Andres Iniesta versenkte einen Pass seines Kollegen Cesc Fabregas wuchtig im Tor, schickte damit ein ganzes Land in den Freudentaumel - 1:0 gegen die Niederlande, Spanien ist erstmals Weltmeister.
Erinnerung an verstorbenen Kollegen
Nach diesem Tor riss sich selbst der sonst so zurückhaltende Star des FC Barcelona das Trikot vom Körper. Darunter befand sich eine Aufschrift. "Dani Jarque siempre con nosotros" (Dani Jarque immer mit uns) war zu lesen.
Die Worte erinnerten an den ehemaligen Kapitän des Stadtrivalen Espanyol Barcelona, der im August des Vorjahres im Trainingslager einem Herzversagen erlegen war. Dani Jarque war 26 Jahre alt - genauso alt wie Iniesta es heute ist.
Nicht wegzudenken
"Es ist unglaublich, ich habe bei diesem Tor an alle gedacht, die ich liebe", strahlte Iniesta, der Offensivgeist mit dem dünnen Haarwuchs, der aus der "Seleccion" nicht mehr wegzudenken ist.
Seine Kreativität hatten die Spanier in der Anfangsphase der WM schmerzlich vermisst - etwa beim 0:1 gegen die Schweiz, als er in der Schlussphase verletzt ausgefallen war. Zeit seiner Karriere hatte sich der Mittelfeldspieler aus der Barca-Schule immer wieder mit Muskelverletzungen herumschlagen müssen.
Seine spielerische Qualität freilich ist unbestritten. "Wenn er fit ist, dann spielt er auch - immer", betonte Teamchef Vicente del Bosque beim Turnier in Südafrika. "Er ist einer unserer wichtigsten Spieler."
Spieler des Spiels
Vielseitig ist er einsetzbar - links, rechts und zur Not auch in der Mitte. Oft steigert er sich mit Fortdauer eines Spiels, ruft seine beste Leistung in der Schlussphase ab - so geschehen im Vorjahr im Halbfinal-Rückspiel der Champions League gegen Chelsea (Tor zum Aufstieg in der 93. Minute), so geschehen auch im WM-Finale.
"Ich brauche meinen Rhythmus. Wenn mir in einem Spiel etwas gelingt, gibt mir das Sicherheit", hatte Iniesta einmal gesagt. So war es dann auch an diesem Abend in Johannesburg, als der 1,73 m kleine Mittelfeldmann völlig zu Recht zum Spieler des Spiels gewählt wurde.
"Es ist fantastisch, die Freude ist riesengroß - vor allem, wenn man sieht, auf welche Art und Weise wir gewonnen haben", sagte Iniesta, einer von sieben Barca-Spielern in Spaniens Startformation.
Für Real nicht zu erwerben
Mit zwölf Jahren war Iniesta den Scouts der Katalanen bei seinem Stammverein Albacete aufgefallen. Dem schüchternen Burschen aus dem Dorf Fuentealbilla in der Region Kastilien-La Mancha war es aber schwer gefallen, ins 450 km entfernte Barcelona auszuwandern.
Er tat es nach einiger Überredungskunst dann doch - zum Glück für alle Beteiligten. Sein Vertrag bei Barca läuft bis 2015, Präsident Joan Laporta hatte ihn 2007 bei einem Angebot von Real Madrid für unverkäuflich erklärt.
"Das größte Versprechen"
In Fuentealbilla haben sie mittlerweile eine Straße nach ihm benannt, nach der WM soll dem berühmtesten Sohn der 2.000-Seelen-Gemeinde auch eine Statue gewidmet werden. Mit seinem Tor im Finale ist Iniesta nun auch zum Helden ganz Spaniens aufgestiegen.
"Er ist das größte Versprechen des spanischen Fußballs", hatte sein einstiger Barca-Teamkollege Ronaldinho schon vor Jahren gesagt. Bisher hat das Versprechen alles gehalten - mittlerweile ist es Welt- und Europameister.
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