Bewegtes Leben

Schlägereien, Drogenkonsum und jede Menge Alkohol.
Ronnie O'Sullivan ist in Großbritannien nicht nur durch seine sportlichen Erfolge als Snooker-Topstar ein fixer Schlagzeilengarant, sondern auch durch sein ausuferndes Privatleben frei nach dem Motto "Sex, Drugs & Rock 'n' Roll".

Vor einem vorschnellen Urteil über den 34-Jährigen sind aber seine besonderen familären Umstände in Betracht zu ziehen.

Vater verbüßt 18-jährige Haftstrafe
Sein Vater Ronald John O'Sullivan verbüßt zurzeit auf der Isle of Sheppey eine 18-jährige Haftstrafe wegen Mordes.

Der Inhaber von Sexshops in Soho wurde verurteilt, 1991 in einem Nachtclub einen Bodyguard erstochen zu haben. Seine Familie hatte die Tat als Akt von Notwehr bezeichnet.

Attacke auf Mediendirektor
Obwohl O'Sullivan senior bestritt, zur Tatzeit in dem Club gewesen zu sein, scheiterte ein Wiederaufnahmeverfahren. Für seinen Sohn ist das Ende seiner Karriere undenkbar, solange sein Vater im Gefängnis sitzt.

Dazu musste auch seine Mutter Maria Antoinetta O'Sullivan 1996 für sieben Monate hinter Gitter. Die gebürtige Sizilianerin wurde wegen Steuerhinterziehung schuldig gesprochen.

Auch der Junior geriet bereits früh in seiner Profilaufbahn mit dem Gesetz in Konflikt. 1996 wurde er wegen Körperverletzung nach einer Attacke auf den WM-Mediendirektor gesperrt und mit einer Geldstrafe von 20.000 Pfund belegt.

Positiver Cannabistest und Aufgabe
Zwei Jahre später lieferte er einen positiven Drogentest auf Cannabis ab und verlor deshalb seinen Titel bei den Irish Masters.

Im Dezember 2006 sorgte O'Sullivan für einen Riesenwirbel, weil er im Viertelfinale der UK Championship gegen seinen Erzrivalen Stephen Hendry mitten im Spiel mit den Worten "Ich habe genug, mein Freund" aufgab. Dafür musste er 20.800 Pfund bezahlen und verlor 900 Ranglistenpunkte.

Pressekonferenzen nichts für Ronnie
Bei seiner Rückkehr gab es vom Publikum Buh-Rufe, aber auch stürmischen Beifall, die Pressekonferenz nach der Partie verweigerte das Enfant terrible dann und geriet ebenso negativ in die Schlagzeilen wie mit der Behauptung, wonach die WM-Auslosung fingiert gewesen sei.

2008 folgte der nächste Eklat, als er bei den China Open die versammelten Journalisten zum Oralverkehr aufforderte, wie auch ein Video auf YouTube zeigt.

Da er sich angesichts der zu dolmetschenden Fragen unbeobachtet fühlte, ließ er sich auch in aller Ausführlichkeit über die Größe seines Penis aus. Zu seinem Pech waren die Mikrofone aber bei jedem Wort eingeschaltet.

Dreifacher Vater nicht beziehungsfähig
Dazu trennte er sich im selben Jahr von seiner Lebensgefährin Jo Langley, mit der er acht Jahre zusammengelebt hatte und zwei Kinder hat. Auch aus einer früheren Beziehung hatte O'Sullivan bereits eine Tochter.

Im Vorjahr gab es den nächsten Skandal, als er die Zustände im Snooker-Weltverband als "Krebsgeschwür" bezeichnete und meinte, dass sich "Leukämie breitgemacht" habe. Zudem machten auch Gerüchte die Runde, wonach er zum Islam übergetreten sei oder Interesse am Buddhismus habe.

Doch O'Sullivan bestritt jegliches Bekenntnis zu einer Religion.

Zwischen Genie und Wahnsinn
Obwohl er alkoholkrank und depressiv ist, wird er von seinen Fans als genialster Spieler aller Zeiten gefeiert.

Hauptsächlich wegen "The Rocket" sind hohe TV-Einschaltquoten garantiert, deshalb werden ihm sämtliche Eskapaden verziehen, die das Genie oft eher wahnsinnig erscheinen lassen. Davon gab und gibt es im sonstigen Gentleman-Sport reichlich: O'Sullivan fluchte, zeigte Kugeln, die er nicht versenken konnte, den Mittelfinger und spuckte auf den Boden.

"Was soll ich sein als ein Versager"
Noch heute hat er sein Suchtproblem nicht voll unter Kontrolle. "Das zu behaupten wäre eine Lüge", gestand er ganz offen, und auch seine Depressionen sind für ihn kein Tabuthema.

"Was soll ich anderes sein als ein großer Versager", lautete einmal seine Selbstbeschreibung. Seine Fans - und davon gibt es nicht wenige - haben jedoch eine gänzlich andere Meinung.

Christian Tragschitz, ORF.at

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