Marketingfachmann an der Spitze

Ein neues Kapitel wird aufgeschlagen.
Vor 18 Jahren hat Ernst Vettori unter Trainer Toni Innauer als dritter Österreicher Olympiagold im Skispringen erobert, mit sofortiger Wirkung folgt der Tiroler dem Vorarlberger als ÖSV-Sportdirektor für Skispringen und Nordische Kombination nach.

Vettori hatte gemeinsam mit seinem Absamer "Zwilling" Andreas Felder den Sprungsport in Österreich in den 80er und frühen 90er Jahren geprägt. Vettori feierte 15 Weltcup-Siege und gewann zweimal die Vierschanzentournee. Ein Weltcup-Gesamtsieg blieb ihm versagt - er wurde dreimal Zweiter -, doch zwei Olympia- und fünf WM-Medaillen waren mehr als eine Entschädigung.

Während Felder als Skiflieger brillierte und 1986 auf dem Kulm Weltrekord und WM-Titel eroberte, vermochte sich der "Vechtl" mit den größten Schanzen nie anzufreunden. Nach einer Sturzserie auf dem Kulm stieg er zu Fuß vom Bakken herunter, auch da gehörte viel Mut dazu. Felder holte 1987 WM-Gold, und auch Vettori sollte noch Großes erreichen.

Nicht auf den Mund gefallen
Der Stilist ("Wenn mich die Vögel fliegen sehen, gehen sie zu Fuß") schaffte so rasch wie kaum einer der übrigen Arrivierten den Umstieg auf den V-Stil und krönte sich am 9. Februar 1992 auf der Normalschanze in Courchevel zum Olympiasieger. "Ich habe es genommen wie ein Bauernspringen", sagte er damals.

Eine Bestätigung gelang Vettori nicht mehr, bei den Winterspielen 1994 vermochte er sich in keinem der Bewerbe für das ÖSV-Team zu qualifizieren. Am 13. März 1994 wollte er auf dem Holmenkollen, wo er zweimal (1986 und 1991) gewonnen hatte, seine glanzvolle Karriere ausklingen lassen. Doch der Abschied vor Zehntausenden Fans an der Wiege des nordischen Skisports blieb ihm versagt, Wind und Schneefall erzwangen die Absage des Bewerbs.

Von der Schanze an die Uni
Aber Vettori hatte sich nach zwei Jahren mit nur wenigen sportlichen Erfolgserlebnissen gedanklich ohnehin schon neuen Zielen zugewandt.

Mit 29 Jahren stellte er die Sprungski nach 13 Saisonen im Weltcup in die Ecke (er stiftete sie dem Holmenkollen-Museum) und begann an der Uni Innsbruck eine Ausbildung zum Marketingfachmann. Nach dem Abschluss kehrte er zum Skiverband zurück und war seither für die Marketingagenden im nordischen Bereich zuständig.

Auch bei den Kombinierern daheim
Als Sportdirektor ist Vettori neben dem Springen auch für die Nordische Kombination verantwortlich. Dieses Metier ist ihm keineswegs fremd. Sein Vater Wilfried hat als langjähriger Trainer und Referent diese Sparte "salonfähig" gemacht, sein 18-jähriger Sohn Nils zählt zum hoffnungsvollen Nachwuchs im ÖSV.

Ernst Vettori

  • Geboren: 25. Juni 1964 in Innsbruck
  • Wohnort: Absam
  • Beruf: Marketingfachmann
  • Familienstand: verheiratet mit Ex-Skirennläuferin Sieglinde Winkler,
    zwei Kinder (Marion/20 und Nils/18)

Größte Erfolge als Skispringer:

  • Olympia (4 Teilnahmen): Gold Normalschanze und Silber Team Albertville 1992
  • WM: Gold Team 1991, Silber Team 1985, Bronze Großschanze und Team 1987, Team 1993
  • Weltcup: 15 Siege, dreimal Gesamtzweiter (1986, 1987, 1990)
  • Zweifacher Sieger der Vierschanzentournee (1985/86 und 1986/87)
  • Junioren-Weltmeister

Mitglied des Sprunglaufkomitees der FIS