364 Tage später will die 30-jährige Oberösterreicherin am Sonntag in Wien in ihrem zweiten Rennen über die 42,195 Kilometer ihren Rekord von 2:30:43 Stunden erneut verbessern und im Idealfall sogar die Marke von 2:30 unterbieten.
"Diese Schallmauer zu durchbrechen ist natürlich der große Anreiz. Das ist nicht utopisch, aber auch nicht etwas, was ich locker laufen kann. Wenn die Tagesverfassung und das Wetter passen, dann werde ich in diesem Tempo anlaufen", sagte Mayr.
Diesmal verletzungsfrei
War sie ihr sensationelles Marathondebüt im Vorjahr mit einer schweren Beinverletzung (Stressfraktur und gerissene Sehne) gelaufen, so blieb sie heuer im Vorfeld von Verletzungen verschont.
Die Form stimme nach einer "perfekten Vorbereitung" jedenfalls, bekräftigte Mayr nach der letzten harten Trainingseinheit am Mittwoch. "Diese Einheit war besser als jene im Vorjahr", so Mayr.
Ähnliches Anfangstempo wie im Vorjahr
Mit den gleichen beiden Tempomachern wie im Vorjahr (Thomas Bosnjak und Hermann Achmüller) will Mayr diesmal ähnlich schnell wie 2009 anlaufen, als sie die Halbmarathon-Marke in 1:14:47 passierte.
Danach hofft sie darauf, dass sie vom berüchtigten "Mann mit dem Hammer" verschont bleibt und konstant durchlaufen kann. Ein "Negativsplit", also eine schneller gelaufene zweite Hälfte, ist laut Mayr in Wien aufgrund der Strecke äußerst schwierig.
Unterstützung durchs Publikum
Die Glücksgefühle auf dem letzten Kilometer auf der von Tausenden Zuschauern gesäumten Ringstraße sollen auch diesmal wieder für die Trainingsstrapazen und das Sich-Quälen über die längste olympische Laufdistanz entschädigen.
"In der Schlussphase ist es im Vorjahr irrsinnig schwer gegangen, aber ich habe es trotzdem geschafft, und da haben die Zuschauermassen sicher geholfen", bestätigte die ÖLV-Rekordhalterin.
"Die letzte Woche ist furchtbar"
Druck verspürt die Medizinerin, die seit dem Vorjahr im Heeresspital Stammersdorf den Turnus absolviert, nicht, Nervosität und Vorfreude schon eher: "Die Nervosität steigt. Die letzte Woche ist furchtbar, man ist nicht ausgelastet und hat kein hartes Training mehr."
Noch am Sonntag absolvierte sie einen letzten langen 26-km-Dauerlauf - wie immer ohne Pulsmesser. Mayr verlässt sich nämlich im Gegensatz zu Tausenden Hobbyläufern auf ihr Gefühl. Ihr Maßstab ist die Tempovorgabe von Trainer Hubert Millonig, wie schnell dabei der Puls schlägt, dem misst die ehemalige Berglaufweltmeisterin eher wenig Bedeutung bei.
Millonig ist jedenfalls positiv gestimmt, dass der ÖLV-Rekord neuerlich fällt. "Sie hat gut und hart trainiert. Die Arbeit ist getan, wir werden jedenfalls alles versuchen, das gesteckte Ziel zu erreichen. Ich habe zu ihr gesagt: 'Du rennst entweder gut oder sehr gut'", sagte Millonig der APA.
Platzierung erst im Finish ein Thema
Die Titelverteidigung beim VCM ist für Mayr nicht das Hauptziel, aus dem Kampf um die Führung will sie sich nach Möglichkeit bis zum Finish heraushalten. Erst im letzten Viertel könnte die Platzierung ein Thema werden, bis dahin will sie nicht auf die anderen Läuferinnen achten.
Als Favoritinnen gelten die Rumänin Luminita Talpos und die Kenianerin Hellen Kimutai. Talpos hat bei ihren beiden Starts in Wien (2007 und 2008) gewonnen, beim zweiten Mal in persönlicher Bestzeit von 2:26:43 Stunden. Sie könnte erste VCM-Dreifachsiegerin werden. Kimutai weist mit 2:25:52 die beste Vorleistung auf und ist bereits zwölfmal unter 2:30 gelaufen.
Dass der seit 2000 bestehende VCM-Streckenrekord der Italienerin Maura Viceconte von 2:23:47 angegriffen wird, ist eher unwahrscheinlich.
Rudolf Srb, ORF.at
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