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Hazardspiel ging nicht auf

Thomas Farnik ist am Montag in London zum Auftakt seiner sechsten Olympischen Spiele nicht über Rang 28 mit dem Luftgewehr hinausgekommen. Der Routinier schoss 591 von 600 möglichen Ringen, zumindest 596 wären für das Finale der besten acht notwendig gewesen. Den Olympiasieg holte sich überraschend der Rumäne Alin George Moldoveanu.

Farnik kam am Montag in den Royal Artillery Barracks nicht optimal zurecht. Bereits in der ersten Serie schoss der älteste und auch an Olympischen Spielen erfahrenste ÖOC-Teilnehmer drei Neuner. „Das Hauptproblem war aber nicht der Start“, betonte Farnik. „Ich war mental gut drauf, es war eher eine technische Geschichte.“ Das Luftgewehr ist ein Standardgewehr, der Wiener kann die Waffe daher nicht genau nach seinen Bedürfnissen einstellen.

Zu viele Ausreißer

„Ich muss bei meiner Position einige Kompromisse eingehen. Das war ein Hazardspiel, das heute nicht aufgegangen ist“, so Farnik, der kein Profischütze mehr ist, sondern im Zivilberuf als Mentaltrainer arbeitet. Mit 47 Innenringtreffern bei 60 Schuss aus zehn Metern wäre der Wiener zwar ganz vorne dabei gewesen. „Das zeigt, dass ich sauber schießen kann.“ Allerdings hatte er zu viele Ausreißer dabei, die er mit seiner verkrampften Position begründete.

Schütze Thomas FarnikGEPA/Wolfgang GrebienMit dem Luftgewehr hatte Farnik so seine Probleme

Auch mit der Geometrie der Standardwaffe kam er nicht hundertprozentig zurecht. „Ich muss den Kopf sehr weit nach unten halten“, sagte der 45-Jährige, der bei ungewohnt kühlen Temperaturen in der Halle mit Kopfbedeckung antrat. „Dadurch musste ich verkrampfen und habe immer wieder Sichtprobleme bekommen.“

Außenseiter setzt sich durch

Den Titel holte sich Außenseiter Alin George Moldoveanu. Er bescherte damit Rumänien die erste Goldmedaille in London. Die Nummer 34 der Welt verwies dank 10,3 Punkten beim letzten Schuss mit dem Gesamtscore von 702,1 den Weltranglistenersten Niccolo Campiani (701,5) auf den zweiten Rang. Der Italiener hatte nach dem Vorkampf und bis zum vorletzten Schuss geführt. Bronze ging an den Inder Gagan Narang (701,1).

Der 29-jährige Moldoveanu hat bisher erst einen Weltcup-Sieg errungen (2008 in München) und überraschte nun die Favoriten. So wie Farnik hatten auch der Inder Abhinav Bindra (Olympiasieger 2008) als 16. und der Chinese Zhu Qinan (Olympiazweiter 2008, Olympiasieger 2004) als Zehnter die Qualifikation für das Finale der besten acht verpasst.

Hoffnungen auf KK-Dreistellungsmatch

„Das Luftgewehr ist nicht seine Königsdisziplin“, sagte Sportkoordinatorin Margit Melmer über Farniks Auftritt. Daher sei das Resultat auch leichter zu verarbeiten, ergänzte Farnik. Eine Muskelverletzung in der rechten Wade, die er sich vergangene Woche beim Lauftraining im olympischen Dorf zugezogen hatte, behinderte ihn laut eigenen Angaben beim Schießen nicht. Sie soll auch die Vorbereitung auf die nächsten Wettkämpfe nicht beeinflussen.

Im Mittelpunkt steht für Farnik das KK-Dreistellungsmatch nächsten Montag, in dem er nicht nur sein Olympiaticket gelöst, sondern vor vier Jahren in Peking mit Platz fünf auch sein bisher bestes Olympiaresultat eingefahren hat. Davor tritt der ÖOC-Routinier noch am Freitag wie Christian Planer, der Olympiadritte von Athen 2004, im KK liegend an. „Da erwarte ich mir aber noch weniger als heute“, betonte Farnik. „Liegend tue ich mir schwer.“

Luftgewehr:
1. Alin George Moldoveanu ROU 702,1
2. Niccolo Campriani ITA 701,5
3. Gagan Narang IND 701,1
4. Wang Tao CHN 700,4
5. Peter Hellenbrand NED 699,8
6. Pierre Edmond Piasecki FRA 699,1
7. Illja Tschargejka BLR 698,6
8. Ole Magnus Bakken NOR 691,5
28. Thomas Farnik AUT 591,0

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Publiziert am 30.07.2012