

Gegen Lazio Rom, Villarreal und Lewski Sofia gab es in der Gruppenphase sechs Siege in ebenso vielen Spielen - eine Bilanz, die kein anderes Team vorweisen kann.

Die Lust auf mehr
Kein Wunder, dass man längst Lust auf mehr bekommen hat. Die Reise durch Europa soll weitergehen, denn in der nächsten Runde würde mit AS Roma oder Panathinaikos ein prominenter Name warten.

Doch vorerst gilt, es Standard auszuschalten, und dazu muss ein Ergebnis her, das im Rückspiel in einer Woche in Salzburg alle Chancen offen lässt.

Christian Tragschitz, ORF.at aus Lüttich

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