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©Bild: Red Bull Photofiles/Luke Aikins |
Getestet wurden u. a. der Absprung aus der Druckkapsel, Bungee-Sprünge im Druckanzug, um den Sprung aus der Stratosphäre einzustudieren, und Skydives aus vergleichbar geringer Höhe von 8.000 Metern im Druckanzug. Baumgartner selbst zeigte sich zufrieden, in einigen Punkten allerdings besorgt.
Absprung aus der Druckkapsel
Die Druckkapsel wurde im Sage Cheshire Aerospace in Lancaster in Kalifornien an einem 40.000-Tonnen-Kran befestigt, ähnlich der späteren Aufhängung am Ballon. Mit dieser Simulation prüfte das Stratos-Team, wie die Druckkapsel auf Baumgartners Bewegungen in Inneren reagiert bzw. ob diese Reaktionen seinen Absprung gefährden könnten.
Schon davor stand fest: Die geringste Drehung bei einem ungenauen Absprung könnte nicht nur Baumgartners Ziel verhindern, als erster Mensch im freien Fall die Schallmauer zu durchbrechen, sondern auch zu einem gefährlichen "Flat Spin" führen, sobald der 41-jährige Salzburger eine Schicht mit höherer Luftdichte erreicht.
Nach dem Test gab es zufriedene Gesichter. "Wir wussten eben noch nicht, ob die Kapsel stabil bleibt, wenn er den Sitz nach vorne schiebt, aussteigt und abspringt", sagte Luke Aikins, Luftstratege und Skydiving-Berater des Projekts. "Aber nach dem Praxistest für den Ernstfall schaut das sehr gut aus."
Bungee-Sprünge im Druckanzug
Geradezu surreal mutete die Szenerie beim nächsten Test an. Eine Gruppe herausragender Luftfahrtexperten und Testpiloten versammelte sich in einem verlassenen Jahrmarktsgelände, um eine Weltpremiere mitzuerleben: einen Bungee-Sprung mit Druckanzug und Helm.
"Felix bekommt dadurch ein Gefühl dafür, wie er abspringen muss und seine Vorwärtsrotation kontrollieren kann", sagte Art Thompson, der Technische Direktor. Nach mehreren Sprüngen aus einem Korb, der in gut 60 Meter Höhe an einem Kran befestigt war, hatte Baumgartner seine Ausstiegstechnik nahezu perfektioniert.
Und doch blieb eine Frage unbeantwortet. "Was passiert mit meinem Körper, wenn ich die Schallmauer durchbreche? Nach diesen Tests sind wir zwar, was die Absprungtechnik betrifft, einen Schritt weiter, aber das bleibt die große Unbekannte", so Baumgartner.
Neue Skydives aus großer Höhe
Zum Abschluss der Testwoche führte das Team über der Wüste von Perris in Kalifornien einige Skydives aus fast 8.000 Meter Höhe durch. "Bei jedem Test lernen wir dazu", freute sich Baumgartner. "Jetzt gehen wir zurück ins Labor und forschen weiter an der Ausrüstung. Wir testen bis zur Perfektion und widmen uns dann den nächsten Schritten. Mit den Resultaten bin ich äußerst zufrieden."
Ziel der Skydives war es u. a., einen sauberen Absprung aus dem Flugzeug zu erreichen. Doch Baumgartner wollte auch die Beherrschbarkeit des unter Druck stehenden Anzugs sowie verschiedene Positionen im Flug beurteilen und ausprobieren, wie sich ein Druckabfall während des Flugs auswirkt.
Letztlich testete er auch sein neues "Chest Pack" mit eigenem Release-System, um bei der Landung freie Sicht zu haben. Baumgartners Technik und die verbesserte Ausrüstung harmonierten dabei perfekt, wie er in einer Pressemitteilung bestätigte. "Wir machen große Fortschritte", sagte Baumgartner. "Schon bald werden wir unser Projekt umsetzen."
Planung der weiteren Schritte
Ende Juli werden auf einer Air-Force-Basis in San Antonio die gesamten Systeme inklusive Kapsel einer intensiven Testreihe unterzogen, wobei die Bedingungen in 36.500 Meter Höhe bei Temperaturen von bis zu minus 70 Grad Cesius simuliert werden sollen. Sind diese Ergebnisse positiv, folgen Ballonsprünge aus immer größeren Höhen.
Baumgartner bleibt vorsichtig. Wiewohl er mit den bisher erzielten Fortschritten zufrieden ist, blickt er gewohnt besonnen und zurückhaltend nach vorn. "Trotz unzähliger technologischer Tests kann ein menschlicher Fehler nie ausgeschlossen werden. Es kann immer genau das passieren, woran man vorher einfach nicht gedacht hat", gab er zu Bedenken.
Auch gab er zu, sich bei dieser Mission mit dem Tod zu beschäftigen - oder beschäftigen zu müssen: "Ich habe überlegt, ob ich meine Mutter herbringen soll oder nicht. Einerseits wäre sie die erste Person, mit der ich danach sprechen wollte, andererseits würde ich nicht wollen, dass sie einen Unfall erlebt. Deshalb möchte ich sie definitiv nicht dabeihaben."
Rettung aus der Stratosphäre
Jonathan Clark, der frühere NASA-Crew-Chirurg und medizinische Direktor der Mission, beurteilt das Risiko ganz nüchtern: "Wir haben mit Joe Kittinger einen Mann im Team, der schon 1960 einen ähnlichen Sprung geschafft hat. Wir haben erfahrene Testpiloten, wir haben hochkarätige Luft- und Raumfahrtexperten. Das wird kein Stunt. Wir wollen demonstrieren, dass freier Fall und Wiedereintritt in die Atmosphäre möglich sind."
Clark betonte die Anwendungsmöglichkeiten, die sich aus den dabei gewonnenen Daten ergeben können - Rettung aus der Stratosphäre: Momentan sei das Rettungssystem des Spaceshuttle auf eine Höhe von 30.500 Metern zertifiziert. "Und warum?", fragte Clark, "weil Kittinger aus dieser Höhe gesprungen ist."
"Es gibt viele Unternehmen, die sich als kommerzielle Raumtransporter für Touristen oder für Forschungen in der oberen Atmosphäre etablieren wollen. Diese Systeme brauchen speziell in der Test- und Entwicklungsphase ein Rettungssystem. Mit unserem Know-how können wir ihnen dabei hoffentlich helfen."
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