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Österreicher keine Touristen
Die Kritik an der noch immer auf sich wartenden ersten Medaille für Österreich können die beiden Segelveteranen nicht nachvollziehen. „Man soll nicht alles totreden“, sagte Steinacher am Rande eines Sponsorentermins im Haus Austria. Die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit, vor allem jene der Medien, und das nun laut werdende Jammern über die ausbleibenden Erfolge hält der 43-Jährige für übertrieben. „Die Burschen und Mädels, die hier in London sind, geben alles“, so Steinacher.
Hartes Training wird übersehen
Die Bemühungen der Athleten werden zu wenig geschätzt, so der ehemalige Gold-Vorschoter. „Man schaut immer nur auf das Ereignis Olympia und nie auf die drei Jahre davor. Keiner hat eine Ahnung, wie viel Vorbereitung und Training die Sportler investieren“, so der gebürtige Salzburger, „schon die Qualifikation ist eine super Sache, und bei Olympia misst man sich halt mit dem Rest der Welt.“
Dass Sommerspiele kein Wunschkonzert sind, wissen die beiden Segler aus eigener Erfahrung. Nach zwei Olympiasiegen in Folge setzte es bei ihrem letzten Auftritt in Peking vor vier Jahren eine Niederlage. Mit Rang neun verabschiedeten sich die beiden und die Tornado-Klasse in die Olympiapension. Das hohe Niveau bei den Spielen verzeiht keinen schlechten Tag, so Steinacher. „Man fällt sehr leicht links oder rechts runter.“

Dass die Augen der Öffentlichkeit nur auf die Medaillen gerichtet sind (Steinacher: „Bei Olympia geht es eben hauptsächlich darum.“) überdeckt so manche Weltklasseleistung. Beispiel Dinko Jukic, der mit Rang vier über 200 Meter Lagen mitten in der Weltspitze landete. Könnte eine Spezialisierung auf einzelne Disziplinen auf Kosten anderer Sportarten helfen? „Das müsste man sich überlegen“, so Steinacher.
Sensation nicht ausgeschlossen
Die Hoffnung auf Edelmetall in London haben weder Steinacher noch Steuermann Hagara aufgegeben. Wenig überraschend sei vor allem im Segeln noch einiges möglich. „Die Segler hatten bisher einen guten Auftritt. Vor allem der Auftakt in der 470er-Klasse war perfekt“, sagte Hagara mit Hinweis auf Matthias Schmid und Florian Reichstädter, die gleich die erste Wettfahrt vor Weymouth für sich entscheiden konnten und noch immer um die Medaillen kämpfen. „Wenn sie den Flow weiter mitnehmen, ist eine Sensation drinnen“, glaubt der Wiener sogar an den Olympiasieg für das Duo.
Auch die Zukunft des österreichischen Segelsports sieht laut Hagara/Steinacher rosig aus - dank ihrer beiden Olympiasiege 2000 und 2004. „Es sind ein paar gute Namen dabei“, sagte Hagara. Und Partner Steinacher pflichtet bei: „Unsere Erfolge haben für Aufschwung gesorgt. Das wird man dann bei den Spielen 2016 und 2020 sehen.“ Nur selbst werden die beiden nie mehr aktiv bei Olympia zu sehen sein. „Olympiatourist fühlt sich gut an“, so Hagara, „das Thema ist für uns aber sonst abgehakt.“
Karl Huber, ORF.at aus London
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Publiziert am 03.08.2012