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Die ersten Schritte zur Massenbewegung

Athen 1896: Gratisrasur und Kleidung

241 Sportler aus 14 Ländern nehmen in Athen an den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit teil. Den ersten Titel sichert sich US-Dreispringer James Conolly. Bekanntester Sieger wird ein griechischer Schäfer namens Spiridon Louis, der den Marathon gewinnt. Er wird auf den letzten Metern vom griechischen Kronprinzen persönlich begleitet. Als Belohnung für seinen Sieg bekommt er einen Ölzweig und eine silberne Medaille sowie Gratiskleidung und -rasur bis an sein Lebensende.

Archivbild aus dem Jahr 1896: Radfahrer stellen sich entlang der Startlinie aufAPStart zum Zwölfstundenrennen, das mit einem österreichischen Sieg endet

Das österreichische Ministerium für Kultus und Unterricht schickt keine offiziellen Vertreter nach Athen. Durch Privatinitiative nehmen dennoch drei Österreicher teil und alle kehren mit Medaillen in die Heimat zurück: Paul Neumann avanciert am 11. April im 500-m-Kraul-Schwimmen zum ersten Olympiasieger Österreichs. Weit erfolgreicher ist allerdings Adolf Schmal. Der Wiener, im Fechtbewerb ungerecht bewertet, hält sich dafür mit drei Medaillen im Radfahren (Gold im Zwölfstundenfahren sowie Bronze im 10-km-Bahnfahren und 333,33-m-Zeitfahren) schadlos. Otto Herschmann sicherte sich Platz zwei im 100-m-Kraul-Schwimmen.

Paris 1900: Ewry springt zu Dreifachgold

Die Spiele in Paris stehen im Schatten der Weltausstellung und gehen über 162 Tage. Die Organisation ist amateurhaft. Hoch- und Weitspringer müssen sich ihre Sandgruben selbst schaufeln. Cricket, Krocket und Angeln gehören zum olympischen Programm. Mann der Spiele wird Ray C. Ewry (USA), der Hoch-, Weit- und Dreisprung aus dem Stand gewinnt, obwohl er nach einer Kinderlähmung erst wieder Gehen hatte lernen müssen. Olympiasieger werden auch im Unterwasserschwimmen über 60 m und im Kopfweitspringen ermittelt.

Für Österreich gibt es sechs Medaillen, aber keine in Gold. Otto Wahle ist der erfolgreichste österreichische Teilnehmer mit zwei Silbermedaillen, von denen er eine im Hindernisschwimmen erringt. Dabei muss eine Stange überklettert, eine Bootsreihe überstiegen und eine weitere Bootsreihe unterschwommen werden. Karl Ruberl holt Silber und Bronze im Schwimmen.

St. Louis 1904: Olympisches Tabakweitspucken

Der US-Amerikaner Fred Lorz gewinnt den Marathon. Später wird er disqualifiziert, er hatte 16 km im Auto zurückgelegt. Den Sieg erbt sein Landsmann Thomas Hicks. Allerdings kommt auch er nicht ganz ohne Unterstützung aus. Während des Laufs bekommt er zur Stärkung Eiweiß, Brandy und Strychnin. Sein Trainer erklärt später: „Der Lauf zeigte deutlich, dass Drogen für Athleten von großem Nutzen sind.“ Als folkloristische Bereicherung des Programms erlangen Tabakweitspucken und Tonnenspringen den olympischen Status. Die Spiele sind zwar chaotisch, aber erstmals werden Medaillen für Platz eins in Gold, für zwei in Silber und drei in Bronze vergeben.

Von Österreich werden die Spiele offiziell nicht beschickt. Zwei gebürtige Österreicher, die in den USA leben, treten jedoch für ihr Heimatland an. Julius Lenhart, in Philadelphia als Ingenieur tätig, holt im Turnen zweimal Gold (Mehrkampf und mit der US-Mannschaft Philadelphia Turngemeinde) und einmal Silber. Lange Zeit wird er in den Ergebnislisten unter USA geführt, ehe er „Austria“ zugeordnet wird. Otto Wahle reist von New York nach St. Louis und erweitert seine Sammlung von Olympiamedaillen um Bronze im 440-Yards-Kraul-Schwimmen.

Athen 1906: Zwischenspiele ohne Anerkennung

Diese Spiele, bei denen Pierre de Coubertin durch Abwesenheit glänzt, werden offiziell nie anerkannt. Schade für Österreich, gibt es doch drei Goldmedaillen durch Otto Scheff (400-m-Kraul-Schwimmen), Rudolf Watzl (Ringen) und Josef Steinbach (Gewichtheben einarmig) sowie dreimal Silber und dreimal Bronze.

London 1908: Gigantismus und Sherlock Holmes

Für die 2.008 Teilnehmer aus 22 Nationen wird im Stadtteil Shepheerd’s Bush extra eine Olympiaanlage gebaut, die 100.000 Zuschauern Platz bietet. Der olympische Gigantismus nimmt seinen Anfang. Der italienische Pizzabäcker Dorando Pietri bricht im Marathon als Führender wenige Meter vor dem Ziel zusammen und wird disqualifiziert, weil ihm Zuschauer über die Ziellinie helfen. Pietri hatte Strychnin eingenommen. Unter den Helfern ist auch ein gewisser Arthur Conan Doyle, der Erfinder von Sherlock Holmes.

In Österreich konstituiert sich ein „Zentrales Sportkomitee“, das rund 55 Athleten zu den Spielen schicken will. Aufgrund finanzieller Probleme können jedoch nur sieben Österreicher in London antreten. Einzige Ausbeute: Bronze im 400-m-Kraul-Schwimmen durch Otto Scheff, der damals noch Sochczewski heißt und erst 1930 seinen „Künstlernamen“ annimmt.

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Publiziert am 26.07.2012