Griechisches Feuer für den Vienna City Marathon

Der Marathonlauf beruft sich auf einen 2.500 Jahre zurückliegenden Mythos.
Nicht nur Olympische Spiele haben ihre symbolträchtige Flamme, auch anlässlich des 27. Vienna City Marathons (VCM) am Sonntag (9.00 Uhr, live in ORF1) brennt seit Dienstag in Wien ein Feuer aus Griechenland.

In einer feierlichen Zeremonie übernahm Sportstadtrat Christian Oxonitsch in Vertretung des kurzfristig verhinderten Bürgermeisters Michael Häupl (beide SPÖ) im Rathaus die in Marathon entzündete Flamme.

Das lodernde Symbol - von jugendlichen Läufern aus fünf Kontinenten in den Arkadenhof des Rathauses begleitet - stehe für Demokratie, Frieden und Völkerverbindung, freute sich Athanasios Vogiatzis, der Vizepräsident des Griechischen Leichtathletikverbands (SEGAS).

Besondere Auszeichnung
Entzündet wurde die Flamme im November 2009 in Anwesenheit des griechischen Staatspräsidenten Karolos Papoulias. Jährlich bekämen nur wenige ausgewählte Marathonveranstaltungen die Ehre, das Marathon-Feuer zu präsentieren, wurde versichert. Neben Wien findet sich im heurigen Jahr bisher nur Mumbai auf der Ehrenliste.

Oxonitsch unterstrich die sportliche, touristische und wirtschaftliche Bedeutung von Österreichs größter Laufveranstaltung. Sportler, Fans und TV-Zuschauer würden so Bilder der Stadt "mit ihren schönsten Sehenswürdigkeiten" mitnehmen und in die Welt tragen.

Der "Mythos" des VCM bringe jährlich mehr Menschen dazu, ihren inneren Schweinehund zu überwinden, verwies der Sportstadtrat auf die steigenden Teilnehmerzahlen. Am Sonntag steht jedenfalls ein neuer Rekord ins Haus, sind doch in allen VCM-Bewerben insgesamt mehr als 32.000 Teilnehmer angemeldet.

Mayr entzündet Feuersäule
©Bild: APA/Herbert Pfarrhofer
©Bild: APA/Herbert Pfarrhofer
In Anwesenheit des griechischen Botschafters Panagiotis Zografos und des VCM-Organisators Wolfgang Konrad entzündete schließlich Österreichs schnellste Marathonläuferin Andrea Mayr, im Vorjahr VCM-Siegerin in ÖLV-Rekordzeit von 2:30:43 Stunden, eine Feuersäule.

Diese soll - bis zum Ende der Veranstaltung am Sonntag - die Geschichte und den Mythos von Marathon symbolisieren, der im Blickpunkt der diesjährigen Veranstaltung steht.

2.500 Jahre Mythos Marathon
Der Marathonlauf beruft sich auf einen 2.500 Jahre zurückliegenden Mythos anlässlich der Schlacht von Marathon im Jahr 490 vor Christus, wobei die Erzählungen je nach Geschichtsschreiber variieren.

Eine fast zeitgenössische Überlieferung Herodots erzählt die Geschichte, dass der athenische Herrscher Miltiades einen Botenläufer mit dem Namen Pheidippides mit einem Hilfsgesuch nach militärischer Verstärkung nach Sparta schickte, da die persischen Streitkräfte des Dareios bereits auf dem griechischen Festland waren. Der Bote soll die sagenhafte Strecke von rund 245 Kilometern in weniger als zwei Tagen zurückgelegt haben.

Erst fünf Jahrhunderte nach der Schlacht erzählt Plutarch von einem Boten, der nach der Schlacht von Marathon knapp 40 Kilometer nach Athen lief, und nennt diesen Thersippos oder Eukles. Dort soll er mit den Worten "Nenikekamen!" (Freut euch, wir haben gesiegt) vor Erschöpfung tot zusammengebrochen sein.

Ein weiteres Jahrhundert später wurde die Geschichte vom griechischen Satiriker Lukian von Samosata erneut aufgegriffen, der den Läufer Phillippides nannte, was zu der Verschmelzung dieser legendären Gestalt mit dem historisch verbürgten Pheidippides beitrug.

Die Geburtsstunde des Marathonlaufs
Anlässlich der erste Olympischen Spiele der Neuzeit 1896 in Athen wurde die Idee, den legendären Lauf als Wettkampf aufleben zu lassen, verwirklicht und somit zur Geburtsstunde des Marathonlaufs.

Bis zu den Olympischen Spielen 1908 in London betrug die Distanz rund 40 Kilomter, seither ist sie mit exakt 42,195 Kilometern genormt.

Rudolf Srb, ORF.at

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