Vienna-Trainer Schinkels im Interview

Ziel ist der Klassenerhalt.
ORF.at: Herr Schinkels, sind Sie ein guter Feuerwehrmann?

Frenkie Schinkels: Das weiß ich nicht, aber ich kann zeigen, wie man Feuer löscht. Und bei der Vienna müssen wir schauen, das Feuer unter Kontrolle zu bekommen.

ORF.at: Präsident Herbert Dvoracek hatte ORF.at verkündet, die Vienna wolle in drei Jahren in der Bundesliga spielen, Peter Stöger sprach vor knapp einem Jahr als Trainer von einem "Platz im Mittelfeld". Jetzt geht es gegen den Abstieg. Was ist bisher falsch gelaufen bei der Vienna?

Schinkels: Wo kein Erfolg ist, sind immer alle schuld. Die Mannschaft entscheidet auf dem Platz immer selbst, was sie gerade tut, man muss die Spieler in die Verantwortung nehmen. Sie müssen konzentrierter und selbstbewusster auftreten und sich dem Verein als würdig erweisen.

ORF.at: Kritisiert wird z. B., dass keine Alternative zu Osman Bozkurt als Stürmer geholt wurde.

Schinkels: Wir haben eben nicht die Mittel für einen Robben oder Ronaldinho. Es gibt eben nur Bozkurt und keine zweite Spitze, die anderen Stürmer sind noch zu jung.

ORF.at: Aber sind viele neue Spieler nicht auch vielleicht zu alt, fehlt ihnen der letzte Einsatz oder sind sie inzwischen zu langsam?

Schinkels: Es stimmt, die Vienna hat ein sehr routiniertes Team, man hätte nicht erwartet, dass sie damit gegen den Abstieg spielt. Aber es gibt nicht alt oder jung, sondern nur gut oder schlecht.

ORF.at: Was wollen Sie im Kampf gegen den Abstieg anders als bisher machen?

Schinkels: Ich bin jetzt gerade einmal vier Tage da, man muss schauen, wo die Schwächen sind. Ich werde in meinem Rahmen herausholen, was drinnen ist. Das Ziel ist ganz klar der Klassenerhalt.

ORF.at: Was kann man als Trainer in den verbleibenden sechs Spielen (bzw. acht falls die Vienna Relegation spielen muss) überhaupt bewirken?

Schinkels: Wir sind vier Punkte hinter Hartberg. Die Vienna hat die Möglichkeit, das zu ändern. Die Spieler müssen jetzt Eier zeigen - nicht nur zu Ostern, sondern jede Woche!

ORF.at:Sollte ihr Ex-Club Kärnten keine Lizenz erhalten, würde sich die Vienna den Abstieg ersparen. Hoffen Sie, dass Kärnten keine Lizenz bekommt?

Schinkels: Ich hoffe sehr, dass Kärnten die Lizenz bekommt, denn es soll alles sportlich entschieden werden. Für Kärnten mit dem Stadion und der Nachwuchsakademie. Kärnten braucht einen guten Fußballverein.

ORF.at: Sie wollten ursprünglich nach Ihrem Rücktritt in Kärnten eine Auszeit vom Fußball nehmen. Warum sind Sie jetzt zurückgekehrt?

Schinkels: Weil ich helfen kann. Ich hatte ein super Gespräch mit Präsident Dvoracek. Und die Vienna ist ein toller Verein, es ist der älteste Verein mit einem Namen, den man auf der ganzen Welt kennt. Es gibt jetzt die Chance für die Vienna, im bezahlten Profifußball zu bleiben. Die Vienna muss der Ersten Liga erhalten bleiben.

ORF.at: Für Sie musste Stöger als Trainer weichen, ihr Verhältnis galt immer als sehr gut. Wie ist es jetzt und wird Stöger als Sportdirektor in die tägliche Arbeit eingreifen?

Schinkels: Peter (Stöger, Anm.) war zwei Tage lang schockiert. Aber jetzt ist es ausdiskutiert, es ist keine große Geschichte mehr. Wir sind erwachsene Männer.

Und natürlich greift er ein. Er ist einer der besten Analytiker in ganz Österreich und er kennt das Team. Ich bestehe darauf, dass er mithilft. Wieso sollte ich auf einen wie ihn verzichten? Wir waren ein erfolgreiches Gespann (Cup-Sieg und Meistertitel mit Austria, Anm.) und wollen es wieder sein. Wir stehen beide voll dahinter, es geht nur miteinander!

ORF.at: Ihr Vertrag als Trainer geht vorerst bis Saisonende. Was passiert dann, würden sie auch in der Regionalliga Ost bei Vienna bleiben?

Schinkels: Im Moment genieße ich die Sonne und renne noch nicht mit dem Regenschirm herum, weil es einmal regnen könnte. Ich habe keine Angst. Ich mache meine Arbeit und dann schauen wir weiter. Vielleicht will man mich ja gar nicht mehr.

Das Gespräch führte Oliver Mück, ORF.at

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