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„Wenn es um Titel geht, bin ich da“

Usain Bolt ist wieder Olympiasieger über 100 Meter. Der Jamaikaner siegte in London in 9,63 Sekunden vor seinem Landsmann und Weltmeister Yohan Blake. Seinen Weltrekord von 9,58 Sekunden verfehlte der 25-jährige Bolt am Sonntagabend beim Gewinn seiner vierten olympischen Goldmedaille knapp.

Mit ausgebreiteten Armen ließ sich Bolt von 80.000 Zuschauern im Olympiastadion umjubeln, fiel auf die Knie, küsste die Bahn, auch ein Purzelbaum folgte auf der Ehrenrunde. Wieder einmal degradierte der Sprinter mit der zweitschnellsten je gelaufenen Zeit seine Konkurrenten zu Mitläufern. Zweiter des hochklassigen Endlaufes wurde Blake in 9,75, Dritter der US-Amerikaner Justin Gatlin in 9,79. Beide stellten bei 1,5 m/s Rückenwind persönliche Bestzeiten auf.

Vor dem Startschuss machte Bolt wieder seine Scherze, danach ging es in atemberaubendem Tempo los: Nach verhaltenem Start zog der Superstar auf und davon und ließ der Konkurrenz keine Chance. „Ich habe eine Menge aus den Trials gelernt und musste mich einfach konzentrieren. Ich wusste, was ich kann. Ich bin sehr zufrieden. Wenn es um Titel geht, bin ich da“, freute sich Bolt, der sich bei bei der Olympiaauscheidung in Kingston noch Blake geschlagen geben musste.

Blake und Gatlin jubeln über Medaille

Viele Experten spekulierten deshalb schon mit einer möglichen Niederlage in London. Doch Bolt belehrte sie eines Besseren und wurde nach dem US-Amerikaner Carl Lewis 1984 und 1988 der zweite Athlet der Geschichte, der einen Olympiasieg über 100 m wiederholen konnte. Lob gab es deshalb von Weltmeister Blake, der sich auch über den zweiten Platz sehr freuen konnte.

„Das ist ein großartiges Gefühl. Ich habe so lange darauf hingearbeitet. Eine Medaille bei Olympia ist großartig. Ich bin überglücklich und dankbar für Silber, denn Usain ist der schnellste Mann der Welt. Was kann ich mehr verlangen? Der zweitschnellste Mann auf der Welt hinter Bolt zu sein ist eine Ehre. Er hat sich bei mir bedankt, dass ich ihn zu Gold getrieben habe“, sagte der Weltmeister.

Gatlin hatte acht Jahre nach Gold in Athen ebenfalls keinen Grund zu klagen. „Ich wollte unbedingt aufs Podest laufen, das habe ich geschafft. Dieser Erfolg bedeutet mir sehr viel. Es ist eine Riesengeschichte, in einer so langen Karriere nach so vielen Jahren wieder eine Rolle zu spielen. Am Start hatte ich leichte Probleme, aber über Bronze bin ich überglücklich. Das war ein unfassbares Rennen“, freute sich der 30-Jährige, der nach einer Dopingsperre 2010 sein Comeback gab.

Bolt hatte „Sorgen wegen des Starts“

Auch Bolt hatte wie schon im Vorlauf, als er ins Stolpern gekommen war, wieder Probleme auf den ersten Metern. „Ich hatte etwas Sorge wegen meines Starts, ich bin in den Blöcken ein bisschen gerutscht. Ich habe nicht die beste Reaktion, aber ich habe es gemeistert, und das ist der Schlüssel. Mein Coach sagte mir, ich soll aufhören, mir über den Start Gedanken zu machen, und mich lieber auf das Ende konzentrieren, denn das ist meine Stärke“, sagte der Olympiasieger.

Zieleinlauf von Usain Bolt bei seinem Sieg über 100 mAPA/EPA/Kerim OktenDie Konkurrenz folgte Bolt wieder einmal mit Respektabstand über die Ziellinie

Für seinen Freund und Trainingspartner Blake hatte Bolt tröstende Worte. „Er arbeitet härter als ich, aber ich wusste, was ich zu tun habe. Er wird es das nächste Mal besser machen, heute war er ein bisschen gestresst. Er hat noch viele Jahre vor sich, die Zukunft gehört ihm“, streute Bolt seinem 22-Jährigen Landsmann Rosen. Bevor er Blake das Feld überlässt, will Bolt in London noch einmal groß abräumen.

Auf dem Weg zur Legende

Der 25-Jährige hatte vor vier Jahren in Peking dreimal Gold erobert und vor den Spielen 2012 ähnliche Großtaten angekündigt. Der schnellste Mann der Welt will in London zur Leichtathletiklegende aufsteigen. Auf seiner Lieblingsstrecke, den 200 Metern, rechnet er sich im Vorfeld der Spiele die besten Chancen aus. Zum Abschluss will der Schützling von Trainer Glen Mills seine zweiten Sommerspiele mit Jamaikas Sprintstaffel über 4 x 100 Meter krönen.

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Publiziert am 06.08.2012