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Ganze Stadt feiert mit

Der olympische Sommer 2012 hat begonnen. Pünktlich um 21.00 Uhr Londoner Ortszeit läutete Tour-de-France-Sieger Bradley Wiggins mit einem symbolischen Glockenschlag den Beginn der 16-tägigen Party in der britischen Hauptstadt ein. Nicht nur die 80.000 Zuschauer im Olympiastadion, sondern auch auf den „billigen Plätzen“ in der ganzen Stadt feierte man beim Auftakt der Party kräftig mit.

Die Anspannung und die Vorfreude auf die dritten Olympischen Spiele in der Stadt waren bereits vor der Eröffnungsfeier überall zu spüren. Den zahlreichen Sicherheitskräften und freiwilligen Helfern war der Stress der letzten Tage ins Gesicht geschrieben. Trotz aller Hektik im Vorfeld ging der Eröffnungstag im Großen und Ganzen aber friedlich über die Bühne. Die Kritik, etwa über die eigens für die olympischen Fahrzeuge gesperrten Fahrspuren und das daraus resultierende Verkehrschaos, war zumindest am Freitagabend vergessen.

Countdown und Konzert

Tausende Menschen versammelten sich auf dem Trafalgar Square im Herzen Londons, um wie zum Jahreswechsel die letzten Minuten des Olympiacountdowns zu feiern. Als die im Schatten der britischen Nationalgalerie aufgestellte Uhr auf null stellte, kannte der Jubel der Menschen keine Grenzen. Dass im Unterschied zum 31. Dezember das Feuerwerk erst knapp vier Stunden später weiter östlich über die Bühne ging, tat der Stimmung auf dem Platz keinen Abbruch.

Duran Duran bei einem Konzert im Hyde Park, LondonAP/James McCauleyDie Herren von Duran Duran haben nichts verlernt

Selbst Regenschauer konnten die Freude der Fans nicht trüben. Auch nicht im Hyde Park, der neben seiner Funktion als Austragungsort der Triathlon-Bewerbe zum Teil in ein Konzertareal umgewandelt wurde. Motto: Festivalstimmung mitten im Olympiatrubel. Das Spektakel ist zwar nicht gratis, dafür aber nicht umsonst. Am Eröffnungstag rockten etwa die Altmeister von Duran Duran. Den farbenprächtigen Überflug der „Red Arrows“ sahen auch die Besucher außerhalb des Konzertgeländes erste Reihe fußfrei.

Kein Platz im Pub

Einzig von Public Viewing war auf den öffentlichen Plätzen Londons bei der Eröffnungsfeier keine Spur. Bei jenen, die nicht zu den 62.000 Glücklichen im Stadion zählten, wurde dafür „Pub Viewing“ großgeschrieben. Kaum ein Lokal verzichtete auf die Liveübertragung der Feierlichkeiten. Einen Platz zu bekommen war dementsprechend schwierig. Die Stimmung glich jener bei Übertragungen wichtiger Fußballspiele. Als sich im Zuge der Choreographie von Oscar-Preisträger Danny Boyle die olympischen Ringe formte, brandete erstmals großer Jubel auf. „Es ist schon verdammt cool“, sagte ein stolzer Gast über die Inszenierung.

Der gelungene Gag mit dem fiktiven Helikoptersprung von Königin Elizabeth II. und der anschließend echte Auftritt der Monarchin ließ auch im Pub kein Auge trocken - vor Lachen und vor Rührung. Beim Einmarsch der Nationen baute sich die Spannung schließlich bis zum Schlusspunkt namens britischer Mannschaft auf. Als Radfahrer Sir Chris Hoy die heimische Abordnung ins Stadion führte, brandete patriotischer Jubel auf. Die Entzündung des olympischen Feuers sorgte schließlich auch in den Pubs für offene Münder.

Das Erstaunen wich dank des abschließenden Feuerwerks aber schnell wieder der Partystimmung. Erstens war das feurige Spektakel über dem Olympiastadion meilenweit zu sehen und zu hören. Und zweitens lockerte der Auftritt von Superstar Paul McCartney mit seinem Mitsingklassiker „Hey, Jude“ nicht nur bei eingefleischten Beatles-Fans die Zunge. Vielleicht wurden dank der lautstarken Begrüßung der Spiele einige Bewohner aus dem Schlaf gerissen, aber jetzt weiß auch der Letzte, dass der olympische Sommer 2012 in London begonnen hat.

Karl Huber, ORF.at aus London

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Publiziert am 28.07.2012