Der Grund ist unübersehbar: Die French Open platzen aus allen Nähten. Im Vergleich der vier Grand-Slam-Turniere hat Roland Garros aber auch die mit Abstand kleinsten Ausmaße: 8,5 Hektar gegenüber 14 Hektar in Flushing Meadows (aber weitaus besser angelegt) und gar je 20 Hektar bei den Australian Open und in Wimbledon.
Lediglich in Paris und London wird das Major seit dem ersten Schlag auf der gleichen Anlage ausgetragen, in New York ist man von Forest Hills 1978 nach Flushing übersiedelt, in Melbourne hat man die Kooyong-Anlage 1988 in Richtung Melbourne Park verlassen.
Modernisierung dringend erforderlich
Die Veranstalter in Paris haben mit drei Hauptproblemen zu kämpfen: Zu wenig Platz für alle Fans, Mitarbeiter und Medien, es ist das einzig verbliebene Major ohne überdachte Plätze und damit sehr verwundbar bei Schlechtwetter. Außerdem braucht es dringend eine Modernisierung.
Sieben Jahre in Folge hatte es immer wieder einen neuen Zuschauerrekord gegeben, 460.390 Fans kamen 2009 in die Anlage im Westen von Paris. Viel mehr geht aber einfach nicht mehr.
Alles in allem werden für das Projekt 200 Millionen Euro veranschlagt. Eine neue Anlage außerhalb von Paris würde rund das Dreifache kosten.
Drei Alternativen
Sollte man sich politisch nicht durchsetzen und die Anlage auch auf einige umliegende Gärten etc. ausdehnen können, verliert Paris eine seiner Hauptattraktionen an einen von vier möglichen Schauplätzen.
Nach einer Vorauswahl sind noch Versailles, Gonesse und Marne-la-Vallee übrig geblieben, wobei die Touristenattraktion Versailles mit 16 Kilometern außerhalb von Paris noch am nächsten liegt und Marne-la-Vallee (nahe Disneyland Paris) schon gut 50 km entfernt wäre.
"Das ist ein Projekt, das weit über unsere Stadiongrenzen hinausgeht", sagte der Präsident des FFT, Jean Gachassin. "Es betrifft ganz Frankreich und seinen Einfluss auf der ganzen Welt."
Entscheidung bis Februar 2011
Bis zum Februar 2011 will man sich entschieden haben, ob man die nötigen Erweiterungen, eine Überdachung des Centre-Courts und andere nötige Adaptierungen in Roland Garros im Westen von Paris durchsetzt oder das Megaprojekt einer völlig neuen Location auf sich nimmt.
Sollte es dazu kommen, dann sollen insgesamt 55 Tennis-Courts entstehen, davon drei große Plätze, von denen zwei überdacht werden sollen (Kapazitäten: 18.000, 12.000 sowie ein dritter mit 8.000). Weitere 17 Sandplätze sollen für den Wettkampf, 25 für Training zur Verfügung stehen. Weiters würden zehn Hallenplätze gebaut werden.
Das ehrgeizige Ziel im Fall der Verwirklichung: 60.000 Fans sollen die neue Anlage zur gleichen Zeit benützen können. Die Pariser Stadtverwaltung wird in Anbetracht des möglichen Verlusts des Prestigeturniers wohl alles unternehmen, um Roland Garros im Westen von Paris zu halten.
Spieler skeptisch
Zahlreiche Spieler können sich mit dem Gedanken an eine Abwanderung bisher wenig anfreunden: "Ich glaube, zu dem Zeitpunkt, wann ich meine Karriere beende, wird immer noch in Roland Garros gespielt werden. Ich bezweifle, dass die French Open woanders hin verlegt werden könnten", erklärte etwa Roger Federer.
"Ich würde es vorziehen, wenn das Turnier hier in Paris bleiben würde. Sollte es verlegt werden, dann sollte es auch nicht länger Roland Garros heißen", meinte Lokalmatador Jo-Wilfried Tsonga.
Und auch die Belgierin Justine Henin zeigt sich skeptisch: "Das ist mein Lieblingsturnier. Die Tradition ist hier, allerdings sind die Platzprobleme unübersehbar. Ich hoffe, die Veranstalter finden einen Weg, damit die French Open weiterhin in Paris bleiben."
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