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Außenseiter auf Spitzenplätze
Fünf von 70 österreichischen Athleten warten noch auf ihren Einsatz in der britischen Hauptstadt. Am Samstag und Sonntag soll das Quintett die Medaillenpleite aus heimischer Sicht noch abwenden. Die Chancen für Edelmetall in den verbleibenden Bewerben sind jedoch äußerst gering. Medaillen im Mountainbike-Rennen, im Modernen Fünfkampf oder im Marathon der Herren würden in die Kategorien Überraschung bzw. Sensation fallen.
Osl als heißestes Eisen
Die größten Chancen auf eine Überraschung hat am Samstag Elisabeth Osl im Mountainbike-Rennen der Damen. 2008 bei den Spielen in Peking klassierte sich die 26-jährige Tirolerin auf dem elften Platz. Ihr Ziel: die Platzierung von vor vier Jahren zu verbessern. Die Weltcup-Siegerin von 2009 zählt sich auf dem Kurs in Hadleigh Farm östlich von London nicht zu den Medaillenkandidaten. Seit 2010 stand Osl nicht mehr auf dem Podest. „Nach dem starken Jahr habe ich mir vielleicht zu viel Druck gemacht“, sagte die Tirolerin.

Osl hofft auf dem künstlich angelegten Schotterkurs auf nasses Terrain. „Dann wäre es nicht so staubtrocken“, so die Tirolerin, „die Strecke verzeiht keinen Fehler.“ Bei den Herren ist Österreich gleich im Doppelpack vertreten. Karl Markt und Alexander Gehbauer gehen am Sonntag so wie Osl als Außenseiter ins Rennen. Ein Platz unter den Top 20 ist das angestrebte Ziel. Der 32-jährige Markt ist jedoch für eine Überraschung gut. Bei einem Testrennen auf gleicher Strecke im Vorjahr belegte der Tiroler den starken dritten Rang.
Gehbauer soll vor allem Erfahrung sammeln. Der 22-jährige Kärntner fährt in London bereits mit Hinblick auf die Spiele 2016 in Rio de Janeiro. „Es ist ein großer Erfolg, dass ich mit 22 schon hier am Start stehe. Ich will Erfahrung sammeln für Rio“, sagte Gehbauer. Wichtig für die beiden Herren wird, so wie für Osl, der Start. „Weit vorne hineinzustarten ist ein Hauptkriterium“, sagte Markt. Bei einer Fahrzeit von 1:30 bis 1:45 Stunden ist zu viel Rückstand nicht mehr aufzuholen.
Einer von 20 Kandidaten
Thomas Daniel hält im Modernen Fünfkampf die rot-weiß-rote Fahne hoch. Am Samstag kämpft der gebürtige Salzburger im Fechten, Schwimmen, Springreiten, Laufen und Schießen um Edelmetall. Zuletzt war in Seoul 1988 ein österreichischer Fünfkämpfer bei Olympia am Start. Der 27-Jährige ist einer von 20 Anwärtern auf eine Medaille. Vorhersagen sind in dem komplizierten Bewerb unmöglich.

„Ich wäre aber schon zufrieden, wenn ich in allen Disziplinen meine bestmögliche Leistung gebracht habe. Dann ist ohnehin viel möglich“, sagte Daniel mit Hinblick auf die Unberechenbarkeit des Fünfkampfs. Auf den Wahlniederösterreicher wartet zusätzlich zu den fünf Disziplinen auch ein kleiner „Marathon“. Das Degenfechten zum Auftakt geht in der Copper Box über die Bühne, danach geht es durch den Olympia Park ins Aquatic Center. Springreiten und der Combined-Bewerb aus Laufen und Schießen findet schließlich in Greenwich statt.
Weidlingers letzte Chance
Am Sonntag erfolgt schließlich der Auftritt von Günther Weidlinger im Marathon. Der 34-jährige Oberösterreicher reiste erst am Dienstag nach London an. Auf die offizielle Streckenbesichtigung des Kurses quer durch die britische Hauptstadt mit Ziel vor dem Buckingham Palast verzichtete Weidlinger. Einen ersten Eindruck gewann der 34-Jährige beim Damen-Rennen. „Ich bin fit, den Frauen-Marathon habe ich mir im TV angeschaut“, sagte Weidlinger.
Mit 2:10:47 Stunden hält der Oberösterreicher seit 2009 den österreichischen Marathon-Rekord. Eine ähnliche Zeit wird auch in London notwendig sein, um in die Nähe der Spitzenplätze zu laufen. Für Weidlinger ist es der vierte Einsatz bei Olympia, der erste im Marathon. 2000 bei den Spielen in Sydney erreichte der 34-Jährige mit Platz acht über 3.000 m Hindernis sein bestes Ergebnis bei Olympischen Spielen. 2004 in Athen wurde er über 5.000 m 20., vor vier Jahren in Peking kam Weidlinger über 10.000 m über Rang 27 nicht hinaus.
Karl Huber, ORF.at
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Publiziert am 10.08.2012