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„Die Erwartungen sind hoch“
Stolze 312 Millionen Pfund (400 Mio. Euro) wurden seit 2008 für die olympischen Sportler des Königreichs ausgegeben - auch damit toppen die Gastgeber jedes andere Land. „Die Erwartungen sind hoch, und wir wollen uns so gut wie in Peking 2008 oder noch besser verkaufen“, sagt Liz Nicholl, Generalsekretärin von UK Sport. So nennt sich die Dachorganisation des britischen Sports.
Also auf jeden Fall Platz vier und mindestens 47 Medaillen sollen am Ende herausschauen. Nach einer US-Studie der Tuck Business-School in New Hampshire darf das Team sogar mit 62 Medaillen rechnen. Auch dank des Heimvorteils: „Die anfeuernden Massen können im Zielsprint einen Unterschied machen, vorausgesetzt, der unvermeidliche Regen drückt nicht zu sehr auf die Stimmung“, erklärt Studienleiterin Emily Williams.
Wiggins hat alle inspiriert
Der britische Super-Sportsommer hat jedenfalls bestens begonnen: mit Andy Murrays Finalteilnahme in Wimbledon - der ersten eines Briten seit 1938 - und dem ersten Tour-de-France-Sieg für das Königreich. Die Triumphfahrt des Londoners Wiggins habe alle Athleten inspiriert, sagt der vierfache Bahnrad-Olympiasieger Chris Hoy. Sir Chris ist Fahnenträger bei der Eröffnungsfeier.

Handballer über Internet gesucht
Großbritannien ist als einzige Nation in allen Sportarten dabei: Die USA bieten kein Handballteam auf, Russland hat weder Fußballer noch Hockeyspieler am Start. Auch die Briten haben normalerweise keine Handball-Nationalteams: Per Casting funktionierten sie aber Sportler aus anderen Sportarten zu Handballern um, per Internetaufruf wurden Spielerinnen und Spieler mit britischem Pass aus Europa zusammengerufen.
Gebürtige Ausländer mit britischem Pass gibt es einige im Team, und manches Boulevardblatt schimpfte schon über die „Plastik-Briten“. Die in Kuba geborene Dreisprung-Hallen-Weltmeisterin Yamile Aldama reagiert darauf verletzt und sagt: „Ich bin nicht aus Kunststoff.“
„Der Sommer meines Lebens“
Die größten Medaillenhoffnungen ruhen auf den Ruderern, den Seglern, den Schwimmern und den Radfahrern. Auf der Bahn wollen wieder Hoy und sein weibliches Superstar-Pendant Victoria Pendleton auftrumpfen. Auf der Straße gehören der diesjährige dreifache Tour-de-France-Etappensieger Mark Cavendish und im Zeitfahren Wiggins zu den Topfavoriten. Im Schwimmen Rebecca Adlington und im Segeln der dreifache Goldmedaillengewinner Ben „King Ben“ Ainslie.
Tennis-Ass Murray beschwört den „Sommer meines Lebens“. Und Marathon-Weltrekordlerin Paula Radcliffe ist die britische Teilnehmerin der Herzen. „Persönlich wünsche ich mir für Paula ein Happy End mit einer olympischen Medaille“, sagt der zur Neutralität verpflichtete Organisationschef Sebastian Coe.
Last but not least gibt es ja noch Zara Phillips. Die Vielseitigkeitsreiterin und Lieblingsenkelin der Queen hatte bisher zweimal olympisches Pech: Vor den Spielen 2004 (Athen) und 2008 (Peking) verletzte sich ihr Pferd. „Geil“ nannte die 31-Jährige nun unschicklich ihre Last-Minute-Nominierung für London. Sie tritt in die Fußstapfen ihrer Mutter Prinzessin Anne, die 1976 in Montreal dabei gewesen war.
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Publiziert am 27.07.2012