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©Bild: Garth Milan/Red Bull Photofiles |
Die Abhängigkeit von der Technik bereitet dem Piloten allerdings Kopfzerbrechen. Ergo arbeiten die Wissenschaftler des Red-Bull-Stratos-Teams mit Hochdruck an der Perfektionierung des technischen Equipments. Nun gaben sie erstmals Details zu ihren neuen Errungenschaften bekannt.
Hilfe oder Katastrophe?
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©Bild: Luke Aikins/Red Bull Photofiles |
Dabei kommt hochmodernes Equipment zum Einsatz, das eigens für die Stratos-Mission entwickelt wurde. Gerade das stimmt den 41-Jährigen nachdenklich: "Zum ersten Mal hängt das Überleben nicht nur von mir selbst, sondern auch von der Technik ab", sagte Baumgartner.
"Die Technik soll mich vor den unwirtlichen Bedingungen zwar schützen, kann bei Fehlfunktion aber auch zur Katastrophe führen. Da hat man bei neuen Testserien schon ein mulmiges Gefühl im Bauch." Beruhigend sind laut Baumgartner die Details, die das das Raumfahrtunternehmen Sage Cheshire Aerospace in den USA kürzlich präsentierte.
Ballon wie 20 Fußballfelder
Der etwas weniger als 850.000 Kubikmeter große Ballon besteht aus einem leistungsstarken Polyethylenfilm, der gerade einmal 0,002 Millimeter dick ist. Dennoch kommt er auf eine Fläche von fast 162.000 Quadratmetern (mehr als 20 Fußballfelder) und wiegt etwa 1.360 Kilogramm.
Ein 25 Tonnen schwerer Kran wird beim Start die Druckkapsel direkt unter die Ballonhülle manövrieren, damit sie sauber abhebt. Falsches Timing könnte einen Pendeleffekt bewirken, der die Kapsel auf den Boden prallen lassen und die Mission wie auch Baumgartners Leben gefährden könnte.
Kapsel zur Lebenserhaltung
Das Herz der 2,40 Meter breiten und 3,35 Meter hohen Kapsel ist die Druckkabine (Durchmesser 1,80 Meter) im Inneren. Die abgedichtete und auf Normaldruck gehaltene Kapsel wird Baumgartner als Lebenserhaltungssystem dienen, bis er die Sprunghöhe erreicht und seinen Anzug unter Überdruck gesetzt hat.
Zudem ist die Druckkapsel mit drei Fallschirmen ausgestattet, die neben einem Stoßpolster für eine gedämpfte Landung sorgen werden. Dank dieser einzigartigen Vorrichtung können die Kamera- und Datenerhebungsausrüstung und im Notfall auch Baumgartner selbst sicher zur Erde zurückkehren.
Kommunikation und Überwachung
Ein weiteres technisches Schmankerl ist der Brustcontainer ("Chest-Pack"), der über dem Druckanzug getragen und diverse Überwachungs- und Kommunikationsvorrichtungen enthalten wird.
Dazu gehören GPS-Ortungsgeräte, Fernmessung, eine HD-Kamera, ein Paket der Internationalen Aeronautischen Vereinigung (FAI) zur Verifizierung der Rekorde (höchste bemannte Ballonfahrt, längster freier Fall, größte im freien Fall erreichte Geschwindigkeit und höchster Absprung) sowie eine Inertialmesseinheit (IMU), die Steigung, Geschwindigkeit und Drall bestimmt.
Die Mach-Zahl wird Baumgartner mittels Monitor am Armband sowie Audiowiedergabe im Helm mitgeteilt. Das "Chest-Pack" verfügt über eine eigene Batteriestromversorgung sowie separate Kontrollsysteme, mit denen das Visier bei Bedarf entnebelt und enteist werden kann. Sämtliche Informationen werden in Echtzeit an das Kontrollzentrum weitergeleitet.
Ausgefeiltes Fallschirmsystem
Freilich wurde für das Stratos-Projekt auch ein neues Fallschirmsystem mit Brems-, Haupt- und Reservefallschirm entwickelt, das den extremen Anforderungen von Baumgartners letzter und sicher gefährlichster Mission standhalten soll. Bei planmäßigem Verlauf wird Baumgartner nur den Hauptfallschirm öffnen.
Der Bremsfallschirm wiederum dient im Notfall zur Stabilisierung. Revolutionär ist der Beschleunigungsanzeiger, der Zentrifugalkraft und Dauer der Belastung misst. Überschreitet Baumgartner sechs Sekunden lang einen Wert von 3,5 G (Gravitationsstärke), wird der Bremsfallschirm automatisch geöffnet.
Automatisch aktiviert sich in 762 Meter Höhe notfalls auch der Reserveschirm, den Baumgartner per Spezialhebel wieder abkoppeln könnte, falls sich der Schirm irrtümlich zu hoch in der Stratosphäre öffnet und die Sauerstoffvorräte durch das langsame Sinken knapp werden würden.
Zerreißprobe für Baumgartner
Mit Hilfe dieser technischen Mittel soll Baumgartner den Absprung aus der Stratosphäre überleben. Ein gewisses Restrisiko bleibt aber, dessen ist sich auch der 41-Jährige bewusst.
"Niemand weiß, was passiert, wenn mein Körper die Schallmauer durchbricht. Teile des Körpers werden sich mit Überschallgeschwindigkeit bewegen, andere mit Unterschallgeschwindigkeit. Das wird ein äußerst kritischer Moment", gab Baumgartner zu bedenken.
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