Gemeinderat prescht vor

"Nicht umsonst heißt das Stadion St. Hanappi."
Ein Gerücht erschüttert das Hanappi-Stadion in seinen Grundfesten. Die traditionelle Spielwiese des SK Rapid in Wien-Penzing soll demnach abgerissen und in Auhof neu gebaut werden, wie die "Wiener Bezirkszeitung" vor wenigen Tagen berichtete.

Die Pläne dazu sollen auf Initiative des ÖVP-Gemeinderat Wolfgang Gerstl vorangetrieben werden, der sich dabei auf eine Umfrage unter der Bezirksbevölkerung beruft, die sich vom Lärm während der Rapid-Heimspiele belästigt fühlt.

Der Rekordmeister dementierte den kolportierten Umzug. "Der SK Rapid stellt klar, dass das Gerhard Hanappi-Stadion (vorher: Weststadion) genauso wie Rapid ein Teil Hütteldorfs ist und es aktuell keine Pläne gibt, dies zu verändern", teilte der Verein am Montag auf seiner Homepage mit.

Kult bei Rapid-Fans
Die gewöhnlich gut informierte "Bezirkszeitung" war anderer Meinung - Fanprotesten zum Trotz, denn das "St. Hanappi", wie es von den Rapid-Anhängern ehrfurchtsvoll genannt wird, ist bei den Grün-Weißen Kult, eine neue Heimat für die meisten kaum vorstellbar. Seit rund 33 Jahren ist Rapid im Hanappi-Stadion daheim.

Gemeindrat Gerstl dürften diese Traditionen und Bedenken egal sein. Er könne sich durchaus vorstellen, dass Rapid ein neues Stadion in Auhof bekomme, wurde Gerstl in der "Bezirkszeitung" zitiert.

Verlängerung der U4
Konkret hat der Penzinger ein altes Hotelgelände ins Auge gefasst. Das Novotel hat im Oktober seine Pforten geschlossen und steht seitdem leer. "Wir haben hier ein riesiges Gelände, das genutzt werden könnte", so Gerstl.

Der Bau eines neuen Stadions würde natürlich die Verlängerung der U4 nach Auhof miteinschließen, sagte Gerstl, der damit auf eine alte ÖVP-Forderung verwies. Auch die Anrainer des Hanappi-Stadion befürworten demnach den Umzug.

Anrainer für Umzug
In einer repräsentativen Umfrage der ÖVP unter der Bezirksbewohnern im Februar sollen sich 52 Prozent für den Neubau ausgesprochen haben. 39 Prozent sollen dagegen gewesen sein, weitere neun Prozent keine klare Meinung zu dieser Frage gehabt haben.

Gerstls Visionen für die spätere Nutzung des Hanappi-Geländes klingen wenig überraschend. "Bei einem Stadionneubau in Auhof könnten anstelle des Hanappis geförderte Wohnungen gebaut werden", sagte Gerstl wenige Wochen vor der Wiener Gemeinderatswahl.

Nur "billige Polemik"?
Der Verein selbst wollte sich dazu nicht weiter äußern. "Rapid ist daher der Auffassung, dass es sich bei genannter, vermeintlicher Planung um billige Polemik handelt, an welcher sich der Verein nicht beteiligt."

Denn seit 1977 sei das Hanappi-Stadion Schauplatz unzähliger unvergesslicher Triumphe des Vereins und wegen des Heimvorteils zum hoch geschätzten Stadion des SK Rapid geworden. "Der Verein, die Fans und das Stadion in Hütteldorf verschmolzen zu einer Einheit, einer symbolisch uneinnehmbaren Festung", wie Rapid mitteilte.

Woraufhin sich am Dienstag sogar die Wiener ÖVP-Chefin Christine Marek einschaltete und ihren umtriebigen Gemeinderat zurückpfiff. In der Wiener Fußballlandschaft gebe es heilige Kühe und heilige Orte - nicht umsonst heiße das Rapid-Stadion auch "St. Hanappi". "Und heilige Orte versetzt man nicht", sagte Marek.

Michael Fruhmann, ORF.at

Links: