Themenüberblick
Zatopek läuft, Beamon springt
London 1948: Neubeginn
Nach zwölf Jahren Unterbrechung wegen des Zweiten Weltkriegs gibt es wieder Olympische Spiele. Das Nachkriegsengland leidet noch unter Rationierungen, die Sportler werden in Schulen, Kasernen und privat untergebracht. Emil Zatopek holt über 10.000 m seine erste Goldmedaille. Die „fliegende Hausfrau“ Fanny Blankers-Koen gewinnt viermal Leichtathletik-Gold. Zu ihrem Spitznamen kommt sie, weil sie das Staffel-Finale fast wegen ausgiebigen Shoppings versäumt. Der 17-jährige US-Amerikaner Bob Mathias holt sich den Zehnkampf.

Das IOC hat zwar den Kriegsverlierern Deutschland und Japan, nicht aber Österreich, Ungarn, Bulgarien und Italien die Teilnahme verwehrt. Diesem Zugeständnis ist es zu verdanken, dass Herma Bauma im Speerwerfen die erste und bisher einzige Leichtathletik-Goldmedaille für Österreich holen kann. Ellen Müller-Preis gewinnt nach Gold 1932 und Bronze 1936 ihre dritte olympische Medaille (Bronze). Erstmals nehmen kommunistische Länder an den Spielen teil. Gestrichen werden die Kunstbewerbe.
Helsinki 1952: Sowjetisches Debüt plus Zatopekiade
In Finnland nimmt die Erfolgsära der Sowjetunion, die 1948 gefehlt hat, ihren Anfang. Das erste Medaillen-Prestigeduell gegen die USA geht jedoch verloren. Für die großen Schlagzeilen sorgt das tschechoslowakische Ehepaar Zatopek: Langstreckenläufer Emil und seine speerwerfende Frau Dana gewinnen zusammen viermal Gold. Emil erklärt später, nur so schnell gelaufen zu sein, um nicht von Danas Speer getroffen zu werden.
Zwei Medaillen durch die Kanuten Gertrude Liebhart (Silber) und Max Raub/Herbert Wiedermann (Bronze) sind die Ausbeute Österreichs.
Melbourne/Stockholm 1956: Weihnachtliche Spiele
Die ganze Welt bereitet sich auf Weihnachten vor, als vom 22. November bis 8. Dezember in Melbourne die ersten Olympischen Spiele auf dem fünften Kontinent ausgetragen werden. Wegen der strengen Quarantäne-Bestimmungen müssen die Reitbewerbe in Europa (Stockholm) durchgeführt werden. Die brutale Niederschlagung des ungarischen Aufstands durch die sowjetischen Truppen, wegen der Spanien, die Niederlande und die Schweiz den Spielen fernbleiben, hinterlässt ihre Spuren beim Wasserballduell Ungarn - UdSSR. „Das Wasser färbte sich rot“, heißt es in einem Bericht.
Laszlo Papp holt mit 31 Jahren sein drittes Olympiagold und sichert sich damit als erster Ostblock-Boxer eine Profikarriere im Westen. Österreich holt im Kanu und Rudern Bronze.

Rom 1960: Barfußläufer vor dem Kolosseum
Die antike Kulisse des Kolosseums und ein afrikanischer Barfußläufer sorgen für die Schlagzeilen. Abebe Bikila aus Äthiopien gewinnt den Marathon ohne Schuhe. Bikila hat sich seine Kondition als Leibwächter des Kaisers Haile Selassie geholt. Im 100-m-Lauf der Männer, den der Deutsche Armin Hary in 10,2 gewinnt, kommen alle sechs Sprinter innerhalb von 0,02 Sekunden ins Ziel. Der 18-jährige Cassius Clay, später als Muhammad Ali berühmt, gewinnt Gold im leichten Schwergewicht. Das Fernsehen überträgt erstmals in großem Stil.
Kaum jemand ist allerdings dabei, als der Österreicher Hubert Hammerer mit dem Freigewehr sensationell Gold schießt. Die Ruderer Alfred Sageder/Josef Kloimstein gewinnen Silber. Hubert Raudaschl ist erstmals dabei, wenn auch nur als Ersatzmann. 52 Jahre später wird sein Sohn Florian Raudaschl in Weymouth/London im Finn sein Olympiadebüt geben.
Tokio 1964: Japanische Technologie
Südafrika wird wegen seiner Rassentrennung ausgeschlossen, erstmals sind zwei deutsche Teams zugelassen. Die japanische Technologie drückt den Spielen in Tokio ihren Stempel auf. Sportstätten von noch nie gesehener Genialität und eine perfekte Organisation prägen die Wettkämpfe. Die technische Entwicklung zeigt sich auch in der Leichtathletik, in der die Stabhochspringer erstmals mit Glasfiberstäben antreten. Nur fünf Wochen nach einer Blinddarmoperation gewinnt Abebe Bikila erneut den Marathon, diesmal aber mit Schuhen.

Die österreichische Formkurve zeigt weiter nach unten: In Tokio gehen Österreichs Athleten bei der Medaillenvergabe sogar völlig leer aus - bisher einzigartig.
Mexiko 1968: Beamon und Black Power
Mexiko-Stadt bringt weitere Meilensteine in der Leichtathletik-Geschichte. Begünstigt durch die Höhenlage von 2.200 Metern stellen Bob Beamon (Weitsprung/8,90) und Lee Evans (400 m/43,86) Weltrekorde auf, an denen sich die Konkurrenz Jahrzehnte lang die Zähne ausbeißt. Dick Fosbury segelt als Erster rückwärts über die Hochsprunglatte und prägt damit den Stil, der auch heute noch dominiert. Tommie Smith und John Carlos machen mit in die Höhne gestreckten Fäusten, der Black-Power-Geste, bei der Siegerehrung publikumswirksam auf die Benachteiligung der schwarzen Bevölkerung in den USA aufmerksam. Erstmals werden Geschlechtsüberprüfungen an Frauen durchgeführt. Studentenrevolten fordern Hunderte Todesopfer.
Die von ihrem Mann Gunnar begleitete und betreute Liese Prokop und Hubert Raudaschl halten mit zweimal Silber die österreichischen Farben hoch. Speerwerferin Eva Janko, die Mutter von Fußball-Nationalteamkapitän Marc Janko, und die Kanuten Gerhard Seibold/Günther Pfaff tragen Bronzemedaillen bei.
Links:
Publiziert am 26.07.2012