Im Interview mit ORF.at spricht Baumgartner über die Risiken der Red-Bull-Stratos-Mission, die großen Unbekannten und den gefährlichsten Moment seiner Karriere. Er erklärt auch, warum er zwar keine Angst hat, ein Unglück aber nicht auszuschließen ist. Sein Ziel lautet, "es dem Tod so schwer wie möglich gemacht zu haben".
ORF.at: Herr Baumgartner, warum setzen Sie Ihr Leben freiwillig aufs Spiel?
![]() |
©Bild: Red Bull Photofiles/Sven Hoffmann |
ORF.at: Wie lange arbeiten Sie bereits an der Red-Bull-Stratos-Mission?
Baumgartner: Nicht nur ich, ein Team der weltbesten Experten arbeitet seit Jahren daran und versucht, mit modernster Technik und Forschung mein Überleben und den Erfolg des Projektes zu garantieren. Das ist sicherlich kein Himmelfahrtskommando, wir starten erst, wenn wir uns in allen Punkten sicher sind.
ORF.at: Selbst dann ist dieser Sprung lebensgefährlich.
Baumgartner: Ein gewisses Restrisiko bleibt im Extremsport natürlich immer, der Name kommt ja nicht von irgendwo. Aber meine akribische Vorbereitung hat mich alle meine Wagnisse ohne gröbere Verletzungen überstehen lassen - und so wird es hoffentlich auch diesmal sein.
ORF.at: Was bereitet Ihnen bei dieser Mission am meisten Angst?
Baumgartner: Es handelt sich weniger um Angst als um Respekt. Wir bewegen uns hier in völlig neuen Dimensionen, noch nie zuvor hat ein Mensch so etwas gewagt. Auch wissenschaftlich befinden wir uns auf Neuland, vieles existiert in der Theorie, ist in der Praxis aber noch nicht erprobt. Daher warten einige Unbekannte auf uns, was mir manchmal natürlich auch Kopfzerbrechen bereitet.
ORF.at: Welche Unbekannten meinen Sie?
![]() |
©Bild: Red Bull Photofiles/Sven Hoffmann |
ORF.at: Was unterscheidet dieses Projekt emotional von Ihren bisherigen?
Baumgartner: Es ist einfach in allen Bereichen größer als die Sprünge zuvor. Es ist mein letzter großer Coup, der Sprung, mit dem ich in die Geschichte eingehen möchte. Da hängt natürlich viel Schweiß und Herzblut daran. Unser Team hat bereits unzählige Stunden für Red Bull Stratos gearbeitet, der Response aus aller Welt ist enorm.
ORF.at: Fürchten Sie den Tod oder denken Sie daran?
Baumgartner: Wer als Extremsportler nicht an den Tod denkt, packt besser seine Sachen und geht nach Hause. Es ist nicht so wie beim Skifahren, wo man nach einem Sturz wieder aufsteht und weiterfährt. Bereits ein kleiner Fehler kann zur Katastrophe führen, dessen muss man sich jederzeit bewusst sein.
Allerdings sehe ich meine große Stärke in der Vorbereitung meiner Projekte. Von der ersten Idee bis zur sicheren Landung wird alles bis ins Detail durchgeplant, so lange, bis ich mir vollkommen sicher bin, es dem Tod so schwer wie möglich gemacht zu haben.
ORF.at: Was war der bisher gefährlichste Moment Ihrer Karriere?
Baumgartner: Jedes meiner Projekte barg eine große Herausforderung bzw. Schwierigkeit in sich. Doch mein Sprung in die Marmethöhle in Kroatien war gefühlsmäßig der gefährlichste. Es war eng und stockdunkel, ich musste mich nach dem Absprung auf den Countdown aus meinem iPod verlassen - quasi ein Sprung in die Leere, ins Nichts.
Jede Sekunde erschien mir unglaublich lang, bis endlich das Signal zum Ziehen der Reißleine ertönte. Eine große mentale Herausforderung. Aber wieder hat mich die perfekte Vorbereitung sicher zu Boden gebracht.
ORF.at: Welche Pläne haben Sie für die Zeit nach Ihrem, wie Sie sagten, letzten Sprung?
Baumgartner: Es ist definitiv mein letztes großes Projekt als Base-Jumper. Danach werde ich als Helikopterpilot aktiv sein und mir mit Sicherheit neue Herausforderungen suchen.
Auch möchte ich mit dem Hubschrauber im Dienste der Öffentlichkeit arbeiten, etwa als Fire-Fighter, bei der Bergrettung oder bei Lastentransporten. Zudem (lacht) wird es nach der Stratos-Mission eine sehr ausgiebige PR-Tour quer über den Globus geben.
Das Gespräch führte Michael Fruhmann, ORF.at
Links: