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„Es ist eine Tragödie“

Chinas Topstar Liu Xiang ist wie schon bei den Heimspielen von Peking im Vorlauf über die 110 m Hürden gescheitert. Hatte er vor vier Jahren wegen einer Verletzung bereits vor dem Start aufgeben müssen, rannte der Olympiasieger von 2004 am Dienstag in die erste Hürde, kam zu Sturz und verletzte sich dabei am Bein.

„Es war einfach furchtbar. Dass das ausgerechnet einem der besten Hürden-Läufer aller Zeiten passiert, ist eine Tragödie“, sagte Aries Merritt (USA), der in 13,07 Sekunden die schnellste Zeit in den Vorläufen markierte. „Es ist sehr schade, dass es gerade ihn trifft, denn ich wäre gerne gegen ihn gelaufen.“

Sturz von Liu Xiang beim 110-m-HürdenlaufReuters/David GrayLiu Xiang muss auch in London seine Medaillenträume begraben

Liu war bereits mit einem Tapeverband an der rechten Ferse an den Start gegangen, der seine seit Peking immer wieder verletzte Achillessehne schützen sollte. Bereits die erste Hürde nach dem Start stieß der 29-Jährige mit dem Fuß um, stürzte und blieb zunächst auf der Bahn sitzen. Als das Rennen zu Ende war, sprang er zunächst auf einem Bein in die Katakomben, um dann umzukehren und bis zur Ziellinie zu humpeln, wo er seinen Mitstreitern gratulierte.

„Er ist gestürzt, aber er ist wieder aufgestanden. Das ist der wahre Sportsgeist bei Olympischen Spielen“, sagte der chinesische Leichtathletik-Cheftrainer Feng Shu Yong. „Für ihn ist die Saison möglicherweise zu Ende“, so Feng. Liu habe große Wettkämpfe vor Olympia gemacht. „Diesen Druck hält nicht jeder aus. Er ist und bleibt der Beste“, sagte der Chefcoach.

„Es war schrecklich, ihn humpeln zu sehen“

„Er hat gut aufgewärmt und wirkte zufrieden“, sagte Merritt. „Ich glaube nicht, dass er verletzt an den Start gegangen ist. Ich denke, er hat einfach einen kleinen Fehler gemacht und ist die Hürde zu schnell angelaufen.“ Andy Turner (GBR), der den Vorlauf gewann, in dem Liu gestürzt war, stützte seinen Kontrahenten beim Verlassen des Stadions. „Liu ist wahrscheinlich der beste Hürden-Läufer der Geschichte. Es war schrecklich, ihn weghumpeln zu sehen, ich musste ihm einfach helfen“, sagte der Brite.

Olympia-Helfer schieben Liu Xiang im RollstuhlAPA/EPA/Franck RobichonEin trauriger Abschied von den Spielen

Liu ist einer der beliebtesten Sportler in seinem Land. Trotz seiner immer wiederkehrenden Achillessehnenprobleme kämpfte er sich zurück an die Weltspitze und blieb im Mai in Schanghai mit 12,97 Sekunden erstmals seit fünf Jahren unter 13 Sekunden. Ob der 29-Jährige seine Karriere bis zu den nächsten Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016 fortsetzen kann, ist fraglich.

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Publiziert am 07.08.2012