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London 2012 war top

Die Olympischen Spiele 2012 waren reich an Highlights. Michael Phelps und Usain Bolt waren erneut die Superstars, über die jeder sprach, eindrucksvolle Wettkampfstätten zogen den Besucher in den Bann. Und selbst die „Royals“ konnten sich dem olympischen Geist nicht entziehen.

Selbst Jacques Rogge, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), war von den dritten Spielen der Geschichte in London begeistert. „Ich bin ein glücklicher und dankbarer Mann. Es waren absolut fabelhafte Spiele“, sagte der Belgier. ORF.at blickt auf die Tops des Olympischen Sommers 2012 in der britischen Hauptstadt.

Superstars

Michael Phelps und Usain Bolt drückten den Spielen in London so wie jenen 2008 in Peking ihren Stempel auf. Phelps war im Schwimmbecken mit vier Goldenen und zweimal Silber so wie in Athen 2004 und Peking der erfolgreichste Olympionike der Spiele und trat als erfolgreichster Sportler (22 Medaillen) von der olympischen Bühne ab. Bolt zog auf der Tartanbahn die erhoffte Show ab und ließ die Konkurrenz über 100 und 200 m sowie mit der jamaikanischen Sprintstaffel Staub schlucken.

Leichtathlet Usain Bolt mit seiner typischen Siegerposedapd/Matt DunhamUsain Bolt zog auf der Tartanbahn dreimal seine große Show ab

Karibikinseln

Der Medaillenregen für Jamaika (viermal Gold, viermal Silber, viermal Bronze) stand stellvertretend für die ganze Karibik. Neben der Reggae-Insel trugen sich auch Sportler aus Trinidad und Tobago, den Bahamas, der Dominikanischen Republik und Kuba in die Siegerlisten ein. Selbst die Insel Grenada stellte mit Kirani James über 400 m einen Olympiasieger. 105.000 Einwohner des Zwergstaates freuten sich über einen neuen Volkshelden. Als einer von rund 8,5 Mio. Österreichern durfte man zu Recht neidisch sein.

Goldene Gastgeber

Bis zum fünften Tag musste Großbritannien auf die erste Goldmedaille bei den Heimspielen warten. Mit dem Sieg der beiden Ruderinnen Helen Glover und Heather Stanning sowie dem Zeitfahrttriumph von Bradley Wiggins begannen jedoch die goldenen Zeiten für „Team GB“. Getragen von der Euphorie des Heimpublikums eroberten britische Athleten bis zum Ende der Spiele 65 Medaillen, 26 davon in Gold und damit Platz drei in der Medaillenwertung. Höhepunkt war der 4. August. Am „Golden Saturday“ wurde gleich sechsmal „God save the Queen“ für einen britischen Olympiasieger gespielt.

Olympiafieber

Die Freude über die Austragung der Olympischen Spiele war in London vom ersten bis zum letzten Tag zu spüren. Ob freiwillige Helfer oder zwangsverpflichtete Soldaten - alle strahlten den olympischen Geist in den vergangenen 17 Tagen aus. Die Freundlichkeit der Gastgeber ließ einen die teils großen Distanzen zwischen den Wettkampfstätten vergessen.

Bradley Wiggins jubelt auf seinem Raddapd/AP/Lefteris PitarakisBradley Wiggins war einer von 26 „Goldenen“ der die Briten verzückte

Auch die „Royals“ ließen sich vom olympischen Fieber anstecken. Sei es für königliche Flugeinlagen im Rahmen der Eröffnungsfeier oder als Edelfan bei den Wettkämpfen. Dass mit Zara Phillips eine Enkelin der Königin auch noch Silber im Reiten gewann, setzte Olympia aus royaler Sicht die Krone auf.

Rot-weiß-rote Ausreißer

Auch wenn Österreichs Auftritt in London in der Medaillenausbeute in die Kategorie Flop fällt, gab es aus heimischer Sicht einige Lichtblicke. Dinko Jukic festigte mit Rang vier über 200 m Delfin seinen Platz in der Weltspitze, Beate Schrott stürmte über 100 m Hürden mit Rang acht in die Herzen der Sportfans und Nico Delle-Karth und Niko Resch segelten nur knapp an Edelmetall vorbei.

Im Beachvolleyball waren Doris und Stefanie Schwaiger mit Platz fünf nicht am Sand. Siebenkämpferin Ivona Dadic, Schwimmerin Lisa Zaiser und Mountainbiker Alexander Gehbauer lieferten gelungene Talentproben ab. Und Thomas Daniel bewies, dass auch Fünfkampf in Österreich modern sein kann.

Aufstand der Teenager

Die Sommerspiele 2012 werden als Aufstand der Teenager in die Sportgeschichte eingehen. Vor allem im olympischen Schwimmbecken war wahlfähiges Alter auf dem Weg zu Gold keine Grundvoraussetzung. Die 17-jährige US-Amerikanerin Missy Franklin wurde mit vier Goldenen zur erfolgreichsten Athletin der Spiele, die 16-jährige Chinesin Ye Shiwen demolierte Weltrekorde und die erst 15-jährige Ruta Meilutyte schwamm über 100 m Brust in die Schlagzeilen.

Aber auch in anderen Disziplinen zeigten die Teenager auf. So rettete etwa die erst 17-jährige Claressa Shields in der Frauen-Klasse bis 75 kg die Ehre der US-amerikanischen Boxer. Während die Herren leer ausgingen, ließ Shields der 33-jährigen Russin Nadesda Torlopowa im Finale keine Chance und krönte sich zur Olympiasiegerin. Das Londoner Motto „Inspire a generation“ wurde von den Teenagern perfekt umgesetzt.

Wettkampfstätten

Den Veranstaltern in London gebührt mit der Auswahl der Wettkampfstätten großes Lob. Nicht nur der Olympiapark war, trotz seiner Größe und der weiten Wege, ein Vorzeigemodell. Die Olympiaplaner nutzten die Faszination der Weltstadt London gekonnt aus. Die Marathon-Sightseeing-Tour durch das Zentrum Londons begeisterte ebenso, wie die Triathlon-Bewerbe im Hyde-Park. Der größte Wurf gelang jedoch mit dem Beachvolleyball-Stadion auf Horse Guards Parade. Die „Sandburg“ wurde nicht nur aufgrund der beeindruckenden Aussicht zum Publikumsmagneten.

Ansicht des Beachvolleyball-Stadions Horse Guards ParadeAPA/dpa/Peter KneffelMit dem Beachvolleyballstadion gelang den Organisatoren ein Meisterwerk

Sportsupermacht USA

Die Vereinigten Staaten von Amerika unterstrichen ihre Vormachtstellung im Weltsport in London auf eindrucksvolle Weise. 2008 in Peking kauften ihnen die chinesischen Gastgeber im Medaillenspiegel noch die Schneid ab, 2012 stellten die USA die alte Ordnung wieder her. Insgesamt 104 Medaillen, davon 46 in Gold eroberten die US-Athleten in London. China brachte es zwar auf 87 Medaillen, darunter 38 in Gold, den USA konnte das Reich der Mitte aber damit nicht das Wasser reichen.

China und die kleinen Bälle

Trösten durften sich die Chinesen mit dem totalen Triumph in Disziplinen mit kleinen Bällen. Im Tischtennis gingen alle vier Goldmedaillen an die Chinesen, im Badminton schlug das bevölkerungsreichste Land der Erde ebenfalls in allen fünf Bewerben zu. Selbst der Ausschluss von zwei Duos - Stichwort „absichtliches Verlieren“ - konnte die chinesische Vormachtstellung im Badminton nicht brechen.

Frauenbewegung

Den größten Sieg konnten die Frauen bereits vor den Spielen erringen. Nach dem Einlenken Saudi Arabiens waren erstmals alle 205 teilnehmenden Länder mit Frauen am Start. Die 16-jährige saudische Judoka Wodjan Ali Seraj Abdulrahim Shaherkani wurde zum Symbol für die erstmals vollzogene Gleichberechtigung der olympischen Bewegung. Zwar dauerte der Auftritt der Schülerin nur 82 Sekunden, ihr Bild als Symbol einer neuen Ära hat seinen Platz in der olympischen Geschichte jedoch auf ewige Zeiten sicher.

Karl Huber, ORF.at

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Publiziert am 14.08.2012