Von Siegern und Verlieren

Die Schweizer Herren stahlen den Österreichern eindeutig die Show.
Mit dem Teambewerb in Garmisch-Partenkirchen vor einer Woche die Weltcup-Saison 2009/10 zu Ende gegangen. Während sich im Rückblick auf die 67 absolvierte Bewerbe bei den Damen die US-Amerikanerin Lindsey Vonn als große Abräumerin präsentierte, stahl der Schweizer "Iceman" Carlo Janko bei den Herren allen die Show.

Aus rot-weiß-roter Sicht wird der abgelaufene Winter vor allem als Katastrophensaison in Erinnerung bleiben. Neben der Nullnummer der Herren in der Königsdisziplin Abfahrt blieben die Damen zum ersten Mal in der Weltcup-Geschichte komplett ohne Podestplatz. Dennoch konnte das ÖSV-Team auch mit einigen Lichtblicken aufwarten.

Die Tops des Winters:

Lindsey Vonn: Die große Abräumerin der Saison. Die US-Amerikanerin gewann vier Kristallkugeln: die große zum dritten Mal in Folge für den Gesamtweltcup sowie drei kleine für die Disziplinensiege in Abfahrt, Super-G und Superkombination. Bei Olympia gewann die 25-Jährige zudem Gold in der Abfahrt und Bronze im Super-G. In den Speed-Disziplinen war Vonn fast unbesiegbar.

Carlo Janka: Im jungen Alter von 23 Jahren ist der Schweizer bereits Olympiasieger, Weltmeister und Gesamtweltcup-Sieger. Der aufgrund seiner Coolness "Iceman" genannte Janka verdiente sich die große Kugel vor allem dank sechs Siegen, sein Konkurrent Benjamin Raich brachte es hingegen nur auf einen.

Schweizer Herren: Die Schweizer Skiherren landeten zwar in der Nationenwertung neuerlich auf Rang zwei hinter den Österreichern, bei den Siegen hatten sie jedoch mit 11:8 die Nase vorne. Und die Eidgenossen staubten auch die prestigeträchtigsten Trophäen ab: Janka gewann den Gesamtweltcup, Didier Cuche den Abfahrtsweltcup, Didier Defago die Olympische Abfahrtsgoldene.

Deutsche Damen: Maria Riesch und Co. lieferten den ÖSV-Damen bis zum Schluss ein heißes Rennen um die Nummer eins in der Nationenwertung. Am Ende hatte Österreich aber wieder die Nase vorne. Maria Riesch gewann zweimal Olympiagold sowie den Slalomweltcup, Kathrin Hölzl schnappte sich die RTL-Kugel.

Benjamin Raich: Verlässlich wie ein Uhrwerk mischt der Tiroler seit vielen Jahren als einziger Österreicher an der Spitze des Gesamtweltcups mit. Seit der Saison 1998/99 befand sich Raich stets in den Top Ten, seit 2003/04 sogar stets in den Top Drei der Endwertung. Sein einziger Gesamtsieg gelang Raich 2006, den zweiten Rang nahm Raich 2005, 2007, 2008, 2009 und 2010 und somit bereits fünfmal ein. Im abgelaufenen Winter konnte sich der 32-Jährige aber immerhin die kleine Kristallkugel in der Kombination sichern.

Reinfried Herbst: Mit dem Gewinn des Slalomweltcups bescherte er den bei Olympia medaillenlos gebliebenen ÖSV-Herren ein versöhnliches Saisonende.

Marcel Hirscher: Mit ihm haben Österreichs Herren einen der aussichtsreichsten Youngsters in ihren Reihen. Der Salzburger hat zwei Riesentorlauf-Siege gefeiert und den Gesamtweltcup als Sechster beendet.

Andrea Fischbacher: Mit ihrem Olympiasieg im Super-G sorgte sie für die einzige Goldene und das Saison-Highlight der ÖSV-Alpinen.

Marlies Schild: Die Rückkehr der "Slalomkönigin" in den Weltcup war eindrucksvoll. Die Salzburgerin hat sich nach der im Oktober 2008 erlittenen Beinverletzung zurückgekämpft und in dieser Saison drei Weltcup-Siege und Olympiasilber geholt.

Daniel Albrecht: 414 Tage nach dem schrecklichen Sturz auf der Kitzbüheler Streif hat der Schweizer im Rahmen des Finales in Garmisch-Partenkirchen wieder Weltcup-Luft geschnuppert. Albrecht, der fast drei Wochen im künstlichen Tiefschlaf lag, stand im Riesentorlauf als Vorläufer am Start, im kommenden Winter will er wieder Rennen fahren.



Die Flops des Winters:

Michael Walchhofer: "Mr. Downhill" fuhr in dieser Saison an all seinen großen Zielen vorbei. Der Salzburger blieb ohne Olympiamedaille und Weltcup-Abfahrtssieg. Stark war Walchhofer lediglich im Super-G, die kleine Kristallkugel schnappte ihm aber im letzten Moment der Kanadier Erik Guay weg. Das schreit nach Wiedergutmachung, und die will Walchhofer im kommenden Winter, die Fortsetzung seiner Karriere ist so gut wie fix.

Mario Matt: Der Olympiawinter war für Mario Matt ein komplettes Streichresultat. Der Tiroler kam nur zweimal in die Weltcup-Ränge: Rang acht in Zagreb, Platz zehn in Kitzbühel. Das war im starken ÖSV-Slalomteam deutlich zu wenig, der zweifache Weltmeister musste Olympia daheim vor dem Fernseher verfolgen.

Österreichs Abfahrer: Die einst so stolze Abfahrtsnation Österreich hat im vergangenen Winter keinen einzigen Sieg gefeiert. Während die Herren zumindest zwei zweite und zwei dritte Plätze errangen, blieben die Damen zum ersten Mal in der Weltcup-Geschichte komplett ohne Podestplatz. Die Ehre gerettet hat Elisabeth Görgl mit Olympiabronze.

Deutsche Herren: Im krassen Gegensatz zu den Damen befinden sich die deutschen Herren ein Jahr vor der Heim-WM 2011 in Garmisch im Niemandsland. Mit einer Ausnahme, und die heißt Felix Neureuther. Bezeichnend für die Misere im Speed-Bereich ist die Tatsache, dass Andreas Strodl und Stephan Keppler beim Weltcup-Finale nur als Vorläufer an den Start gehen durften.

Verletzungen: Auch diese Saison war von zahlreichen Verletzungen geprägt. Die prominentesten Langzeitverletzten im Olympiawinter waren Nicole Hosp (Kreuzbandriss), Rainer Schönfelder (Meniskuseinriss), Lara Gut (Hüftluxation), John Kucera (Schien- und Wadenbeinbruch) und Jean-Baptiste Grange (Kreuzbandriss).

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