Hitzfeld als Hoffnungsträger

"Er ist ein Glücksfall für den Schweizer Fußball."
Der Star der Schweizer ist ihr deutscher Trainer: Ottmar Hitzfeld fährt nach zwei Champions-League-Siegen und sieben Meistertiteln mit Borussia Dortmund und Bayern München zum ersten Mal zu einer WM.

"Unser Ziel ist es, die Qualifikation für das Achtelfinale zu schaffen. Dann schauen wir weiter", sagte der 61-Jährige. So weit kamen die Schweizer auch bei der WM 2006 in Deutschland, bei der Heim-EM scheiterte der damalige Teamchef Köbi Kuhn mit den Eidgenossen schon in der Vorrunde.

Gute Mischung aus Jung und Alt
Aber nicht nur der Trainerposten der Schweizer ist prominenter besetzt als etwa bei der letzten WM. Für den Kader gilt das Gleiche. Tranquillo Barnetta, Eren Derdiyok (beide Leverkusen), Diego Benaglio (Wolfsburg) und Gökhan Inler (Udinese) sind nur ein paar namhafte Beispiele dafür, dass immer mehr junge Schweizer früh ins Ausland wechseln und sich dort behaupten.

Der "Nati" kommt diese Entwicklung zugute. Dank erfahrener Spieler wie Alexander Frei, Christoph Spycher und Blaise N'Kufo kann Hitzfeld zudem auf eine ausgewogene Mischung aus Jung und Alt bauen. Das Selbstvertrauen der Schweizer hat aber zuletzt gelitten.

Ein Glücksfall für die Eidgenossen
Die Zuschauer schimpften auf ihre Mannschaft und einige Spieler prompt zurück: Nach Testspielniederlagen ist die Welt des Schweizer Fußballs ein wenig aus den Fugen geraten. Der Einzige, zu dem alle gemeinsam aufschauen und der so etwas wie eine unantastbare Autorität und ein Hoffnungsträger zugleich ist, ist ihr Trainer Hitzfeld.

"Er ist ein Glücksfall für den Schweizer Fußball", sagte Torwart Benaglio. Verbandspräsident Peter Gillieron ging noch weiter: "Ihm verdanken wir Anerkennung in der ganzen Welt und einen unschätzbaren Imagegewinn für unseren Sport."

Hitzfeld kümmert sich um jedes Detail
Im ersten Moment liest sich das wie eine ziemlich einseitige Verbindung: Die Schweizer rollen Hitzfeld einen roten Teppich aus und geben ihm die Möglichkeit, seine erfolgreiche Karriere gemächlich ausklingen zu lassen.

Doch so sehr es Hitzfeld mit 61 Jahren schätzt, nicht mehr jede Woche am Spielfeldrand zu stehen: Vor der WM wurde deutlich, dass er noch genauso ehrgeizig und akribisch arbeitet wie früher. "Diese Qualifikation für die Endrunde in Südafrika hat einen immensen Stellenwert für mich", sagte er.

Im Schweizer Trainingslager in Crans Montana kümmerte sich Hitzfeld um jedes Detail. Er feilte an den Passfolgen seiner Spieler, sprach viel mit ihnen und ließ das Mannschaftshotel "Royal" hermetisch von der Öffentlichkeit abschirmen. Unter ihm sei die Arbeit noch professioneller geworden, sagte Assistent Michel Pont.

Gelassenheit wirkte schon in Quali
Die "Basler Zeitung" schrieb sogar: "Der Trainer von Welt hat Verhältnisse geschaffen, die sonst nur von europäischen Großclubs oder großen Nationalmannschaften bekannt sind, aber nicht von der Schweiz." Deshalb hoffen auch alle auf ihn.

Hitzfelds Gelassenheit hatte schon zu Beginn der WM-Qualifikation gewirkt. Da blamierte sich die Schweiz mit einer 1:2-Heimniederlage gegen Luxemburg, kehrte aber bemerkenswert cool und konzentriert in die Erfolgsspur zurück. Darauf setzt die Mannschaft auch diesmal.

Linie wird durchgezogen
Kapitän Frei erzählte, dass die Spieler ein starkes "Vertrauensverhältnis" zu Hitzfeld aufgebaut hätten, ganz so, wie er das bisher überall geschafft hatte. Hitzfeld ist im Ton verbindlich, aber in der Sache knallhart.

Auch in der Schweiz hat er die Verjüngung der Mannschaft vorangetrieben und einige Etablierte wie Senderos und Frei bedingungslos gestützt. An dieser Linie hält er fest. Das Team sei ein Abbild seines Trainers, schrieb die "Neue Zürcher Zeitung": "Es schiebt sich an Limiten, es spielt nüchtern und verliert den Glauben nicht."

Steckbrief Schweiz

  • Größe: 41.285 km2 (Weltrang: 132)
  • Einwohner: 7,6 Mio. (Weltrang: 94)
  • Hauptstadt: Bern
  • Staatsform: Parlamentarischer Bundesstaat
  • Sprachen: Deutsch, Französisch, Italienisch, Rätoromanisch
  • BIP (Dollar pro Kopf): 60.820
  • Verband: Schweizerischer Fußballverband (SFV), gegründet 1895
  • FIFA-Beitritt: 1904
  • Dressen: Rot-Weiß

WM-Teilnahmen: 9

Größte Erfolge:

  • Olympiasilber 1924
  • U17-Weltmeister 2009

FIFA-Weltrangliste: 24

Teamchef: Ottmar Hitzfeld (GER/seit 2008)

Weg zur WM: Sieger der Gruppe zwei der Europa-Qualifikation

Bekannteste Spieler: Philippe Senderos (Everton/Arsenal), Alexander Frei (FC Basel), Tranquillo Barnetta (Leverkusen), Diego Benaglio (Wolfsburg)

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