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Queen und Familie allgegenwärtig

Als vor einigen Monaten Gerüchte die Runde gemacht haben, Bond-Darsteller Daniel Craig habe im Buckingham-Palast mit der Queen für Olympia gedreht, hat es amüsiertes Schmunzeln gegeben. Dass die Königin über typisch britischen Humor verfügen soll, wird zwar schon immer gemunkelt. So wirklich weiß das aber fast keiner, denn in den 60 Jahren ihrer Regentschaft hielt sich Elizabeth II. persönlich extrem bedeckt.

Umso größer war der „Schock“, wie es Kommentatoren beschrieben, als die Geschichte bei der Olympiaeröffnungszeremonie wahr wurde. „Die Queen hat sich so zugänglich gemacht wie noch nie zuvor“, bewertete Zeremonienmeister Danny Boyle das Video, in dem die Königin die erste Filmrolle ihres Lebens übernimmt. Offenbar musste sie dazu nicht einmal groß überredet werden. Die Queen sei 2011 gefragt worden, ob sie mitmachen wolle, und „sehr glücklich“ gewesen, Ja zu sagen, sagte eine Palastsprecherin.

Prinzessin Anne und ihr Vater Prinz Philip während des SpringreitensReuters/Olivia HarrisPrinzessin Anne (Mitte) und Prinzgemahl Philip (rechts) bei den Reitbewerben

Die Spiele in London könnten rundum royal werden. Bisher waren an jedem Tag Mitglieder der Königsfamilie dabei. Am Sonntag trat Queen-Enkelin Zara Phillips an, Vielseitigkeitsreiterin im britischen Olympiateam. Von den Zuschauerplätzen aus beobachtete sie Opa Prinz Philip, schick gekleidet in Sakko und mit Panama-Hut. Mit dabei war auch Mutter Prinzessin Anne, die einzige Tochter der Queen - im Trainingsanzug des britischen Teams. Am Samstag wurden Thronfolger Prinz Charles und Ehefrau Camilla beim Straßenradrennen gesichtet.

Volle Identifikation mit Olympia

Schon am Samstagvormittag hatten die Queen und Philip den Olympiapark besichtigt - nur Stunden nach dem großen Auftritt der Monarchin als „Bond-Girl“ bei der Eröffnungszeremonie. Die Schauspielerei konnte die Queen in den 86 Jahren ihres Lebens im Rampenlicht zwar lange genug üben, sie brauchte diese bisher aber nur für hochoffizielle Auftritte. Doch hinter den Palastmauern scheint Schritt für Schritt ein Strategiewechsel vor sich zu gehen.

Queen Elizabeth II. und der Londoner Bürgermeister Boris Johnson besichtigen die SportstättenAP/John StillwellDie Queen genießt in luftiger Höhe den Blick auf den Olympiapark

In den vergangenen Wochen gab es mehrere dieser „volksnahen“ Auftritte der Royals. Charles las im Sender BBC den Wetterbericht vor. Sein Bruder Prinz Andrew will ein Hochhaus in London hinabklettern. Charles’ Söhne Prinz William und Prinz Harry werden in Umfragen sowieso regelmäßig als nahbar und normal gelobt. Von Anfang an hatten die jungen Royals beim Olympiaprojekt für London voll mitgemacht. William, seine Frau Kate und Harry sind Botschafter des britischen Teams.

Begeisterung auf der königlichen Tribüne

Für die kommenden zwei Wochen haben sie sich als Zuschauer bei vielen Wettkämpfen angekündigt. Der Queen-Auftritt bei der Eröffnungsfeier illustriert noch einen weiteren Trend. Auf der Tribüne zeigte sich wie so oft in letzter Zeit nur der „Kern“ der Königsfamilie: die Queen und Philip, Charles mit Camilla und die jungen Nachfolger William, Kate und Harry. Als IOC-Mitglied war auch die einzige Tochter der Queen, Prinzessin Anne, dabei.

Queen Elizabeth II. mit Nick Willis und andere Neuseeländische AthletenAP/John StillwellAuch dem olympischen Dorf stattete die britische Königin einen Besuch ab

Die Queen nahm in Hellrosa gekleidet die Hauptrolle ein, stand ganz vorn und stach deutlich heraus. Kate, William und Harry saßen weiter hinten, zusammen mit Premierminister David Cameron und anderen Regierungsvertretern. Kate wirkte dabei besonders zugänglich - wenn vielleicht auch eher unabsichtlich: Sie rutschte aufgeregt auf ihrem Sitz herum, hatte feuchte Augen. So begeistert sollen die Royals von Boyles Show gewesen sein, dass gleich Gerüchte aufkamen, der Regisseur könnte in den Ritterstand erhoben werden.

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Publiziert am 31.07.2012