Caps verspielen 4:1-Führung

Linz dreht Partie mit drei "Shorthandern" innerhalb von vier Minuten.
Es war keine kalte Dusche, sondern eher ein eiskalter Wasserfall, der im fünften EBEL-Semifinal-Spiel über die Vienna Capitals hereingebrochen ist. Nach beeindruckendem Start und einer völlig verdienten 4:1-Führung verlor man gegen die Black Wings Linz noch mit 4:6 und führt in der "Best of seven"-Serie nach dem zwischenzeitlichen 3:0 nur noch mit 3:2.

©Bild: ORF.at/Carina Kainz
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Rund 4.000 Zuschauer in der Schultz-Halle wollten ihren Augen gleich mehrmals nicht trauen. Denn das Eröffnungsdrittel der Capitals, die 24 von bisher 32 Heimpartien in dieser Saison gewonnen hatten, war zunächst im positiven Sinne sensationell. Die Hausherren boten ihren Fans ein "Powerplay" über 20 Minuten, wobei ein erzieltes Tor schöner war als das andere.

Alles lief für die Caps
Francois Bouchard (3./PP) eröffnete den Trefferreigen mit einem satten Schlagschuss von der blauen Linie. Der Ausgleich der Gäste durch Michael Mayr (6.) kam wie aus dem Nichts, brachte die Wiener aber nicht außer Tritt. Ein Traumvorlage von Peter Casparsson verwertete Patrick Lebeau (18.) zum 2:1, unmittelbar vor der ersten Pause vollstreckte wieder der seit Montag 40-jährige Kanadier (20.), diesmal nach herrlicher Vorlage von Rafael Rotter.

©Bild: ORF.at/Carina Kainz
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Im zweiten Abschnitt brauchte die Mannschaft von Headcoach Kevin Gaudet überhaupt nur 15 Sekunden, um durch Rotter auf 4:1 (21.) zu erhöhen. Diesmal glänzte Lebeau als Vorbereiter, und die Aufstiegsfeierlichkeiten auf der Tribüne konnten beginnen. Was folgte, war dann aber ein 20-minütiger kollektiver Tiefschlaf der Capitals mit einer inferioren Torhüterleistung von Frederic Cassivi.

Nackenschläge im Minutentakt
Der erste Schlag der Linzer durch Mayr (28.) traf die Wiener noch nicht so hart, danach kassierte man aber unglaubliche drei "Shorthander" innerhalb von vier Minuten. Die ständig in Überzahl agierenden Caps fabrizierten einen Katastrophenfehler nach dem anderen und ließen ihren ohnehin schwer verunsicherten Keeper völlig im Stich.

©Bild: ORF.at/Carina Kainz
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Rich Bronilla (33.), Brad Purdie (34.) und Daniel Oberkofler (37.) nutzten ihre Chancen eiskalt und stellten bis zur zweiten Pause auf 5:4. Zwischendurch verjuxten die Heimischen sogar eine fast zweiminütige Fünf-gegen-drei-Phase ohne einen ernstzunehmenden Torschuss. So waren die gedanklich bereits in den Ferien gewesenen Linzer wieder zum Leben erweckt und im Schlussdrittel nicht mehr zu biegen.

"Was soll ich sagen?"
Die Capitals hatten sich zwar halbwegs erfangen, die Black Wings standen aber diszipliniert und ließen kaum noch Chancen zu. Wenn Wien gefährlich wurde, war Linz-Goalie Alex Westlund auf dem Posten. Das 6:4 (45.) durch Matthias Iberer war vielmehr die Vorentscheidung in einer Partie, über die man noch lange reden wird. Zumindest bis Sonntagabend, denn dann kommt es in Linz zum sechsten Duell, das niemand mehr für möglich gehalten hätte.

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"Was soll ich zu so einem Spiel sagen?", war Gaudet im Kabinengang fassungslos. "Wir haben 30 Minuten lang alles richtig gemacht und unser bisher bestes Eishockey geboten. Was danach passiert ist, ist mir unerklärlich, das müssen wir erst analysieren." Der Trainer der Wiener fasste unmittelbar nach der Schlusssirene den Entschluss, seinen Spielern "einen freien Tag" zu geben, "um die Köpfe wieder frei zu bekommen".

Schon lange nicht gesehen
Danach müsse man sich konzentriert auf Spiel sechs vorbereiten, "sicher das schwerste der Saison". Zumindest Clubpräsident Hans Schmid hat diesbezüglich das "gute Gefühl", dass die Capitals die Serie auswärts endlich zumachen werden. "So ist Eishockey", wusste er nach der kuriosen Heimpleite. "Es wird hauptsächlich im Kopf gespielt und da haben wir bei 4:1 abgeschaltet."

©Bild: ORF.at/Carina Kainz
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Ganz anders die Stimmungslage natürlich bei Kim Collins. "Der Unterschied war natürlich das Penaltykilling", analysierte der Linz-Coach. "Drei Shorthander in einem Spiel habe ich schon lange nicht gesehen. Mit diesem Sieg nehmen wir viel Selbstvertrauen mit in die nächste Partie." Und auch die Körpersprache der Black Wings versprach den Capitals für Sonntag einen heißen Tanz.

Harald Hofstetter, ORF.at

EBEL-Semifinale, fünfter Spieltag

Dienstag:

Vienna Capitals - Black Wings Linz 4:6

(3:1 1:4 0:1)

Albert-Schultz-Halle, 4.150 Zuschauer, SR Schimm/Tschebull

Tore: Bouchard (3./PP), Lebeau (18., 20.), Rotter (21.) bzw. Mayr (6., 28.), Bronilla (33./SH), Purdie (34./SH), Oberkofler (37./SH), Iberer (45.)

Strafminuten: 10 bzw. 20

Stand in der "Best of seven"-Serie: 3:2

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