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Besser als Sydney 2000
Als „happy and glorious“ - fröhlich und herrlich - bezeichnete Rogge die Spiele 2012 in London bei der farbenfrohen Schlussfeier. Die als dezentes Lob formulierte Anspielung auf die britische Hymne wurde in den Augen vieler Beobachter den Spielen der 30. Olympiade jedoch nur bedingt gerecht. Die britische Hauptstadt präsentierte sich während der 17 Tage Olympia von ihrer besten Seite. Das prognostizierte Chaos blieb aus. Die U-Bahnen fuhren pünktlich, auch auf den Flughäfen blieb der ganz große Tumult aus.

„Spiele waren sensationell“
„Lasst uns stolz sein“, jubelte das englische Boulevardblatt „Sun“ über den Londoner Sommer. Die Briten erwiesen sich als perfekte Gastgeber. Die Freude über die Spiele im eigenen Land war an jeder Ecke der britischen Metropole zu spüren. Mit der Auswahl der Sportstätten bewiesen die Organisatoren trotz teilweise langer Wege das richtige Gespür. Das Londoner Eastend wurde vom Olympiapark belebt, Wettkampfstätten wie Wimbledon oder das Beachvolleyballstadion im Zentrum Londons sorgten für Begeisterung.
Der sportliche Erfolg der Gastgeber, 29-mal Gold, 17-mal Silber und 19-mal Bronze - sprich Platz drei im Medaillenspiegel -, trug das Übrige zur olympischen Euphorie in London bei. Die ganz großen Skandale, abgesehen vom Badminton und der des Doping überführten Kugelstoßerin Nadeschda Ostaptschuk aus Weißrussland, blieben aus. „Unsere Spiele waren sensationell“, sprach die „Sun“ aus, was sich die meisten Briten nach 17 Tagen Olympia dachten. „Das war ein goldener Sommer“, sagte auch der britische Premierminister David Cameron.
Beste Spiele aller Zeiten?
Auch die internationale Presse streute den Veranstaltern in London Rosen. Vor allem der Unterschied zur Gigantomanie von Peking 2008 wurde positiv hervorgehoben. „Intelligent und tolerant - so hat London ganz normale Spiele geschaffen“, titelte der italienische „Corriere della Sera“. Die spanische „El Pais“ meinte: „Nach dem Gigantismus in Peking setzte London auf eine kluge pragmatische Linie.“
Für die internationalen Beobachter setzten die Briten mit ihrer Begeisterung neue Maßstäbe. Sogar australische Medien zogen den Hut und hoben London 2012 über Sydney 2000, das bisherige Aushängeschild der olympischen Bewegung. „Die Londoner Olympischen Spiele haben Sydney als besten Olympiagastgeber der Moderne vom Sockel gestoßen“, titelte der „Australian“. Das Attribut „beste Spiele aller Zeiten“ gehöre damit ab sofort London 2012.

Latte liegt hoch
Sportlich sorgten Superstars wie US-Schwimmer Michael Phelps und Jamaikas Übersprinter Usain Bolt dafür, dass die Spiele 2012 in guter Erinnerung bleiben. Insgesamt 44 Weltrekorde und 117 olympische Rekorde wurden bei den 302 Wettbewerben in London erzielt. Die Latte für Rio de Janeiro, in vier Jahren erstmals Gastgeber von Olympia, liegt jedenfalls hoch. Die Brasilianer, die sich bei der Schlussfeier acht Minuten lang präsentieren durften, nehmen die Herausforderung an.
„Wir werden es besser machen“, sagte Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff. „Wir können mehr als Karneval und Samba.“ Übrigens: Auch die Organisatoren und vielen freiwilligen Helfer in London dürfen nur kurz durchatmen. Denn bereits in drei Wochen steht mit den Paralympics die nächste Großveranstaltung an. Und die sollen den olympischen Spielen in Sachen Euphorie, Flair und Organisation um nichts nachstehen.
Karl Huber, ORF.at
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Publiziert am 14.08.2012