Der tödliche Sturz des Georgiers Nodar Kumaritaschwili im Training am Freitag auf der Bahn im Whistler Sliding Centre hinterließ bei allen, die den Unfall mitansehen mussten, Spuren und stimmte nachdenklich.
"Schock für die Rodelfamilie"
Prock versuchte, das "Unfassbare" zu erklären. Nach einem Fahrfehler bei 145 km/h wurde der 21-jährige Georgier von seiner Rodel über die Bahnbegrenzung gegen einen Stahlträger geschleudert. Er musste noch an der Bahn reanimiert werden, erlag jedoch kurz darauf seinen Verletzungen.
"Die gesamte Rodelfamilie ist geschockt", so Prock. Jahrelang sei nichts bis wenig passiert, bis zu dem fatalen Unfall am Tag der Olympiaeröffnung.
"100 Prozent Sicherheit gibt es nicht"
"Im Rennsport gibt es keine 100 Prozent Sicherheit, es bleiben immer ein, zwei Prozent Restrisiko, die nicht kontrolliert werden können", so der zweifache Weltmeister und dreifache Medaillengewinner bei Olympischen Spielen.
"Die Bahnen sind so gebaut, dass keiner rausfallen kann. Aber wie man gesehen hat, wenn sich mehrere Umstände unglücklich verknüpfen, passiert auch so etwas."
Enorme Belastungen
Bei einer Belastung von drei G verliert der Mensch die Fähigkeit, Farben zu erkennen, bei fünf bis sechs G wird dem Rodler automatisch der Kopf nach hinten gerissen. Kumaritaschwili war zum Zeitpunkt des Unfalls der rund vier- bis fünffachen Belastung seines Körpergewichtes ausgesetzt.
Den gesamten Rodelrennsport wollte Prock dadurch nicht infrage gestellt wissen. Auch im alpinen Skisport passieren Unfälle. "Ein Unfall kann auch mit 90 km/h geschehen", so Prock.
Kein überforderter Exote
Als ungeübten Exoten wollte der 45-jährige Tiroler den Georgier, der sich mit einem 28. Platz im Weltcup für Olympia qualifiziert hatte, auch nicht bezeichnen.
Es gebe internationale Rodlerschulen, betrieben von ehemaligen Spitzenathleten, in denen Fahrer gut ausgebildet werden und auf ihre Weltcup-Tauglichkeit hin überprüft werden.
Demtschenko warnte vor Tempo
Über die extreme Geschwindigkeit auf der Bahn - der Österreicher Manuel Pfister fuhr im Training mit 154,00 km/h neuen Weltrekord - wunderte sich jedoch auch ein Spitzenfahrer wie Albert Demtschenko.
"Ich habe immer und immer wieder vor den hohen Geschwindigkeiten hier gewarnt", meinte der Russe im kanadischen TV, "mehr kann ich nicht tun."
Kaum zu bremsen
ÖRV-Cheftrainer Friedl erklärte, dass keine neuen Bahnen mehr gebaut werden dürfen, die ein höheres Tempo als 130 km/h erlauben. Auf der bestehenden Strecke dürfe jedoch weiterhin gefahren werden.
Auch Prock meinte, dass sich die Architekten der Bahn womöglich verrechnet hätten. Ausgelegt auf 137 km/h wurde dieses Limit in Whistler regelmäßig locker überschritten. Dafür genüge laut Prock schon ein um wenige Grad anderer Eintrittswinkel in eine Kurve als üblich.
Am Freitag nahmen jedenfalls bereits die kanadischen Behörden die Ermittlungen am Eiskanal in Whistler auf.
Martin Wagner, ORF.at aus Whistler
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