Was vom Stadion übrigblieb

Das Texas Stadium der Dallas Cowboys verabschiedete sich mit einem Knalleffekt.
Zwei Kult- und Pilgerstätten des Sports, das ehemalige Yankee Stadium von New York und das Texas Stadium der Dallas Cowboys, liegen derzeit in Trümmern.

Stadien, in denen jahrelang Sportgeschichte geschrieben wurde und in denen Träume von Fans und Sportlern wahr wurden, sind nicht mehr. Erinnerungen an sportliche Sternstunden werden vom Blick auf Tonnen von Bauschutt abgelenkt.

Langsamer Abschied
©Bild: Reuters/Mike Segar
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Das alte Yankee Stadium in der South Bronx von New York war von 1923 bis 2008 die Heimstätte der "Bronx Bombers" und wird seit der Übersiedelung des Baseball-Teams ins gegenüberliegende neue Stadion langsam Schritt für Schritt auseinandergenommen.

Zuerst wurde das Spielfeld abgetragen, die Sitzplätze und Tribünenaufbauten sowie die Außenverkleidung des Stadions folgten. Im Juni sollen endgültig alle Überreste dieser historischen Sportstätte verschwunden sein.

Zeugnisse einer untergegangenen Kultur
©Bild: Reuters/Mike Segar
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Jene Fans, die am Dienstag zum ersten Heimspiel ihres Teams ins neue Stadion kamen, blickten auf das traurige Betonskelett jenes "Ballpark", in dem einst Babe Ruth den Ruhm der Yankees mit ihren 27 Meistertiteln begründete. Ein wenig erinnerten die Überreste an das Kolosseum in Rom.

Die Website "Demolition of Yankee Stadium" hält den langsamen Niedergang des Yankee-Stadions in großen Bildern fest.

Ein "Ballpark" für jedermann
Die Zukunft des Stadions steht bereits fest. Eine Freizeitanlage mit drei Baseball-Feldern soll entstehen, die Umrisse des einstigen Stadions werden mit einer Baumreihe markiert.

25 Millionen Dollar (rund 18 Mio. Euro) lässt sich die Stadt New York den Abriss kosten. Eine Sprengung wäre möglich gewesen, kam wegen der umliegenden U-Bahn-Strecke sowie Wohn- und Arbeitsgebäude nicht infrage.

Ende mit Knalleffekt
©Bild: APA/EPA/Larry W. Smith
©Bild: APA/EPA/Larry W. Smith
Der Abgang des Texas-Stadions in Irving, einem Vorort von Dallas, war vergangenen Sonntag schon lauter, geradezu "bombastisch". Nicht nur was die Sprengung durch rund eine Tonne Dynamit betraf.

Um 7.07 Uhr Ortszeit begann die Explosion, nur wenige Sekunden später, nach einer Reihe von einzelnen Detonationen, brach das Gebäude kontrolliert in sich zusammen. Um 7.08 Uhr lag eine schwere Staubwolke über den Überresten jenes Stadions, das einst das Football-Team der Dallas Cowboys beheimatete.

Davor hatten viele Cowboys-Fans die Nacht von Samstag auf Sonntag mit den letzten "Tailgate"-Partys, den traditionellen Grillfesten vor Spielen, im geliebten Stadion verbracht.

Elfjähriger macht alles kaputt
©Bild: AP/Michael Ainsworth
©Bild: AP/Michael Ainsworth
Die Zerstörung des Football-Tempels glich der Inszenierung einer Disneyland-Show. Minutenlang wurde ein Feuerwerk abgebrannt, Orchestermusik im Stile eines Hollywood-Actionfilms erklang.

Dann durfte der elfjährige Casey Rogers, der einen nationalen Aufsatzwettbewerb eines Lebensmittelproduzenten gewonnen hatte, den Auslöser betätigen.

Nach der Party wartet die Arbeit
Unter dem Gejohle von fast 20.000 Schaulustigen, die sich überall im sicheren Abstand um das Stadion versammelten hatten, sank der einstige Sporttempel, wie in der sechsmonatigen Planung vorgesehen, in sich zusammen.

Zahlreiche Videos und TV-Mitschnitte auf YouTube dokumentieren das Geschehen.

Der Einsturz dauerte nicht einmal eine Minute, die nun folgenden Aufräumungsarbeiten sollen sich hingegen bis Juli hinziehen. "Jetzt haben wir unser eigenes Stonehenge", meinte Irving-Bürgermeister Herbert Gears beim Betrachten der Trümmer.

Und Gott sah zu
Die Cowboys sind das populärste NFL-Team in den USA, der Spitzname "Americas Team" wird mit Stolz getragen. Fünf Super-Bowl-Siege gelang dem Team während den 38 Saisonen im Texas Stadium (1971 bis 2008).

Laut den Cowboys-Fans ist auch Gott ein Anhänger der "Boys" aus Texas. Deswegen hatte das kürzlich dahingeschiedene Texas Stadium auch ein riesiges "Loch" im Stadiondach. "So God can watch his team", wie die Cowboys-Fans wussten. Damit auch Gott sein Team sehen kann.

Autobahn statt Football-Museum
Der Stadt Irving wollte sich den Erhalt der Football-Arena nicht leisten, entschloss sich zur Sprengung, um Platz für ein Straßenprojekt zu schaffen.

Jerry Jones, seit 1989 Besitzer der Dallas Cowboys und des Stadions, hatte am Sonntag einen "Knoten" im Hals und war vom Abschiedsspektakel "mehr betroffen, als ich zuvor glaubte".

Sporttempel des neuen Jahrtausends
Seit 2009 spielt sein Team im neuen Stadion in Arlington, das neben dem Londoner Wembley Stadium und dem neuen Yankee Stadium zu den teuersten Sportstätten der Welt zählt.

Fast eine Milliarde Euro war Jones der riesige Neubau wert. Beim NBA-All-Star-Spiel am 14. Februar fanden über 108.000 Zuschauer Platz.

Neben modernster Technik und dem größten HD-Videoschirm der Welt (49 x 22 m) hat das Stadion auch ein fahrbares Dach. Damit Gott wieder zuschauen kann.

Martin Wagner, ORF.at

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