Überraschender Rücktritt

"Alle, die mich kennen, wissen, dass ich mich mit Mittelmaß nicht identifizieren kann."
Etwas mehr als eine Woche vor seinem 70. Geburtstag hat Gunnar Prokop überraschend mit 1. Juli seinen Rücktritt als Manager und sportlicher Verantwortlicher von Hypo Niederösterreich erklärt.

Mit dem Handball-Zampano legte am Mittwoch auch Prokops Schwägerin Maria Sykora (die Schwester seiner verstorbenen Frau Liese Prokop) ihre Agenden bei den Südstädterinnen mit sofortiger Wirkung nieder.

Als Grund gab Prokop an, dass seine Vorstellung von der Führung eines Spitzenclubs mit denen des derzeitigen Vorstandes trotz seiner Meinung nach relativ verantwortungsvollen Finanzplanung nicht mehr koordinierbar sei.

Mittelmaß nicht akzeptabel
"Schweren Herzens habe ich mich daher zu diesem Entschluss durchgerungen. Alle, die mich kennen, wissen, dass ich mich mit Mittelmaß nicht identifizieren kann", ließ Prokop in einer Presseaussendung wissen.

"Mit 1. Juli 2010 erkläre ich meinen Rücktritt als Manager und sportlich Verantwortlicher des erfolgreichsten Handballklubs Europas mit acht Champions-League-Siegen."

Differenzen mit Vereinsführung
"Ich habe den Klub 1972 gegründet und erfolgreich 38 Jahre lang geführt. Jetzt sind meine Vorstellungen von der Führung eines Spitzenklubs mit denen des derzeitigen Vorstandes nicht mehr zu koordinieren", teilte Prokop mit.

"Natürlich spüren auch wir die allgemeine Wirtschaftslage. Sowohl Differenzen bei Verpflichtungen von Spielerinnen, die unbedingt notwendig gewesen wären, um das internationale Niveau der letzten 25 Jahre zu halten, als auch von mir als verantwortlicher Sportmanager und dem Vereinskassier fix zugesagten und signierten Spielerverpflichtungen, die nicht gehalten werden, haben mich veranlasst, die sportliche Verantwortung zurückzulegen."

"Hätte sonst mein Gesicht verloren"
Im Gespräch mit der APA sagte der völlig deprimierte Prokop, dass er keine andere Wahl gehabt hätte, als zurückzutreten. Sonst hätte er sein Gesicht verloren: "Der Präsident und der Obmann haben offenbar ein besseres Lobbying im Club. Es ist so, als würde einem das Kind weggenommen."

Vier ausländische Spielerinnen hätten ihm schon fix zugesagt, aber eine Woche vor Beginn der Saison wäre seitens des Vereins die Kehrtwendung erfolgt. Die Herren hätten keine menschlichen Gefühle, sie würden anders denken, was natürlich legitim sei. "Sie wollen offenbar ein Halbprofitum, was man für die übernächste Saison hätte in Ruhe vorbereiten können. Für 2010/11 wäre die Finanzierung gegeben gewesen", meinte Prokop.

Hypo-Vorstand nimmt Rücktritt an
Der österreichische Serienmeister gab bekannt, dass der vom langjährigen Trainer erklärte Rücktritt vom Vorstand angenommen wurde.

"Prokop hat zurückgelegt, da seine sportlichen Ziele und Wünsche für ein Engagement mehrerer ausländischer Spielerinnen im Vorstand nicht genehmigt wurden. Die zur Besetzung anstehenden Positionen werden hinkünftig mit österreichischen Spielerinnen aus dem Verein besetzt", hieß es. "Hypo NÖ bedankt sich bei Prokop für sein langjähriges, erfolgreiches Engagement und seine Verdienste um den Verein und wünscht ihm weiterhin alles Gute."

Prokop selbst bedankte sich "bei allen Sponsoren, Journalisten, Freunden und meiner Familie die mir bei meiner 50-jährigen Sportlaufbahn immer wieder große Unterstützung und Verständnis entgegengebracht haben".

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