Der ehemalige England-Coach, der in den britischen Medien als "The Wally with the Brolly" (etwa: der Trottel mit dem Schirm) verspottet wurde, führte sein Team am Sonntag in der 34. und letzten Runde zu einem 2:0-Sieg bei NAC Breda und rettete in der Meisterschaft einen Punkt Vorsprung auf Ajax Amsterdam ins Ziel.
"Es grenzt an ein Wunder, dass Twente den Titel geholt hat", sagte McClaren, der seinen wenig schmeichelhaften Spitznamen nach der verpassten Qualifikation für die Euro 2008 erhielt, in der er bei der 2:3-Pleite gegen Kroatien im Wembley-Stadion mit einem Regenschirm an der Seitenlinie gestanden war.
Fans sorgen für Verkehrschaos
![]() |
©Bild: APA/EPA/Koen van Weel |
Sie gingen am Sonntagabend auf dem Randstreifen der A1 dem Vereinsbus entgegen. Weil die Fans im Dunkeln für Autofahrer schlecht zu erkennen waren, sperrte die Polizei die Straße sicherheitshalber in beiden Richtungen, bis der Spielerbus im Schneckentempo vorbeigerollt war.
Dass die Freude in Enschede kein Halten kannte, ist insofern zu verstehen, als der letzte Meister 1926 aus der Stadt kam. Damals holte sich allerdings Sportclub Enschede den Titel, der 1965 mit den Enschedese Boys zu Twente fusionierte.
Zukunft von Arnautovic offen
Ob auch ÖFB-Legionär Marko Arnautovic ein ähnlich überwältigender Empfang bereitet wird, ist fraglich. Nach seinem Gastspiel bei Inter Mailand kehrt der 21-Jährige zwar zumindest vorübergehend zu seinem Ex-Arbeitgeber zurück, hat aber bereits angekündigt, seine Zukunft nicht bei Twente zu planen.
"Er will in einer guten Liga, am liebsten in England oder Deutschland, spielen", sagte sein Berater Bob Groener, der aber derzeit noch nichts Konkretes über einen Wechsel seines Schützlings sagen könne.
Arnautovic hatte den neuen Champion im Vorjahr in Richtung Italien verlassen, wird aber wohl auch im Sommer noch Twente gehören, weil die Kaufoption von Inter aufgrund der zu wenigen Einsätze des Österreichers nicht schlagend wird.
Wachablöse in Eredivisie
Aber auch ohne Arnautovic bestätigte Twente den aktuellen Trend in den Niederlanden, nachdem AZ Alkmaar im Vorjahr erstmals seit 1981 die Phalanx von Ajax, Feyenoord und PSV Eindhoven durchbrechen konnte. Dabei reichte Ajax in der abgelaufenen Saison nicht einmal das sagenhafte Torverhältnis von 106:20, um die "Tukkers" noch vom ersten Tabellenplatz zu verdrängen.
"Das ist unglaublich. Wir haben uns das verdient", freute sich McClaren, dessen Team sich mit 63:23 Treffern weit effizienter präsentierte. "Ajax kam zwar näher, wir sind im Finish aber immer besser geworden."
Wolfsburg angelt nach McClaren
![]() |
©Bild: APA/EPA/Koen van Weel |
Das englische Boulevardblatt "Sun" meldete am Montag, man habe sich auf einen Dreijahresvertrag geeinigt, der McClaren ein Salär von knapp drei Millionen Euro jährlich beschere - mehr als doppelt so viel wie aktuell in Enschede. "In den nächsten Tagen werde ich mir über meine Zukunft Gedanken machen", hatte McClaren unmittelbar nach dem Titelgewinn gesagt, obwohl sein Vertrag noch bis 2011 läuft.
Rekordschütze Nkufo geht in USA
Auch Stürmerstar Blaise Nkufo wird den Verein im Sommer Richtung Seattle Sounders in die USA verlassen. In sieben Jahren erzielte der 34-jährige Schweizer insgesamt 114 Tore und stellte damit einen neuen Vereinsrekord auf.
Das Erfolgsgeheimnis von Twente sieht der gebürtige Kongolese gerade in der Kontinuität, die nun gefährdet ist. "Das fängt mit dem Präsidenten Joop Munsterman an. Er hat seine Ideen und eine klare Linie, arbeitet sehr engagiert", sagte Nkufo in einem Interview mit dem "kicker". "Dann haben wir gute Trainer, erst Fred Rutten und jetzt Steve McClaren. Es ist richtig was zusammengewachsen."
Dass mit dem 24-jährigen Flügelspieler Bryan Ruiz und der 20-jährigen Chelsea-Leihgabe Miroslav Stoch noch zwei weitere Spieler vor dem Absprung aus Enschede stehen, zwingt Munsterman nun, den Kader für die kommende Champions League komplett umzukrempeln.
Nijmegen-Spieler erhält 84. Gelbe Karte
Für Schlagzeilen der etwas anderen Art sorgte Nijmegen-Abwehrspieler Patrick Pothuizen bei der 1:4-Heimniederlage gegen Ajax Amsterdam. Der 37-jährige Niederländer erhielt die 84. Gelbe Karte seiner Karriere und stellte damit einen neuen Rekord in der Eredivisie auf.
Eigentlich hatte Pothuizen geplant, nach einem Treffer sein Trikot über den Kopf zu ziehen, dafür eine Verwarnung zu kassieren und ein Leibchen mit einer großen "84" zu präsentieren. Bereits in der 33. Minute blieb ihm beim Stand von 0:1 allerdings nichts anderes übrig, als einen Ajax-Angriff mit einem Handspiel zu unterbrechen, für das er auch eine Rote Karte hätte kassieren können - zu sehen in einem YouTube-Video.
Eredivisie
34. Runde:
Alkmaar | Eindhoven | 1:1 |
Groningen | Sparta Rotterdam | 3:1 |
Utrecht | Arnhem | 2:2 |
Feyenoord | Heerenveen | 6:2 |
Almelo | Den Haag | 4:2 |
Breda | Twente | 0:2 |
Nijmegen | Ajax Amsterdam | 1:4 |
Waalwijk | Venlo | 1:2 |
Kerkrade | Tilburg | 3:2 |
Abschlussabelle:
1. | Twente Enschede * | 34 | 27 | 5 | 2 | 63:23 | 86 |
2. | Ajax Amsterdam ** | 34 | 27 | 4 | 3 | 106:20 | 85 |
3. | PSV Eindhoven *** | 34 | 23 | 9 | 2 | 72:29 | 78 |
4. | Feyenoord Rotterdam *** | 34 | 17 | 12 | 5 | 54:31 | 63 |
5. | AZ Alkmaar *** | 34 | 19 | 5 | 10 | 64:34 | 62 |
6. | Heracles Almelo **** | 34 | 17 | 5 | 12 | 54:49 | 56 |
7. | FC Utrecht **** | 34 | 14 | 11 | 9 | 39:33 | 53 |
8. | FC Groningen **** | 34 | 14 | 7 | 13 | 48:47 | 49 |
9. | Roda JC Kerkrade **** | 34 | 14 | 5 | 15 | 56:60 | 47 |
10. | NAC Breda | 34 | 12 | 10 | 12 | 42:49 | 46 |
11. | SC Heerenveen | 34 | 11 | 4 | 19 | 44:64 | 37 |
12. | VVV-Venlo | 34 | 8 | 11 | 15 | 43:57 | 35 |
13. | NEC Nijmegen | 34 | 8 | 9 | 17 | 35:59 | 33 |
14. | Vitesse Arnhem | 34 | 8 | 8 | 18 | 38:62 | 32 |
15. | ADO Den Haag | 34 | 7 | 9 | 18 | 38:59 | 30 |
16. | Sparta Rotterdam + | 34 | 6 | 8 | 20 | 30:66 | 26 |
17. | Willem II Tilburg + | 34 | 7 | 2 | 25 | 36:70 | 23 |
18. | RKC Waalwijk ++ | 34 | 5 | 0 | 29 | 30:80 | 15 |
* Champions League
** Champions-League-Qualifikation
*** Europa-League-Qualifikation
**** internes Europa-League-Play-off
+ Abstiegs-Play-off
++ Absteiger
Link: