Chronik

Royals, U-Bahn und Londoner sind Olympiagewinner

Die Olympischen Spiele haben mehreren britischen Institutionen und den Londonern selbst auf der britischen Beliebtheitsskala nach oben verholfen. Rund 70 Prozent der Briten haben seit Olympia etwa ein besseres Bild von der Königsfamilie.

Das teilte das Institut Ipsos Mori am Mittwoch nach einer Umfrage unter mehr als 1.000 Menschen in Großbritannien mit. Mehrere Royals, darunter Prinz William, seine Frau Kate und Prinz Harry, hatten die Athleten besonders unterstützt.

Positive Effekte hatten die Spiele auch für das Image des Londoner Transportsystems, das 57 Prozent seitdem stärker loben. Und auch die Londoner haben profitiert. Eigentlich gelten sie in ihrem Land oft als unfreundlich. Nun erklärten 74 Prozent der Befragten, sie hätten jetzt eine bessere Meinung von den Menschen aus der Hauptstadt.

Weitere sechs Afrikaner nach Spielen abgängig

Sechs weitere Mitglieder afrikanischer Olympiateams sind nach den Sommerspielen in London abgängig. Betroffen sind drei Athleten aus Guinea sowie zwei Schwimmer und ein Ringer-Coach von der Elfenbeinküste, berichteten Funktionäre aus den jeweiligen Ländern am Dienstag. Zuvor waren bereits vier für Olympia akkreditierte Kongolesen und sieben Kameruner in London verschwunden. Sie dürften versuchen, in Europa ein neues Leben zu starten.

„Drei Mitglieder unserer Delegation sind nicht ins olympische Dorf zurückgekehrt“, erklärte Adama Doumbia, ein Berater des Sportministeriums der Elfenbeinküste. Die Namen der beiden Schwimmer nannte er nicht. Bei den abgängigen Athleten aus Guinea handelt sich laut Angaben eines Mitgliedes des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) um den Judoka Facinet Keita, Schwimmerin Dede Camara und Leichtathletin Aicha Toure.

Das Londoner Organisationskomitee (LOCOG) hat wegen der sieben abgängigen Athleten aus Kamerun bereits die britische Polizei eingeschaltet. Bis Ablauf ihrer Visa im November würden die Athleten mit ihrem längeren Aufenthalt aber keine Einwanderungsgesetze übertreten, betonten die Veranstalter der Spiele.

Geldregen für indische Medaillengewinner

Nach dem erfolgreichsten Ergebnis Indiens in der olympischen Geschichte erhalten die sechs Medaillengewinner von London in ihrer Heimat hohe Geldprämien. Mehrere Bundesstaaten verkündeten dies am Dienstag in großen Zeitungsanzeigen.

An der Spitze steht Schütze Sushil Kumar, er erhält für Silber umgerechnet rund 550.000 Euro. Die Boxerin Mary Kom darf sich nach Bronze noch über etwa 228.000 Euro freuen.

Die Differenz liegt auch darin begründet, dass manche Sportler doppelt geehrt werden: Von dem Bundesstaat, in dem sie geboren wurden, und von dem, in dem sie leben. Geldprämien wurden auch von Institutionen wie der Eisenbahn angekündigt.

Olympia 2016

Olympische Fahne in Rio de Janeiro angekommen

Die Olympische Fahne für die Spiele 2016 in Rio de Janeiro ist am Montag in der brasilianischen Metropole angekommen. Beim Aussteigen aus dem Flugzeug schwenkte Bürgermeister Rio Eduardo Paes enthusiastisch die weiße Flagge mit den olympischen Ringen darauf. Er hatte die Fahne am Sonntagabend bei der Londoner Schlussfeier von Londons Bürgermeister Boris Johnson und IOC-Präsident Jacques Rogge übernommen.

Paes wurde von Carlos Arthur Nuzman, dem Präsidenten des Organisationskomitees der für 5. bis 21. August 2016 angesetzten Spiele, sowie Rios Gouverneur Sergio Cabral begleitet. Brasiliens Olympiasportler waren mit demselben Flug heimgekehrt. Am Dienstag wurde die Fahne zur offiziellen Empfangsfeier in die Hauptstadt Brasilia gebracht. Für diese Feier war auch Staatspräsidentin Dilma Rousseff angesagt.

Schlussfeier

Offenbar prominente Absagen für Schlussfeier

Kein David Bowie, keine Sex Pistols, keine Rolling Stones. Die Organisatoren der Olympischen Spiele haben sich für ihre Schlussfeier vergangenen Sonntag offenbar hochkarätige Absagen eingehandelt.

Wie die Zeitung „The Guardian“ am Dienstag unter Berufung auf Branchenkreise berichtet, schlug David Bowie das Angebot aus, die Zeremonie und damit auch die Spiele mit seinem „Heroes“ zu beschließen - obwohl der Klassiker zur inoffiziellen Hymne der britischen Olympiahelden geworden ist.

Auch Kate Bush („Running Up That Hill“), die öffentliche Auftritte seit Jahren scheut, habe nicht mitmachen wollen. Auf ihrer Homepage kommentierte sie das Event mit dem Titel „Symphony for British Music“ immerhin als „brillante Show“. Eine Sprecherin der Rolling Stones begründete das „No“ von Mick Jagger und Co. in der Zeitung „Times“ mit den Worten: „Sie sind nicht in Tour-Stimmung.“

„The Who“ überlegt es sich anders

Auch die Altstars von The Who, die das Spektakel am Sonntagabend mit „My Generation“ beschlossen, sollen das Angebot zweimal abgelehnt haben - ehe sie den Auftritt vor einem weltweiten Millionenpublikum dann offenbar als Promotion-Gelegenheit für ihre US-Tour erkannten.

Der künstlerische Leiter der Show, Kim Gavin, hatte bereits gestanden, es habe unter den angefragten Künstlern auch Absagen gegeben. Zwei von ihnen hätten dann nach dem erfolgreichen Start der Spiele doch noch eine Lücke in ihrem Terminkalender gefunden. „Dann hatten wir aber keinen Platz mehr für sie.“

Spektakuläres Goodbye mit vielen Musikstars

London hat es zum Abschluss der Olympischen Spiele am Sonntag noch einmal richtig krachen lassen. Britische Superstars aus Rock und Pop heizten mehr als 80.000 Zuschauern und Sportlern im Olympiastadion ein, ehe das olympische Feuer wenige Sekunden vor Mitternacht (Ortszeit) erlosch. Die wiedervereinigten Spice Girls, Liam Gallagher von Oasis mit dem Welthit „Wonderwall“ und die Kultband Queen, deren verstorbener Sänger Freddy Mercury per Riesenleinwand eingespielt wurde, sorgten gemeinsam mit vielen anderen Musikgrößen für ein spektakuläres und stimmungsvolles Goodbye.

Mehr dazu in Gigantische Abschlussshow

Leichtathletik

US-Sprinter Demps dürfte bald in NFL spielen

Von den Olympischen Spielen in London direkt in die National Football League (NFL)? Jeffery Demps könnte in der kommenden Saison in der nordamerikanischen Profiliga American Football spielen. Der Olympiazweite mit der US-amerikanischen 4x100-m-Staffel ist ab sofort zur Rekrutierung verfügbar, gab die NFL am Dienstag auf ihrer Website bekannt.

Den NFL-Draft hatte Demps ausgelassen, um sich voll auf Olympia zu konzentrieren. Dort kam der 22-Jährige im Vorlauf über 4 x 100 m zum Einsatz, im Finale holte sein Team hinter Jamaika Silber. Die 100-m-Bestzeit des Runningbacks, der die Universität von Florida 2009 im Football zum prestigeträchtigen College-Meistertitel geführt hat, steht bei 10,01 Sekunden.

Chinas Hürdenstar Liu will Karriere fortsetzen

Der chinesische Leichtathletik-Star Liu Xiang will seine Karriere fortsetzen. Der Hürdensprinter sagte nach seinem am Dienstag vergangener Woche im Olympiavorlauf erlittenen Achillessehnenriss, vermutlich in zwei Wochen zumindest wieder joggen gehen zu können.

„Es geht mir gut. Momentan kann ich mich zwar nicht bewegen und muss stillhalten, aber es geht schon aufwärts. Natürlich will ich meine Laufbahn fortsetzen“, sagte der 29-Jährige.

Medien

Lochte erhält Gastrolle bei „Beverly Hills 90210“

US-Schwimmstar Ryan Lochte startet eine zweite Karriere im Fernsehen. Der 28-Jährige habe eine Gastrolle in der Neuauflage der TV-Serie „Beverly Hills 90210“ erhalten, meldeten US-Medien am Dienstag. Der Olympiasieger über 400 m Lagen werde sich selbst spielen.

Die Folge soll am 29. Oktober im Rahmen der fünften Staffel der Serie ausgestrahlt werden. Lochte, der bei Olympischen Spielen in London von seinem Landsmann Michael Phelps in den Schatten gestellt worden ist, will außerdem nach Los Angeles ziehen und eine eigene Modekollektion gründen.

5,6 Millionen verfolgten die Spiele im ORF

Insgesamt 5,6 Millionen Zuseherinnen und Zuseher haben von den Olympischen Spielen in London zumindest eine Minute im ORF gesehen. Das entspricht 78 Prozent der heimischen TV-Bevölkerung ab zwölf Jahren.

Die höchste Einschaltquote brachte das 100-m-Finale der Herren am 5. August mit 618.000 Zuschauern bei 35 Prozent Marktanteil, gefolgt vom 100-m-Hürden-Finale der Damen mit der Österreicherin Beate Schrott (593.000 Zuschauer bei 26 Prozent MA). Einen Topwert erzielte auch die Eröffnungsfeier am 27. Juli mit 572.000 Zuschauern. Im Österreicher-Ranking folgten Dinko Jukic und das Finale über 200 m Delfin mit 511.000 Zusehern.

330 Stunden Berichterstattung im ORF

„Die bisher umfangreichste Olympia-Berichterstattung mit 330 Stunden live on Air hat sich hervorragend bewährt, ebenso die Aufteilung zwischen ORF eins und ORF Sport +“, resümierte ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz.

ORF-TV-Sport-Chef Hans Peter Trost zog ebenfalls eine positive Bilanz: „Auch wenn die ganz großen sportlichen Erfolge ausgeblieben sind, so haben wir mit unserer Berichterstattung Begeisterung für die Sommerspiele entfachen können und auch jene heimischen Sportlerinnen und Sportler ins Zentrum gerückt, die meist im Schatten der Wintersport-Stars stehen. Für den ORF-Sport heißt es jetzt: Nach Olympia ist vor Schladming 2013.“ In Schladming finden von 5. bis 17. Februar nächsten Jahres die alpinen Ski-Weltmeisterschaften statt.

Statistik

Phelps zum dritten Mal in Folge erfolgreichster Sportler

Schwimmstar Michael Phelps ist zum dritten Mal in Folge erfolgreichster Medaillensammler bei Olympischen Sommerspielen. Der US-Amerikaner, der seine Karriere als 18-facher Olympiasieger beenden wird, eroberte in London 2012 viermal Gold und zweimal Silber.

In Peking 2008 hatte er achtmal Gold geholt, in Athen 2004 sechsmal Gold und zweimal Bronze. Ihm am nächsten kam diesmal seine Landsfrau Missy Franklin, die viermal Gold und einmal Bronze erschwamm.

Erfolgreichste Sportler von London 2012

1. Michael Phelps USA Schwimmen 4 2 0
2. Missy Franklin USA Schwimmen 4 0 1
3. Allison Schmitt USA Schwimmen 3 1 1
4. Usain Bolt JAM Leichtathletik 3 0 0
. Allyson Felix USA Leichtathletik 3 0 0
. Dana Vollmer USA Schwimmen 3 0 0
7. Ryan Lochte USA Schwimmen 2 2 1
8. Sun Yang CHN Schwimmen 2 1 1
9. Nathan Adrian USA Schwimmen 2 1 0
. Yannick Agnel FRA Schwimmen 2 1 0
. Matthew Grevers USA Schwimmen 2 1 0
. Ranomi Kromowidjojo NED Schwimmen 2 1 0
. Rebecca Soni USA Schwimmen 2 1 0
14. Alexandra Raisman USA Turnen 2 0 1
. Zou Kai CHN Turnen 2 0 1

USA gewinnen Medaillenwertung vor China

Die USA haben die Vormachtstellung im Sommersport zurückerobert. Nach der schmerzhaften Niederlage gegen die Chinesen bei deren Heimspielen in Peking präsentierte sich das Team der Vereinigten Staaten in London wieder als Olympianation Nummer eins. 46-mal Gold sowie jeweils 29-mal Silber und Bronze ergaben in den 302 Wettkämpfen 104 Medaillen.

China musste sich trotz einer makellosen Bilanz im Tischtennis und fünfmal Gold im Badminton mit Platz zwei begnügen. Immerhin durfte die Volksrepublik über 88 Medaillen jubeln. 38-mal erklang in London die Hymne der Volksrepublik, 27-mal gab es Silber, 23-mal Bronze.

Gastgeber Großbritannien (29 Gold, 17 Silber, 19 Bronze) verdrängte im Vergleich zu Peking Russland (24/26/32) von Platz drei. Hinter Südkorea (13/8/7) etablierte sich Deutschland (11/19/14) knapp vor Frankreich (11/11/12) als Europas Sommersportnation Nummer drei. Insgesamt schafften es 85 Staaten in die Medaillenwertung, Österreich gehörte erstmals seit 1964 nicht dazu.

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